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DER KUNSTMARKT

263


Whistler, Soupe ä trois sous. Orig.-Radierung
(Auktion bei ]. M. Heberle in Köln, 26.—28. Mai 1909

VERSTEIGERUNG DER AMHERST-BIBLIOTHEK
Die Firma Sotheby versteigerte vom 24.- 27. März den
zweiten Teil der berühmten Amherst-Bibliothek, deren
erster Teil in der dreitägigen Dezemberauktion bekanntlich
18072 £ 19 s erlöst hat, abgesehen von den 25000 £, die
privatim für die 17 Caxtons gezahlt worden sind. Alle die
ersten Buchhändler und verschiedene private Sammler
waren anwesend; das Interesse war aber doch wesentlich
geringer als im Dezember.
Am ersten Tag (Qesamterlös 2925 £35) waren die
besten Preise folgende: Lactantius, »Opera, De Divinis
Institutionibus«, ed. princeps, 1465, 350 £ (englischer Rekord-
preis) und zweite Ausgabe, 1468, 115 £; Stundenbücher:
ein italienisches Ms., Spätrenaissance, 51/4X33/4, 24° £,
ein Sarum-Ms., Ende 15. Jahrh., iS^Xg1^, 105 £, ein
französisches Ms., 15. Jahrh., 61/2X33/4, 178 £, ein hollän-
disches, 15. Jahrh., 6X4x/2, n5 £; Justinianus, »Institutio-
num«, 2. Ausg., 1472, 41 £ (1886 18 £) und 1476er Aus-
gabe, 30 £; Lichtenberger, »Prognosticatio«, gedr. in Köln
1526, in Orolier-Einband, 86£; Thomas ä Kempis, »Imitatio
Christi«, ed. princeps, zirka 1471, 200 £ und Pariser Aus-
gabe von 1640, 47 £; John de Latterbury, »Liber Moralium«,
Oxford, 1482, 88 £; W. Lily, »Christian Astrology«, 1659,
geb. von Roger Payne, 91 £; W. Lyndewoode, »Constitu-
tiones Provinciales«, 1496, gedr. von Wynkyn de Worde,
99 £ und Aemilius Maser, »De Viribus Herbarum«, Ms.,
15. Jahrh., 44 S., übersetzt ins Englische, 62 £.
Unter den Nummern des zweiten Tages (4013 £) ver-
zeichnen wir: John Islips, »Precum Liber«, 1500—32, Ms.
von 85 Seiten, 472X3, 226 £ (Lord Amherst gab 50 £ dafür);
»Prayer, Psalter and Psalmes in Metre«, 1571, 220 £ (1889
140 £); Marbecks »Booke of Common Praier Noted«, 1550,
140 £; zweite Ausgabe des ersten Prayer-Books Eduards VL,
1549, 102 £; erstes Prayer-Book Jakobs I., 1603, 96 £; ein
Exemplar des Prayer-Books von 1661, 75 £; zweites Prayer-
Book Eduards VL, 1552, go £; Knoxs »Liturgy«, 1556,
1O2£ (1889 6s£); kleine Gebetbücher zum Kirchengebrauch,
sogenannte Primers: 1533er Ausgabe, gedr. von T. Kerver
in Paris, 140 £ (1889 60 £) und drei aus der Zeit Hein-
richs VII., 76 £; ein Salisbury-Missale, englisches Ms.,
290 S., io1/2X71/2> 15-Jahrh., 121 £ und ein anderes, gedr.
in Paris, »Hopylius pour Byrckman, 1515«, 130 £; »Mirror
of our Lady«, gedr. von R. Fawkes, 1530, 6 letzten Seiten
fehlen, 55 £; Montaigne, »Essaies«, übers, von John Florio,
1603, 63 £; »Monte Sancto di Dio«, Florenz, 1477, 4 Seiten
in Faksimile, 76 £ (Käufer: Baer-Frankfurt); John North-

