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156

DER KUNSTMARKT


J. Falck, Tycho Brahe. (Auktion Nijland, Nr. 3419)

VERSCHIEDENES
Verkauf eines Teiles der Uhrensammlung Mar-
fels. Aus der allgemein bekannten Sammlung Marfels, die
durch ihre hervorragenden alten Meisterwerke der Uhr-
macherkunst in Kunstkreisen berühmt geworden ist und
mehrfach ausgestellt wurde, sind die seltenen Taschenuhren
des 16. und 17. Jahrhunderts zum Preise von 750000 Francs
in den Besitz des Hofantiquars Jacques Seligmann in Paris
übergegangen. Es sind meist Unika, wie sie selbst in
unseren großen Museen nur selten anzutreffen sind, nament-
lich Arbeiten in Goldemail und in Bergkristall.
Ein erster internationaler Kongreß für Bibliographie
und Dokumentation soll im Jahre 1910 veranstaltet
werden und hauptsächlich aus den Vertretern von Anstalten
und Vereinigungen bestehen, deren Tätigkeit diesen Dingen
gewidmet ist. Die Vorbereitungen dieses ersten Kon-
gresses sind dem internationalen bibliographischen Institut
anvertraut. Als Zeichen der Anerkennung seiner großen
Leistungen für die Bibliotheken wie für die Sache des
Friedens, der unerläßlichen Vorbedingung für jede inter-
nationale Zusammenarbeit, ist der Vorsitz in dem zu bil-
denden Ehrenausschuß Andrew Carnegie an getragen worden.
Eine aufgefundene Waffensammlung. In einem
fürstlich Hohenloheschen Gebäude in Oehrmgen, dem
sog. Landjägerhaus, ist eine Waffensammlung aufgefunden
worden, die fast 50 Jahre unbeachtet geblieben ist. Sie
ist jetzt gereinigt und geordnet worden. Die Sammlung
umfaßt, wie der Burgwart mitteilt, eine Reihe von 300 bis
400 Schußwaffen vom 16. bis 18. Jahrhundert, darunter
sehr kostbare Stücke, und ist außerdem reich an allerhand
Jagdgerät, wie Hundepanzer, Pulvermörserund-flaschen usw.
Auch ein elfenbeinernes, aus einem Zahn geschnittenes
Jagdhorn ist vorhanden. Die Sammlung wird jetzt zur
Aufstellung in das Schloß Neuenstein überführt, dessen

Wiederherstellung der Besitzer des Schlosses, FürstChristian
Kraft zu Hohenlohe-Oehringen, seit mehreren Jahren be-
wirken läßt.
Die Herausgabe eines Weltkatalogs der Inkunabeln
(Erstdrucke bis zum Jahre 1500) ist von der preußischen
Regierung in die Wege geleitet. Die bayerische Regierung,
die das Unternehmen, wie die Münch. N N. melden, in
jeder Hinsicht fördert, hat die Inventarisierung der in den
bayerischen Bibliotheken befindlichen Inkunabeln dem Bi-
bliothekar der Hof- und Staatsbibliothek Dr. Freys über-
tragen. Das Kultusministerium hat die Vorstände der-
jenigen Kirchenstiftungen, in deren Besitz sich solche
Wiegendrucke befinden, angewiesen, hiervon der Hof- und
Staatsbibliothek zu Händen Dr. Freys’ unter Angabe der
Anzahl der Werke und ihrer Titel Mitteilung zu machen.
Das Goethemuseum in Weimar hat von Frau Re-
gierungsrat Wenzel in Dresden, geb. Gräfin Hülsen, die
am 11. Januar d. J. verstarb, Goethes erste Niederschrift der
Mitschuldigen aus dem Jahre 1763 geerbt. Das Manuskript
ist von größter Bedeutung für die Goetheforschung.
Im Herbst 1909 soll die Biographie Wilhelm Buschs
erscheinen, bearbeitet von seinen diei Neffen. Dieses
Buch erhebt Anspruch auf eingehende Beachtung, denn es
wird wesentlich das Verständnis für den verstorbenen
Dichter fördern, da über das reiche Leben dieses Mannes
nur ganz Unvollkommenes existiert, das zudem viel Un-
richtiges und Schiefes enthält. Es sollen dem mit reichstem
Illustrationsmaterial aus den Skizzenbüchern des Meisters
ausgestatteten Buche auch eigene Arbeiten von Busch bei-
gegeben werden, wie Aphorismen und Tischgespräche von
großer Bedeutung für alle, die den feinen Geist des Heim-
gegangenen verstanden und verehrt haben.
Zum Münchener Bilderfälschungsprozeß macht
der Sachverständige Prof. Dr. Karl Voll im Februarheft
von Kunst und Künstler soeben ein paar charakteristische
Bemerkungen. Er sei nie im Leben so enttäuscht worden
als in dieser allzuberühmten Angelegenheit. Mit gefähr-
licher Fälscherindustrie hatten die Sachen gar nichts zu tun.
Die im Gerichtssaal aufgestellte Galerie der beschlagnahmten
Gemälde und Zeichnungen (rund 200 an der Zahl) bot
einen wahrhaft erschreckenden und beschämenden Anblick.
Mit ganz wenigen Ausnahmen waren es durchweg Sude-
leien und Kritzeleien, die weit jenseits der Grenze von
Gut und Böse liegen. Man muß nur das Milieu in Be-
tracht ziehen, aus dem sie hervorgingen und von dem aus
sie vertrieben wurden. »Kein Künstler von noch so wenig


H. Goltzius, Rob. Dudley de Leycester. (Auktion Nijland, Nr. 3327)
 
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