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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 10.1913

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Nr. 8 (22. November 1912)
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DER KUNSTMARKT

83

VERSUCHE IN DER BEHANDLUNG ALTER
HOLZSCHNITZEREIEN UND MALEREIEN AUF
HOLZ.
Vom Maler C. Jantsch.
(Schluß aus der vorigen Nummer)
Zum Leimtränken der museumsgerecht zu be-
handelnden Figuren nahm ich auch anfangs Kölner
oder einen sonstigen harten Lederleim. Durch das
Studium der in matter Branntweinvergoldung aus-
geführten Figuren kam ich zu der Ansicht, lieber den
harten Leim fallen zu lassen, um ein späteres, immer-
hin mögliches Losplatzen zu vermeiden.
Ich suchte nach einem sehr weichen Leime und
fand denselben in einer Hartgelatine französischen
Ursprungs von Coignet, Marke Laine.
Die Gelatine wird in Wasser aufgequollen, danach
im Wasserbade geschmolzen. Um möglicherweise
unter dem losgelösten Kreidegrunde vorhandene
Schimmelsporen oder Larven von Holzschädlingen
abzutöten, setze ich zehnprozentige Lösung von Sa-
lizylsäure in Alkohol zu. Die ersten Überzüge werden
mit möglichst schwachem aber äußerst heißem Leim-
wasser vorgenommen, nur nach und nach verstärkt
man die Leimlösung, bis die Leimfarbe sich nicht
mehr verändert. Sollten bei den ersten Überzügen sich
Erhebungen des Grundes zeigen, so haben diese nichts
auf sich; das unter die Kreideschicht eindringende
heiße Wasser treibt die Luft vor sich her, die ihrer-
seits den Grund heben muß. Die späteren Überzüge
binden auch diese Stellen fest.
Immerhin macht die so behandelte Figur aus früher
angegebenen Gründen einen weißlichen Eindruck, den
man durch einen einmaligen Wachsüberzug aufhebt.
Ich habe schon oben auseinandergesetzt, daß
heißes, geschmolzenes Wachs nicht notwendig ist.
Ich möchte aber überhaupt Terpentin wachs nicht an-
gewendet sehen.
Für meine anderen Restaurierungsarbeiten benutze
ich als Bindemittel für meinen Kitt ein sogenanntes

Wasserwachs. Ich stelle dieses her, indem ich dem
geschmolzenen Wachse, bestem gelben Bienenwachse,
pro 100 Gramm Wachs 8 Gramm in ganz wenig
Wasser gelöstes Ätzkali oder Ätznatron zusetze. Vor-
sicht ist hier insofern notwendig, da das Natron oder
Kali nur in kleinen Portionen zugesetzt werden darf,
da es andernfalls die Wachsmasse zum heftigen Über-
schießen bringt. Danach kann man nach Belieben
eine größere Menge Wasser zugeben; wenn die
Wachslösung hierbei erstarrt, so muß sie erwärmt
werden. Man erhält dann eine sahnenfarbige, sämige
Lösung, die auf Flaschen gefüllt, sich nicht verändert.
Mit dieser Lösung überzieht man dünn die geleimten
Figuren, die, nach dem Trocknen gebürstet, einen
feinen halbmatten Glanz haben. Es empfiehlt sich,
dem Überzüge eine kleine Menge Leimlösung hinzu-
zusetzen, dadurch gesteht die Wachslösung etwas,
was sich aber durch Umrühren und nötigenfalls durch
Verdünnung verliert.
Die Wachslösung läßt sich auch auf andere Weise
herstellen. Schon die Alten stellten für ihre enkausti-
schen Malereien ja dieselbe mit Meerwasser her. Ich
nehme Ätznatron, da der kleine Überschuß, den ich
anwende, die Leimung etwas erweicht und das Wachs
sich dadurch fest mit demselben verbindet.
Nun zur Behandlung von wurmzerfressenen Holz-
schnitzereien. Selten ist der Wurm noch tätig, was
man ja daran erkennt, ob er kleine Wurmmehlhäuf-
chen ausstößt. Hier kommt es darauf an, den Wurm
und die vielleicht vorhandenen noch entwicklungs-
fähigen Eier abzutöten. Dazu gibt es verschiedene
Mittel, Schwefelkohlenstoff- und Formaldehyddämpfe
tun gute Dienste. Erforderlich ist nur ein genügend
großer Kasten, in den die Figuren hineingelegt werden
können. Dann stellt man flache Schalen mit Schwefel-
kohlenstoff hinein und verschließt den Kasten luft-
dicht. Je nach der Größe der Figuren läßt man die
Dämpfe länger oder kürzer einwirken.
Dies ist ein bekanntes, vielfach angewandtes Ver-
fahren: ihm haftet als Nachteil die nicht wegzuleug-

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| 10. bis 12. Dezember 1912 |
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