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DER KUNSTMARKT


München. Am i. Dezember vorigen Jahres hat das
berühmte Antiquariat von Ludwig Rosenthal die Feier seines
50jährigen Jubiläums begehen können. Aus diesem Anlaß
ist ein Jubiläums-Katalog (Nr. 130) mit Preisen erschie-
nen, der mit 40 Abbildungen geschmückt, 15g Rara und
Rarissinia aufführt. Kostbare seltene Wiegendrucke, wert-
volle Handschriften, Autographen usw. werden darin zum
Kauf angeboten, darunter sind unter anderen zwei Blatt
einer vollständig unbekannten Ausgabe des dreißigzeiligen
Donats auf Pergament gedruckt (Mainz, Johannes Guten-
berg, ca. 1450). Das einzige bisher bekannte vollständige
Blatt eines Donats ist dem Katalog als Faksimile beigegeben.
Unter den Autographen ragt ein Original-Musikmanuskript
von Richard Wagner, das Fragment einer unvollendeten
Oper »Die Hochzeit«, hervor. Auch ein vergoldeter,
kupferner Globus von 14 cm Durchmesser, verfertigt von
Robertus de Bailly im Jahre 1530, wird angezeigt, ein herr-
liches Monument zur Geschichte der Geographie und zur
Entdeckungsgeschichte Amerikas. — Soeben verschickt die
Firma ihren sehr reichhaltigen Katalog 142: Deutsche
Literatur von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur
Gegenwart (4170 Nummern) mit einer großen Anzahl
seltener Erstausgaben der Klassiker und Romantiker und
wertvollen illustrierten Büchern.
VOM LONDONER KUNSTMARKT
Vor kurzem hat der Graf von Chesterfield Holme Lacy,
den historischen Sitz seiner Familie, den einst Wilhelm
der Eroberer einem Walter de Lacy geschenkt hat und der
dann von dessen Familie durch Heirat an die Scudamores
und von ihnen auf gleichem Weg an die Stanhopes, Grafen
von Chesterfield, übergegangen ist, für vier Millionen Mark
an den australischen Millionär Sir R. L. Tooth verkauft.
Nicht eingeschlossen war in diesen Verkauf der Inhalt des
Hauses, in dem sich im Lauf der Generationen wertvolle
Kunstschätze angesammelt haben, und ihn oder was von
ihm nach Entfernung der Familienbilder und von sieben
Möbelwagenladungen voll wertvoller Effekten noch übrig
war, hat der Graf in den vier Tagen vom 31. Januar bis
3. Februar durch die Firma Knight, Frank und Rutley
an Ort und Stelle versteigern lassen. Der Andrang der
Kunsthändler und Kunstliebhaber war groß und für 1126
Nummern sind 31 380 £ eingegangen, was von wenig Auk-
tionen außerhalb Londons übertroffen worden ist.
Der sensationellste Preis, 2000 Gs, fiel auf einen schön-
geschnitzten Bücherschrank-Pult aus Mahagoniholz, in dem
Altmeister Chippendale chinesische und französische Mo-
tive vereinigt hat. Gut bezahlt wurden auch die prächtigen
Schnitzereien, die Grinling Gibbons im 17. Jahrhundert über
den Kaminen von Holme Lacy ausgeführt hat. Für vier
derselben wurden 3675 Gs gezahlt. Der höchste Preis,
950 Gs, fiel auf die vergoldeten Kamingesimsdekoration
im Salon. Sie zeigt einen Adler, der einen Eichenzweig
hält, mit Monogramm und Krönlein darunter, Blumengir-
landen, Früchte usw. Wir lassen die wichtigsten anderen
Preise folgen: dreizehn Stücke gewirkter Tapete (Brüsseler
und anderer), 1783 Gs; das reichgeschnitzte Staatsbett, in
dem Karl II. geschlafen hat, 750 £; zwei große, alte,
eichene Eßtische, 540 Gs; ein geschnitztes Chippendale-
Bett 97 Gs; ein Paar Karniese (Karl II), 150 Gs; ein Paar
geschnitzte Stühle aus Wallnußholz, 72 Gs; ein Chippen-
dale Bücherschrank mit Dentellengesims, 330 Os; zwölf
Queen Anne-Stühle aus Walnußholz, 180 Gs; ein altitalie-
nisches Kästchen aus Schildkrötenschale, 60 Gs; ein ge-
schnitzter und vergoldeter Armleuchter (James I.), 370 Gs;
ein alter Boulle-Schreibtisch, 575 Gs; ein alter Feuerschirm
aus Ebenholz (CharlesII.) 70 Gs; ein Queen Anne-Tisch und
zwei spätere Stühle am Walnußholz, 580 Gs; neun ge-
schnitzte, eichene Lehnstühle (Charles II.) 690 Gs; ein

