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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Dezemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Amerikanische Kunstsammler in England / Der Kunsthandel im Elsaß / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schloß Ambras vor dem Untergang / Georg Queri als Sammler / Autographen-Preise / Ein kostbarer Einband / Der Wettbewerb für die Reichsbriefmarke / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiqariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0150

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greifen. Nur das eine sei vermerkt: jeglicher Geschmack kommt
hier auf seine Kosten.

Bei S c h u j t e gibt T r ü b n e r den Ton an. Die Kollektion
ist sehr reich, sehr interessant. Manche Stücke, die schon bei
Arnold in Dresden hingen, dürften für die Freunde der Trübner-
schen Kunst Überraschungen sein. Stark wie immer wirkt Heinrich
von Zügel. Der Berliner Max Fabian gibt in dem Porträt
einer Dame im Reitkostüm eine gehaltvolle Probe seiner ernsten
Porträtierungskunst. In seinen Hafenbildern kommt es ihm haupt-
sächlich auf die realistische Darstellung der Typen an, die ihm
begegnen. Und er hat nicht bloß den Blick, sich die Charakter-
köpfe zu sichern, sondern auch die sichere Hand, sie zu gestalten.
Erwin Heinrich- Donaueschingen malt seine Porträts kühl her-
unter; seine Landschaften haben Stimmung. Max Fleischer
gibt leichte und doch scharf umrissene Impressionen aus Java
Von Carl Kappstein sind Tierstücke da, von Ernst Lieber-
m a n n Interieurs, von Georg M o s s o n Blumen.

Im Kunstsalon Nicolai: ein neuer Mann, Ernst Linde-
m a n n aus Lüneburg. Aquarellist mit geschärftem Farben-
empfinden. Sieht die Landschaft gleichsam nur durch glühende
farbige Gläser. Aber diese aquarellierten Kompositionen sind
kunstgewerblicher Natur und haben doch mehr flächigornamen-
talen Charakter. Seine aparten Stilleben sind schon bild-
mäßiger. Erna Frank, die von Liebermann ausging, sucht
jetzt ihre eigenen Wege. Ihre Art ist schlicht, aber lebhaft, aus-
drucksvoll. Daß sie sich nicht von der Natur entfernt, daserhöht
die Natürlichkeit dieser schönen Pastelle. Die Stilleben der Künstle-
rin haben Farbe und Duft. In einem der Nicolaischen Räume sieht
man übrigens neben moderner Kunst, neben einem älteren Corinth,
einem älteren Trübner, auch gute alte Kunst. Eine fränkische
Holzskulptur, mit vorzüglich erhaltener Bemalung, ist hier das
Hauptstück.

In der Galerie Gelb stellt Gustav Fenkohl kollektiv aus.
Ein Landschafter, der sich sehen lassen kann. Geschickt, viel-
seitig, flott und öfter eindringlich in der Behandlung der Per-
spektive („Die Moorlandschaft“). Max Bauniann, von dem
hier gleichfalls mehrere Bilder hängen, greift in der „Landschaft“
nicht minder frisch zu als im „Interieur“. Gewählte Stücke von
Kolbe, Lejeune, Blanke, ter Hell und Plontke gereichen dem Ge-
samtbild der Ausstellung zum Vorteil.

Michl Fingesten, dessen neue graphische Arbeiten in
der Neuen Kunsthandlung ausliegen, ist „an reizvollen
charmanten Impromptus“, wie Paul Friedrich seine Blätter in der
Einleitung zum Katalog benennt, wirklich „unerschöpflich“. Er
ist einer von jenen Graphikern, die noch Phantasie haben, sogar
eine sehr kräftige Portion von Phantasie, die bisweilen hart ans
Groteske streift. Doch gerade im grotesken Einfall liegt der Wert
seines Schaffens. Das hat er schon in seinen Illustrationen zur
„Blechschmiede“ von Arno Holz bewiesen und beweist er auch
heute noch reifer in den Blättern, die er zum „Klingenden Garten“
Adolf Weißmanns für Paul Graupe radierte. Er ist ein ausgepichter
Erotiker, aber trotz aller Kühnheit voll Schliff und Grazie, und
er ist der geborene Musiker, musikalisch-graphisch bis in die
Fingerspitzen: voll Beweglichkeit und dabei kapriziös, launisch
und launenhaft-geistreich. Wie rhythmisch-ernst er aber auch
ernste Motive behandelt, zeigt sein Kapitalblatt, „Die Beweinung“
auf, das vom Berliner Kupferstichkabinett erworben worden ist.

Die Wachspuppen, die Lotte Pritzel jetzt bei Fried-
mann undWeber zeigt, sind in ihrem Linienschwung noch
graziöser und malerischer als die ersten der subtilen Plastiken,
die uns die Künstlerin hier schon einmal sehen ließ. Und köstlich
in ihrem eigenartigen Prunk sind die Kostüme, die sie für ihre
Puppen entworfen hat. Adolph Donath.

