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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Novemberheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kostbare Autographen / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schweizerische Kunstchronik / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0111

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nistische Maler: Willy Baumeister, Gottfried Graf, Edmund D.
Einziger, Albert Müller, Oskar Schlemmer und Hans Spiegel.

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*

LDien.

Bei Halm und G o 1 d m a n n stellt Stephan E g g e 1 e r
kollektiv aus: groteske Zeichnungen und eine Reihe von Radie-
rungen.

Koftbaüe Autogeapben.

Aus den Sammlungen Sdmund LDeiß und
7. oan SanteruKolff.

Die Autographensammlung, die, wie schon im zweiten Ok-
toberhefte des Kunstwanderers angekündigt wurde, am 28. und
29. November bei Leo Liepmannssohn in Berlin versteigert wird,
umfaßt 693 Nummern. Der erste Teil enthält historische Auto-
graphen, der zweite die Gruppe „Schriftsteller“, der dritte die
Gruppe „Bildende Künstler“, der vierte die Gruppe „Musiker“.
Es ist eine Sammlung von amüsanter Reichhaltigkeit, was durch-
aus nicht überrascht, wenn man die Provenienz der Kollektion in
Betracht zieht. Edmund Weiß-München und J. van Santen-Kolff,
aus deren Besitz diese Autographen stammen, haben schon ihren
Rang in der Welt der Autographensammler.

Außerordentlich wertvoll ist da ein Brief von Goethes Freund
Carl August von Weimar. Der Großherzog gibt da in
seinem vom 31. März 1807 datierten Schreiben dem Generalleutnant
von Grawert nä here Einzelheiten über die unglückliche Schlacht
bei Jena (14. Okt. 1806) [er selbst befehligte bekanntlich ein
Korps], übt scharfe Kritik an der preußischen Führung und spricht
von den unmittelbaren Folgen für sein Land. „In meiner morali-
schen Gefangenschaft sitze ich hier.und arbeite aller Hand

über den geschichtlichen und rationellen Teil der Vorfälle zwischen
d. 1. Oct. u. letzten Nov. 1806 aus. Bey manchen Stellen, auf
die man stößt, bleibt einem der Verstand stehen, wie so etwas
möglich war. Wie der Landgrafenberg nicht besetzt werden
konnte, der das Observatorium für Jena und den ganzen Saal-
grund war.“ „Ueberhaupt bin ich an Pferden, Wagen, Silber,
Wein geplündert worden, das Land hat gering gerechnet den
Werth von 3 Millionen Thalern verlohren, dazu bezahlen wir
600 000 rthl. Contribution .... Ohne meine Frau, die den
Frz. Kayser im Schlosse bewirthet u. die ihm auf gewisse Weise
imponirte, wäre allesverlohren gewesen...“ Daneben
interessiert besonders ein Autograph der Königin Christine
von Schweden, an den Marquis Santinelli gerichtet. Sie
spricht hier von dem Tode ihres früheren Günstlings Monaldeschi.
Monaldeschi, einer der Führer der französischen Partei in Rom,
begleitete die Königin auf ihren Reisen nach Frankreich, fiel aber
bald bei ihr in Ungnade, da er den zwischen ihr und Mazarin
erörterten Plan, das Königreich Neapel zu erobern und Christine
auf dessen Thron zu bringen, an Spanien verraten haben soli.
Auf der Königin Veranlassung wurde er in der sog. Hirschgallerie
des Schlosses zu Fontainebleau wegen Hochverrats förmlich zu
Tode verurteilt und am 10. Nov. 1657 ermordet.

Der vorliegende Brief ist also unter dem frischen Eindrücke
der Tat geschrieben ... „E pol finalmente morto confessando
Ia sua infamita, et la vostra innocenza, protestando d’haver inven-
toto-tutte le gabbale solo per perder voi. Specchiatevi inquesto
esempio et pregate Dio, che non vi levi il cervollo ne l’honore .. .“
Die Königin unterschrieb ihre Briefe nach dem Übertritt zur
katholischen Kirche stets mit Cristina Alessandra“.

