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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Septemberheft
DOI Artikel:
Schuchhardt, Carl: Die Keramilk von Susa: eine Tierornament-Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0010

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4. Gefäßscheiben von Mussian.

seitlich anhaftenden Zacken, die zunächst Brust und
Arme abgaben (Abb. 5). Das Menschlein 5d faßt ein
paar speerartige Dinge, weil die Dreiecke, wie in 5 c,
häufig von seitlichen Linien eingefaßt waren.

Wohl zu beachten ist nun, daß es bei der Susa-
Ornamentik immer nur einzelne Kleinigkeiten sind, die
in Tier- oder Menschenformen übergehen. Die Haupt-
masse bleibt durchaus geometrisch, tektonisch. Sie kann
also umso weniger aus ursprünglich animalischen Ele-
menten zusammen geordnet sein. Der ganze Aufbau
wird vielmehr immer von
einer alten Technik be-
stimmt. Es ist dasselbe in
der Musik. Soll auch ihr
etwa der Rhythmus als eine
heilige gottgewollte Ordnung
von Anfang her eingeboren
sein? Die Musikforscher
sind sich einig darüber, daß
er von außen her durch den
Takt der Bewegung hinzu-
gebracht ist, sei es nun,
daß die Musik überhaupt
aus dem Arbeitsgeräusch des
Körnerstampfens, Ruderns,

Holzfällens entstanden wäre
(Bücher: Arbeit und Rhyth-
mus) oder daß sie, wie die
meisten meinen, als ur-
sprünglich Freigeborene sich
jener Bewegungen und be-
sonders dem Schreiten und
Tanzen angeschmiegt hätte.

(Grosse: Anfänge der Kunst;

W. Pastor: Geburt der Mu-
sik). Die älteste bildende

Kunst hat schon zwei Vorbilder im Auge, die von der Natur
geschaffenen und die vom Menschen gestalteten. Von
diesen zweiten, den Geflechten, Geweben, Gewirken
nimmt sie die feste Ordnung, den Rhythmus für ihre
Kompositionen.

Das ist die ästhetische Seite unseres Themas. Es
hat aber auch eine historische. Die Susa-Keramik mit
ihren nahen Verwandten in Mussian und in Samarra
unterscheidet sich nur durch ihre Neigung zur Tier-
ornamentik von der Anau-Keramik (Expedition Pum-

pelly, Hub. Schmidt 1908),
die noch rein geometrisch
ist. Die Franzosen haben
sie deshalb als die ältere,
die von Anau als die
jüngere ansehen wollen.
Wir müssen jetzt das Ver-
hältnis umkehren: Anau ist
das Ältere, und Susa das
Jüngere. Für beide Teile
sind erhebliche Bezie-
hungen zum Westen bereits
beobachtet und einige wei-
tere lassen sich hinzufügen.
Auch in Troja erscheint
das Kammuster neben Vier-
füßlern, die aus ihm her-
vorgegangen sind, nicht
umgekehrt, ln Susa sind
kupferne Flachbeile mitge-
funden, die unasiatisch in
Europa immer eine be-
stimmte Periode der Kupfer-
zeit oder der 1. Bronze-
zeit bezeichnen, ln Anau
fanden sich auch ein paar der

5. a b Mussian, c d Susa.

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