so wichtig, daß wir ihr überall die eifrigste Nach-
ahmung wünschen, besonders auch in den Groß-
städten. Die Berücksichtigung der zeitgenös-
sischen Kunst ist dabei von größtem Werte!
Amerikanischer Kunstluxus. Angesichts der
vielbesprochenen Abwanderung europäischer Kunst-
schätze nach Amerika, dürfen die Zahlen, die
über den Ausfuhrhandel des Zolljahres 1911/12
kürzlich veröffentlicht wurden, Anspruch auf Be-
achtung machen. Danach wurden in genannter
Zeit Kunstgegenstände im deklarierten Werte von
genau 144 Millionen Mark nach den Vereinigten
Staaten eingeführt; eine Summe, die die der
vorjährigen um rund 54 Millionen Mark über-
steigt. Von diesen 144 Millionen entfallen auf
Frankreich allein 68 Millionen Mark. Ihm zu-
nächst steht unter den europäischen Lieferanten,
die die neue Welt mit Kunstwerken versorgen,
England mit einem Verkaufswert von 60 Milli-
onen Mark. Was Deutschland und Italien an-
betrifft, so haben sie den amerikanischen Multi-
millionären nicht mehr als 4,8 beziehungsweise
3,1 Millionen Mark abgetreten. Man hat im
übrigen konstatiert, daß sich seit mehreren Jahren
die Aufmerksamkeit der amerikanischen Liebhaber
im steigenden Grade den alten Werken, Ge-
mälden, modernen Skulpturen und Möbeln zu-
wendet, während die Erzeugnisse des modernen
Kunstschaffens mehr und mehr in Mißkredit ge-
raten. Sie figurieren denn auch in der Gesamt-
summe der Ausfuhr des letzten Jahres nur mit
dem Betrage von knapp 4 Millionen Mark.
Ein Verdi-Denkmal in Petersburg. Zum 100.
Geburtstag Verdis bekommt auch Petersburg ein
Denkmal. Es sind bereits 350000 Rubel (etwa
SU Millionen Mark) gesichert. Am Fuße des
Denkmals sollen drei Bronzefiguren stehen: Ade-
lina Patti als Gilda in Rigoletto, Johanna Stoltz
als A'ida und Sigrid Arnoldson als Violetta in
Traviata.
Der Bauanwalt.
Eine Vereinigung von „sogenannten Archi-
tekten", deren Sitz sich in einer Großstadt
Mitteldeutschlands befindet, hat sich kürzlich
auch mit der Frage der Standesbezeichnung
für die wirklichen Architekten befaßt. Obgleich
es die betreffende Vereinigung gar nicht nötig
gehabt hätte, sich hierüber die Köpfe zu zer-
brechen, da die meisten ihrer Mitglieder eben
gar nicht für eine Standesbezeichnung von künst-
lerischen Architekten in Frage kommen. Aber da
sie sich nun einmal berufen fühlte, auch über
diese Sache mit zu debattieren, so sei auch von
dem Resultat berichtet, zu dem sie gelangten:
es wurde für den Titel „Bauanwalt" einge-
treten. Für einen künstlerisch schaffenden Ar-
chitekten, der beim Publikum nicht mit einem
Bauunternehmer verwechselt werden will, jeden-
falls eine sehr unglückliche Bezeichnung, die man
sowohl aus geschmacklichen Gründen als auch mit
Rücksicht darauf, daß sie gerade zu falschen
Deutungen Anlaß geben kann, ablehnen muß.
Es haftet dieser Bezeichnung etwas Kaufmännisch-
Juristisches an, was in diesem Zusammenhange
geradezu fatal wirkt und das Wesen des Künst-
lerischen eher unterdrückt als hervorhebt. Die
Architektenschaft wird deshalb in diesem Punkte
leicht zur Tagesordnung übergehen können und
nicht erst auf die Vorschläge oder Entscheidungen
einer für einen solchen Zweck gar nicht maß-
gebenden Körperschaft zu achten brauchen. Um
so mehr, als sich die wirklich selbständigen Künst-
ler, die hauptsächlich dem Bund Deutscher Ar-
chitekten angehören und zum Teil im Ver-
band Deutscher Architekten- und In-
genieur-Vereine organisiert sind, schon vor
Jahren mit der Frage beschäftigt haben.