*

Theaterkunst ist das Thema einer Ausstellung, die auf
Anregung und nach einem Plan von Professor Oskar Fisch el
die Akademie der Künste 1920 in ihren Räumen am
Pariser Platz aus öffentlichem und privatem Besitz zu veranstalten
beschlossen hat. Die Vorstände von Staatsinstituten, Museen
und Theatern, Sammler und Künstler haben ihre Unterstützung

und Mitwirkung zugesagt. Von früheren Theaterausstellungen
wird diese Veranstaltung sich dadurch unterscheiden, daß sie
nicht rein historisch - literarisch Merkwürdiges, Reliquien und
Curiosa zusammenstellt, sondern vom Künstlerischen der
Szene eine lebendige Vorstellung bieten wird. Werke bildender
Kunst aus allen Jahrhunderten, griechische Terrakotten, gotische
Holzschnitzereien, Porzellane, Gemälde, Graphik des achtzehnten
Jahrhunderts werden die ältere Zeit repräsentieren, das erfolg-
reiche Streben der Künstler unserer Tage zur
einheitlichen Gestaltung des Bühnenbildes soll aus ihren Entwürfen
zu erkennen sein. Die Entwicklung des Stils, das Sichtbare
der Schaubühne, und die Rückwirkung des Theaters auf
die bildende Kunst werden so zu lebensvoller Anschauung kommen,
Professor Fischei wird für diese Ausstellung seine seit 20 Jahren
betriebenen Studien über Theatergeschichte und über das Ver-
hältnis von bildender Kunst und Bühne zur Verfügung stellen.

*

In der Galerie Casper ist die Dezember-Ausstellung mit
Gemälde-Kollektionen und Werken von Gerhardinger, Heinrich
Hoeiniger, v. Keller, E. Liebermann, M. Liebermann, Kainer,

Norbert, Orlik, Scherer, Schrammen und Wilke eröffnet.

*

Das Leipziger graphische Haus von MeissnerundBuch
eröffnet in den nächsten Tagen eine eigene Ausstellungshalle in
Berlin mit einer Ausstellung moderner Druckleistungen auf dem
Gebiete der graphischen Illustration. Die Firma stellt in einer
ersten Schau die Arbeiten unserer besten Graphiker aus, die ihre
Werke in ihrer Offizin haben drucken lassen. Es befinden sich
darunter Arbeiten der Künstler Ludwig von Hofmann,
Bosse rt, Robert Sterl, F. Ahlers-Hestermann mit
seinen Bildern zum „Buch der Nächte“, Kurt Tuch, Hans Meid,
Erich Grüner mit den „Träumereien an französischen Kaminen“,
„Jesus und Mirjam“, „Tod des Antichrist“, Walter Tie mann,
Hugo Steiner-Prag mit den Illustrationen zum „Golem“, der
„Ahnfrau“, dem „Don Juan“. Die Ausstellung soll zeigen, welche
hochstehenden Leistungen das graphische Gewerbe heute in der
Zusammenarbeit mit den Künstlern hervorbringen kann. Die nächste
Ausstellung wird die Außenhülle des Buches zum Gegenstand

haben. Dr. St.

*

In der Galerie Ferdinand Möller, findet im Monat
Dezember eine Ausstellung der Gemälde Schmidt-Rottluffs
aus den Jahren 1905—1919 statt.

Dresden.

Die Galerie Arnold zeigt jetzt eine große Kollektion von
Arbeiten Max Pechsteins.

Hamm L IÜ.

Im städt. Museum wurden neu ausgestellt eine Kollektion
Gemälde und Radierungen von Walter Rath-Godesberg. Unter
Förderung des Museums -Vereins wurde am 25. November eine
Ausstellung von über 350 Ölgemälden und etwa 50 graphischen
Arbeiten des Künstlerbundes „Die Türmer“ eröffnet. Vertreten
sind unter anderen: Prof. Hans Heider, Jos. Andreas Sailer,
L. C. von Marcard, Rudolf Petuel, Frau Berta Kayser B. Steinmetz,
Wilh. Feldmann und von der Heyde (Luitpoldgruppe München)
Prof. Adolf Bayer, Frau Anna Beyer-Becker (Darmstädter freie
Vereinigung), C. A. Weber, C. Vetter, Prof. A. Cizzarz (Secession),
Eduard Cucuel-München, Johannes Dose, Wilh. Schodde, Wilh.
Behrens-Ramberg, Gust. Karl Borgmann, Prof. Brünner (Nieder-
sachsen) etc. etc.

Königsberg.

Für den Februar ist hier eine Ausstellung des Werkbundes
geplant, in der alle Gattungen des modernen Kunstgewerbes
gezeigt werden sollen.

München.

In der Galerie Baum ist eine Kollektion Viktor Thomas
mit Werken aus den Jahren 1881 bis 1889 ausgestellt.

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