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Kunstnachrichten — 3.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.22031#0019
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Museen und öffentliche Sammlungen.

Die moderne Abteilung des Berliner Kupfer-
stichkabinetts hat ihren Besitz an zeitgenössischer
deutscher Graphik durch eine größere Reihe (
von neuen Erwerbungen ergänzt. Von Max
Klinger wurden einige steingedruckte Zierleisten
aus der Brahms-Phantasie und ein steingedrucktes
Exlibris erworben. Von Max Liebermann kaufte
die Sammlung eine ältere Radierung aus dem
Jahre 1890, das Blatt mit der heimkehrenden
Schafherde, dann das radierte Bildnis des Ham-
burger Museumsdirektors Justus Brinckmann und
eine Reihe neuer Radierungen. Von Max
Slevogt wurde sein lithographisches Skizzenbuch
angekauft, von Lovis Corinth die Radierung der
Toilette der Venus, von Leopold Graf von
Kalchreuth die Krankenstube. J. B. Neumann
in Berlin schenkte einen der neuen großen
Steindrucke Ferdinand Hodlers, die Frühlings-
sehnsucht. Von August Gaul wurden zwei
Radierungen, gehende Schafe und eine
Ziegenstudie, angekauft, von Hans Meyer
einige Probedrucke zu seinem Totentanz. Aber
auch jüngere Künstler fehlen nicht unter den
Neuerwerbungen des Berliner Kabinetts. Da
findet man die Kampfradierung des jungen
Berliner Radierers Bernhard Hasler, Blätter von
Hermann Huber, einen Karneval von Louis
Kainer, die Folge von 15 Radierungen Hans
Meids zur Oper Don Juan und einige Blätter
aus seinem Othello, Radierungen aus dem Berliner
Leben von Paul Päschke. Auch die Menzel-
Sammlung des Kabinetts ließ sich wieder ver-
größern durch die Erwerbung von Probedrucken
zu graphischenArbeiten des Meisters. Darunter ist
diesmal der Steindruck aus dem Jahre 1858 auf dem
Menzel Dürer dargestellt hat, wie er ein strampelndes
Kind für ein Madonnenbild zeichnet, dann der
phantastische Holzschnitt von dem Kampf mit
dem Drachen, den der Meister einmal für ein
Prachtwerk über die Insel Rhodos beisteuerte.

Dem Märkischen Museum in Berlin sind in
der letzten Zeit eine Reihe von Erwerbungen
geglückt, die für die einzelnen Abteilungen der
Sammlungen einen beträchtlichen Gewinn be-
deuten, und von denen einige besonders be-
merkenswert sind. Zunächst ein Ölgemälde eines
unbekannten Meisters, ein zeitgenössisches Porträt
der Königin Luise, von feinem koloristischem
Reiz, das die Fürstin ernst und lieblich wieder-
gibt. Dann ein lokalgeschichtlich und künst-
lerisch gleich interessantes Gemälde von Joh.
Erdmann Hummel, einstigem Lehrer der Archi-
tektur, Perspektive und Optik an der Berliner
Kunstakademie; dargestellt ist auf ihm die Aus-
sicht aus dem Atelier des Künstlers in der,
Marienstraße über die Holzplätze am Schiff-

bauerdamm nach Süden hin. Mit minutiösester
Genauigkeit ist alles Gegenständliche gemalt:
Dächer von Schuppen, auf denen jeder einzelne
Ziegelstein sorgfältig modelliert ist, Schilderhäuser,
eine Laube, die Kirchtürme im Hintergrund u. a.
Gleichwohl ist das Ganze von einer anheimelnden
Stimmung erfüllt. Einer älteren Zeit gehören
graphische Blätter an, die in die Anfänge des
Steindruckes in Berlin führen. Es sind die
ersten Versuche, die Wilhelm Reuter, ein ge-
achteter Porträtmaler, im Beginn des vorigen
Jahrhunderts mit dem neuen Verfahren anstellte,
das er „Polyautographie" nannte. Von diesen
Inkunabeln der Lithographie erwarb das Museum
eine erhebliche Anzahl, darunter ein Porträt
Friedrich Wilhelm III. aus dem Jahre 1807
(ein seltenes Blatt!) sowie Geschäfts- und Be-
suchskarten des Künstlers. Seit Jahren ist das
Museum bemüht, von den Schöpfungen des für
Art und Wesen des vormärzlichen Berlin so be-
zeichnenden Meisters Franz Krüger eine Samm-
lung zusammenzubringen, die der erstaunlichen
Produktivität des Künstlers einigermaßen ent-
spricht. Zu dem reichen Vorrat an Bildern, die
das Museum von seiner Hand besitzt, kam eine
Kreidezeichnung hinzu, ein vortreffliches Bildnis
der Prinzessin Alexandrine von Mecklenburg-
Schwerin, Schwester des Kaisers Wilhelm I.

Ein neues Museum in München. Eine staat-
liche moderne Gemäldegalerie, also ein Neubau
zur Entlastung der neuen Pinakothek für die
bayerischen Staatssammlungen, soll jetzt nach
den Plänen des Architekten Professor Emanuel
v. Seidl vom Kultusministerium akzeptiert worden
sein. Demgemäß würde das Projekt noch in
dieser Session dem Landtag zugehen. Die neue
Galerie soll gegenüber dem bayerischen National-
museum in der Prinz-Regenten-Straße errichtet
werden. Die Notwendigkeit des geplanten Neu-
baues ergibt sich schon daraus, daß zahlreiche
Neuerwerbungen und auch die Tschudische Ge-
dächtnisspende in Kisten und Kellern untergebracht
werden mußten.

Ausstellungen.

Berliner Ausstellungen. Die Ausstellung im
Berliner Kupferstichkabinett „Delacroix und
die Meister von Barbizon" ist jetzt geschlossen wor-
den. Sie wird ersetzt durch eine neue Ausstellung,, Die
drei Berliner Meister Schadow, Schinkel und
Krüger", die hohes Interesse fordert. — Im
Verein Berliner Künstler ist eine Gedächt-
nisausstellung für Albert Hertel zu sehen,
die eine große Zahl der hervorragendsten Land-
schaften dieses Künstlers umfaßt. — Die Galerie
Eduard Schulte bringt in ihrer Oktober-Ver-
anstaltung außer einer umfassenden Gedächtnis-
ausstellung des 1912 verstorbenen Münchener
 
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