In der Serie der „Schriftsteller“ fesselt uns ein Schreiben
Casanovas an die Comtesse Elisa von der Recke. „II m’est
impossible, divine Elise, de resister d’avantage ä vos trop pres-
santes instances. Si je ne peux pas vous recevoir, je dois du
moins me justifier. Je suis administre et pourvu de tous les
passeports spirituels necessaires ä un chretien pour entrer apres
cette vie terrestre dans le sejour des bienheureux immortels; mais
je ne voudrois pas que des circonstances ridicules se mdlassent
de cet asses serieux voyage. La mort est une dette qu’il est
permis ä un homme d’honneur de ne pas payer volontiers, car

ce n’est pas lui qui Fa contractde mais la maitresse nature sanS
sa permission. Voici donc la raison historique qui me defend
de recevoir des visites .... Ne me nourissant, Madame, que de
vos bouillons et d’eau de source, mon ventre est devenu comme
un tambour . . .“ Das Schreiben ist unterzeichnet „Casanova
mourant.“ Eine andere Rarität ist ein Brief Immanuel Kants
aus Königsberg an David Friedländer, den Begründer der
jüdischen Freischule in Berlin, Freund und Schüler Moses Mendels-
sohns (1750-1834). Der Brief ist inhaltlich von ganz besonderem
Interesse, da Kant darin seine rege Anteilnahme an den Fort-
schritten der Technik in bemerkenswerter Weise bestätigt. Er
sucht darin Friedländer in Berlin für die Erfindung einer Spinn-
maschine zu interessieren, die trotz der Empfehlungen der Königs-
berger Behörde von dem Fabrikendepartement des General-
directorii in Berlin ohne nähere Prüfung zurückgewiesen worden
war. Es handelt sich um eine Spinnmaschine, die der Vorsteher
einer KönigsbergerErziehungsanstalt, Jacob Gottlieb Isaak Bötticher
(1754—1792) erfunden hatte. Kant trägt dem Adressaten Grüße
an seinen lieben Freund Herrn Hofrat Herz, den bekannten Arzt
Markus Herz, Galten von Henriette Herz, auf.

Aus der gleichen Epoche datiert ein Schreiben von David
H u m e , dem großen englischen Philosophen, an General Crawford.
Hume schreibt u. a. . . . „1 have a Claim or a sort of Claim of
Justice founded on the Duke of Gratton’s Engagement. The civil
List will save 200 pounds a year by its being comply’d with: and
tew Persons have been plac’d in that trust of Under-Secretary,
who have not retir’d with greather Emoluments than have been
bestoned on me; for the Pension with Deductions amounts only

to about 150 Pounds a year.Tho I should not be surpriz’d

is you, as a man of the World, laug a little at the Scruples, which
sometimes direct the conduct of a Recluse and l’hilosophen . . “.

Hervorragend ist ferner eine Sammlung von 48 eigenen
Briefen und 7 Visitenkarten von Emile Zola, datiert Mddan und
Paris aus den Jahren 1878—1895. Die Briefe sind an den Schrift-
steller J. van Santen-Kolff in Berlin gerichtet, der für Zola
in Deutschland den Boden für die große Anerkennung und Be-
wunderung geebnet hat.

Die Serie „Musiker“ enthält äußerst wertvolle Autographien
von Beethoven, Gluck, Haydn, Mendelssohn-
Bartholdy, Liszt, Schubert, Wagner u. a.

Die Übungtfcbang=Sammlung nach Stockholm

ücttkauft.

Aus Stockholm wird uns gemeldet: Man erwartet für
die nächste Zeit die Kunstsammlung des 1901 verstorbenen
chinesischen Vkekönigs Lihungtschang. Diese Sammlung,
die durch ihre äußerst seltene Chinakunst den Kennern seit
langem bekannt ist, wurde von einer Reihe von Kunsthändlern
und Sammlern gemeinsam angekauft. Ein Bruchteil der Kollektion
fiel dem Nationalmuseum zu. ln den hiesigen Sammlerkreisen,
in deren Besitz sich besonders auch ostasiatische Kunst in starken
Qualitäten befindet, sieht man dem Eintreffen der Lihungtschang-
Sammlungfmit um so größeren'Interesse entgegen, als schon vor
einiger Zeit in Stockholm der Plan aufgetaucht ist, eine große
Ausstellung ostasiatischer Kunst zu veranstalten.

eine Sammlung altjapantfcbee (iolzfcbnifte füt?
Deut(ct)land gebettet.

Seit längerer Zeit war in Süddeutschland eine prachtvolle
Sammlung altjapanischer Farbenholzschnitte zu verkaufen, die wie
so manche andere Sammlung, ins Ausland abzuwandern drohte.

<P"Die Künstlet? s Gilde

Ausstellungs = und Dertags-

Unternehmen dev Atlgem.

Deut(cbenKun(igenoflen(ebaff
Q. m. b. H-, B e v t i n LD. 35.

Potsdamecsteaße 38.

Pevmanente Ausheilung oon
jvtateeei, Plastik, Gcapbik.

im „Kunsiuuanderer“

inserieren

die angesehensten Kunst-
nauser des ln-u. Auslandes

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