Adam - Schreibtisch, 280 Gs; eine Louis XV.-BouIle-Uhr,
100 Gs; ein italienischer Majolika-Teller, mit Greif und
Wappen, 500 Gs; ein Urbino-Kredenzteller mit Reiterfigur
und Aufschrift: »Curtio van ano, 1556«, 155 Gs; drei blaue
und vergoldete Chelsea-Tassen, 55 Gs. Unter den zirka
150 zurückgebliebenen Bildern waren die bedeutenderen
folgende: Zucchero, Brustbild der Königin Elizabeth, Holz,
36X27, 275 £; Porträt des Sir James Scudamore, angeblich
von Van Dyck, 93X60, 650 £; lebensgroße Gruppe des
John Cecil, Earl of Exeter, und seiner zwei Brüder, 84x80,
angeblich von Van Dyck, 440 £; Allan Ramsay, »Jane, wife
of James Brydges«, Kniestück, 48X38, 600 & und Francis
Hayman, »Lady Catherine Stanhope«, 48X39, 430 £.
In Sothebys Auktionsräumen wurden am 1. Februar
in der Versteigerung der Radway Grange-Bibliothek, für
die 77g £ eingingen, für eine Sammlung von 27 Karten
und Plänen zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 84 £
und für einen Band sechs alter Theaterstücke, einschließlich
Nathaniel Richards »The Tragedy of Messallina«, 1640,
53 £ gezahlt. Aus einer Auktion derselben Firma am
3. Februar heben wir folgende Preise hervor: Henry Aikens
»National Sports of Great Britain« 70 £; Chippendales
»Gentleman and Cabinet-maker’s Directory«, 1. Ausgabe,
1754, 21 £ und L. Mansions »Costume of Officers of the
British Army«, 1833—36, 56 £.
In einer Silberzeug - Auktion Christies erzielten am
3. Februar zwei irische Kartoffelringe, der eine eine Arbeit
Samuel Walkers aus Dublin ca. 1760, 131 £ 3 d (235 s
per Unze), der andere eine Arbeit J. Jacksons aus Dublin,
ca- *775, 103£8s 6d (210 s per Unze). Andere Nummern
waren eine glatte Trinkkanne von James Sympson, Edin-
burgh, 1704, 168 £ 5 s 2 d; eine vergoldete Tasse mit
Nelsons Wappen, 52 £ 2 s 6 d. Am nächsten Tag wurden
von derselben Firma folgende Gegenstände versteigert: ein
paar Adam - Piedestale aus Mahagoniholz, 220 Gs; eine
Louis XVI.-Kommode, 190 Gs; eine Garnitur Empiremöbel,
145 Gs, eine Uhr von Vulliamy 125 Gs und acht Chippen-
dale-Stühle 114 Gs.
Am 28. Februar wird bei Sotheby ein interessanter
Brief versteigert werden, den Friedrich der Große am
26. Februar 1740 in Berlin an Algarotti schrieb und an
den zwei nächsten Tagen wird dieselbe Firma den Rest
der berühmten Sheffield-Bibliothek versteigern, darunter
verschiedene Bücher und Dokumente, die an die große
Freundschaft zwischen dem ersten Grafen Sheffield und
dem großen Historiker Edward Gibbon erinnern, o. O.
New York. Am 14. Januar wurde die Sammlung
Freddric de Mele-Paris durch James P. Silo in den Fifth
Avenue Art Galleries versteigert. Ein heftiger Schneesturm
hielt viele Interessenten fern. Hier die Preise über tausend

Dollar, Namen der Käufer in Klammern. Dollar
Boucher, Der Herbst (H. S. Kearney) .... 2950
Drouais, Marquis d’Ossum (Louis Ralston) . . . 2400
Diaz, Ludwig XV. und die Marquise von Pompadour
in Choisi le Roi. . 4600
Laueret, Blindekuh. 1900
Murillo, Los Ninos de la Concha 4100
Nattier, Mme Adelaide als Diana 4600
Nattier, Admiral De Floen Adlercrona(K. J. Campbell) 4400
Nattier, Der Frühling (C. Z. Marshall) 4400
Nattier, Der Sommer (W. Mitchell) 4200
Nattier, Der Herbst (O’Reilly) 4000
Nattier, Der Winter (O’Reilly) 2500
Nattier, Diana und Aktäon (J. Lefevre) 1200
Pater, Parkszene (James Byrnes) 2450
Reni, Lukrezia 1350
Vigee-Lebrun, Junges Mädchen mit Mandoline (C.
W. Collier) 1250
Das Gesamtergebnis betrug rund 50.000 Dollar.
 
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