wodde, »Latin Prayers and English Poems«, engl. Ms. von
182 S., geschr. 1386, 90 £ (1886 50 £); B. Öchino, »A Tra-
gedie or Dialogue of the Unjuste Usurped Primacie of the
Bischop of Rome«, 1549, 99 £; ein Ordinierbuch, 1549,
Exemplar Eduards VI., 205 £; L. Pontanus de Roma,
»Singularia in Causis Criminalibus«, Utrecht, zirka 1465,
80 £; »Pontificale Trevirense«, Ms. 15. Jahrh., geschr. für
den Erzbischof von Trier, 90 £; Miltons »Paradise Lost«,
1667, 75 £.
Von dem Erlös des dritten Tages, 3639 £ 12 s, fiel ein
guter Teil, nämlich 800 £, auf zwei etwas beschädigte und
unvollständige Exemplare des First Folio Shakespeare, 1623,
während für eine Quart-Ausgabe des »Midsummer Night’s
Dream«, 1600, 65 £ gezahlt wurden. Andere gut bezahlte
Nummern waren: »Speculum Humanae Salvationis«, gedr.
in Culenbooch von Veldener 1483, mit 128 Holzschnitten,
475 £; das auf Befehl Heinrichs VII. 1504 gedruckte Psalm-
buch, 167 £ (1899 100 £); ein holländisches Psalmbuch,
gedr. in Norwich, 1570, 70 £; Richard de Burys »Philo-
biblon«, gedr. in Köln, 1473, 150 £ (1886 45 £) und zweite
Ausgabe, gedr. in Speyer, 1483, 50 £; Stoflerinus »Eluci-
datio Fabricae Ususque Astrologiae«, 1524, in Grolier-
Originaleinband, 121 £ (1888 40 £); Richard Rolle de Ham-
pole, ein Ms. mit verschiedenen Abhandlungen, meist übers,
ins Englische von Richard Misyn, 1434—35, 236 S., 85 £ und
ein anderes Ms. desselben Verfassers, »Ye Prike of Con-
sciens«, 146 S., zirka 1465, 124 £; »Vieux Abridgement des
Statutes«, gedr. in London, zirka 1481, 112 £; »Psalterium
Davidis Regis«, englisches Ms., 13. Jahrh., 82 £; »Rudi-
mentorum Novicorum«, 1475, erstes in Lübeck gedrucktes
Buch, 24 £ 10 s. Für zwei Blätter aus Fust und Schöffers
»Psalmotum Codex«, 1457, gab Quaritch 81 £.
Die bestbezahlten Nummern des vierten Tages (3941 £
17 s) waren: Turrecremata, »Questiones super Evangehis«,
Venedig, 1514, 100 £ (Lord Amherst kaufte es für 12 £);
eine deutsche Flugschrift mit Holzschnitten, »Tondalus seu
Tundalus, incipit hbellus de raptu animi«, zirka 1473, 30 S.,
99 £; Ms. von Wycliffes Übersetzung des Neuen Testaments,
312 S., 7X33/4, zirka 1400, 1210 £; Ms. von Purveys Version
des Wycliffeschen Neuen Testaments, 257 S., 61/2X41/4,
14. Jahrh., 295 £; Ms. derselben Version mit Sarum Table
of Lessons, 121 S., 63/4X41/2, 210 £; Ms. der Wycliffe-
Purvey-Version im schottischen Dialekt von Murdoch Nisbet,
251 S., zirka 1520, 185 £; Tyndales »Newe Testament«,
gedr. in Antwerpen 1534, unvollständig, 47 £; revidierte
Version desselben Buches, Antwerpen, 1534—35, gedr. auf
gelbes Papier, 250 £; Coverdales Neues Testament, 1538,
109 £; Thomas Aquinas »Secunda Secundae«, gedr. von
Peter Schöffer, 1467, 105 £; Alfonso della Torre, »El tratado
llamando visio delectabile«, zirka 1497, 109 £; Richard
Whytforde, »The Boke called the Pype«, 1532, 100 £ (1885
39 £) und fünf Bände Jahrbücher, gedr. von Pynson und
Graf ton, zirka 1520—1553, 100 £
Im ganzen sind für die Amherst-Bibliothek, bestehend
aus 10017 Nummern, 32592 £ 11 s gezahlt worden, oder
wenn man die 25000 £ hinzuzählt, für die Pierpont Morgan
ihre 17 Caxtons erstand, 57592 £ 11 s. Dieser Betrag ist
im englischen Auktionsmarkt nur von zwei Bibliotheken
übertroffen worden. Fürdie488oNummern der Ashburnham-
Bibliothek wurden 104423 £ gezahlt und für die 11973
der Hamilton-Palace-Bibliothek 86443 £• Man berechnet,
daß die Amherst-Bibliothek mit einem Gewinn von über
20000 £ verkauft worden ist. Der Gesamterlös der Amherst-
schen Sammlungen beträgt zirka 100000 £, wovon 38796 £
auf die Kunstmöbel und Limoges-Emailarbeiten fallen.
 
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