Es handelt sich darum, eine Standesbezeichnung
zu wählen, die den künstlerischen, selbständigen
Architekten sogleich erkennen läßt, einmal den
Baubeamten, zum andern den Bauunternehmern
gegenüber.
Die Frage zur Regelung der Standesbezeich-
nung schwebt noch und diesbezügliche Vorschläge
liegen jetzt beim Bundesrat; es dürfte sich
empfehlen, diese Resultate abzuwarten und den
„Bauanwalt" auf sich beruhen zu lassen. L.
Notizen.
Berliner Architekturplastik. Zu dieser in Heft 9
der „Kunstwelt" erschienenen Publikation ist be-
richtigend zu vermerken, daß die Arbeiten des
Bildhauers Butzke mit Bernhard Butzke (statt
Johann Butzke) zu signieren sind.
Zu den x\rbeiten von Theodor Wende, die
wir in diesem Heft veröffentlichen, möchten wir
mitteilen, daß der Künstler vom Großherzog von
Hessen in die Darmstädter Künstlerkolonie be-
rufen worden ist.
Im nächsten Heft der „Kunstwelt", dem ersten
des neuen Jahrganges, wird das Ergebnis einer
bedeutsamen Rundfrage — über „Die Zu-
kunft der deutschen Kunst" — ver-
öffentlicht werden, worauf schon jetzt hin-
gewiesen sei.
Verantwortlich: Felix Lorenz, Berlin-Wilmersdorf. Alle redaktionellen Zuschriften sind an die Redaktion der ,,Kunstwelt",
Berlin W. 62, alle geschäftlichen Mitteilungen an die Kunstwelt-Verlagsgesellschaft, Berlin W. 62 zu richten.
Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.
ahmung wünschen, besonders auch in den Groß-
städten. Die Berücksichtigung der zeitgenös-
sischen Kunst ist dabei von größtem Werte!
Amerikanischer Kunstluxus. Angesichts der
vielbesprochenen Abwanderung europäischer Kunst-
schätze nach Amerika, dürfen die Zahlen, die
über den Ausfuhrhandel des Zolljahres 1911/12
kürzlich veröffentlicht wurden, Anspruch auf Be-
achtung machen. Danach wurden in genannter
Zeit Kunstgegenstände im deklarierten Werte von
genau 144 Millionen Mark nach den Vereinigten
Staaten eingeführt; eine Summe, die die der
vorjährigen um rund 54 Millionen Mark über-
steigt. Von diesen 144 Millionen entfallen auf
Frankreich allein 68 Millionen Mark. Ihm zu-
nächst steht unter den europäischen Lieferanten,
die die neue Welt mit Kunstwerken versorgen,
England mit einem Verkaufswert von 60 Milli-
onen Mark. Was Deutschland und Italien an-
betrifft, so haben sie den amerikanischen Multi-
millionären nicht mehr als 4,8 beziehungsweise
3,1 Millionen Mark abgetreten. Man hat im
übrigen konstatiert, daß sich seit mehreren Jahren
die Aufmerksamkeit der amerikanischen Liebhaber
im steigenden Grade den alten Werken, Ge-
mälden, modernen Skulpturen und Möbeln zu-
wendet, während die Erzeugnisse des modernen
Kunstschaffens mehr und mehr in Mißkredit ge-
raten. Sie figurieren denn auch in der Gesamt-
summe der Ausfuhr des letzten Jahres nur mit
dem Betrage von knapp 4 Millionen Mark.
Ein Verdi-Denkmal in Petersburg. Zum 100.
Geburtstag Verdis bekommt auch Petersburg ein
Denkmal. Es sind bereits 350000 Rubel (etwa
SU Millionen Mark) gesichert. Am Fuße des
Denkmals sollen drei Bronzefiguren stehen: Ade-
lina Patti als Gilda in Rigoletto, Johanna Stoltz
als A'ida und Sigrid Arnoldson als Violetta in
Traviata.
Der Bauanwalt.
Eine Vereinigung von „sogenannten Archi-
tekten", deren Sitz sich in einer Großstadt
Mitteldeutschlands befindet, hat sich kürzlich
auch mit der Frage der Standesbezeichnung
für die wirklichen Architekten befaßt. Obgleich
es die betreffende Vereinigung gar nicht nötig
gehabt hätte, sich hierüber die Köpfe zu zer-
brechen, da die meisten ihrer Mitglieder eben
gar nicht für eine Standesbezeichnung von künst-
lerischen Architekten in Frage kommen. Aber da
sie sich nun einmal berufen fühlte, auch über
diese Sache mit zu debattieren, so sei auch von
dem Resultat berichtet, zu dem sie gelangten:
es wurde für den Titel „Bauanwalt" einge-
treten. Für einen künstlerisch schaffenden Ar-
chitekten, der beim Publikum nicht mit einem
Bauunternehmer verwechselt werden will, jeden-
falls eine sehr unglückliche Bezeichnung, die man
sowohl aus geschmacklichen Gründen als auch mit
Rücksicht darauf, daß sie gerade zu falschen
Deutungen Anlaß geben kann, ablehnen muß.
Es haftet dieser Bezeichnung etwas Kaufmännisch-
Juristisches an, was in diesem Zusammenhange
geradezu fatal wirkt und das Wesen des Künst-
lerischen eher unterdrückt als hervorhebt. Die
Architektenschaft wird deshalb in diesem Punkte
leicht zur Tagesordnung übergehen können und
nicht erst auf die Vorschläge oder Entscheidungen
einer für einen solchen Zweck gar nicht maß-
gebenden Körperschaft zu achten brauchen. Um
so mehr, als sich die wirklich selbständigen Künst-
ler, die hauptsächlich dem Bund Deutscher Ar-
chitekten angehören und zum Teil im Ver-
band Deutscher Architekten- und In-
genieur-Vereine organisiert sind, schon vor
Jahren mit der Frage beschäftigt haben.
Es handelt sich darum, eine Standesbezeichnung
zu wählen, die den künstlerischen, selbständigen
Architekten sogleich erkennen läßt, einmal den
Baubeamten, zum andern den Bauunternehmern
gegenüber.
Die Frage zur Regelung der Standesbezeich-
nung schwebt noch und diesbezügliche Vorschläge
liegen jetzt beim Bundesrat; es dürfte sich
empfehlen, diese Resultate abzuwarten und den
„Bauanwalt" auf sich beruhen zu lassen. L.
Notizen.
Berliner Architekturplastik. Zu dieser in Heft 9
der „Kunstwelt" erschienenen Publikation ist be-
richtigend zu vermerken, daß die Arbeiten des
Bildhauers Butzke mit Bernhard Butzke (statt
Johann Butzke) zu signieren sind.
Zu den x\rbeiten von Theodor Wende, die
wir in diesem Heft veröffentlichen, möchten wir
mitteilen, daß der Künstler vom Großherzog von
Hessen in die Darmstädter Künstlerkolonie be-
rufen worden ist.
Im nächsten Heft der „Kunstwelt", dem ersten
des neuen Jahrganges, wird das Ergebnis einer
bedeutsamen Rundfrage — über „Die Zu-
kunft der deutschen Kunst" — ver-
öffentlicht werden, worauf schon jetzt hin-
gewiesen sei.
Verantwortlich: Felix Lorenz, Berlin-Wilmersdorf. Alle redaktionellen Zuschriften sind an die Redaktion der ,,Kunstwelt",
Berlin W. 62, alle geschäftlichen Mitteilungen an die Kunstwelt-Verlagsgesellschaft, Berlin W. 62 zu richten.
Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.