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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Dezemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Amerikanische Kunstsammler in England / Der Kunsthandel im Elsaß / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schloß Ambras vor dem Untergang / Georg Queri als Sammler / Autographen-Preise / Ein kostbarer Einband / Der Wettbewerb für die Reichsbriefmarke / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiqariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0151

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ß r a k 1 s Kunsthaus zeigt neue Landschaften von Richard
Kaiser, Ernst Liebermann, Otto Pippel, Wilheln Pechnet-Loesche.

Im graphischen Kabinett der Modernen Galerie Thann-
hauser sind die im Verlag dieser Galerie erschienenen Ra-
dierungen von Rudolf Großmann ausgestellt.

Aus dev Künffleüiuelt

In Berlin ist Fritz Sch aper gestorben. Mit ihm scheidet
der Altmeister der Berliner Bildhauerkunst und einer der ehrlichsten
und echtesten Künstler, die Berlin gehabt hat. Er hatte als Stein-
melzlehrling begonnen und war dann zu dem Rauch-Schüler
Albert Wolff gekommen, dessen klassizistische Richtung ihn
beeinflußt hat. Doch seiner Liebe für die antike Linie undMonumen-
talität ist Schaper immer treu geblieben. Unter seinen Händen
empfing jede Figur, jede Gruppe, die er schuf, die Schönheit, die
er tief empfand. Und gerade diese echte Empfindung, mit der
er seinen Berliner Goethe, seinen Hamburger Lessing modellierte
hat seine Verehrer bestrickt.

In seinen Porträts zeigt Fritz Schaper auch eine edle,
oft wundervolle Realistik. Zu seinen Meisterporträts gehört die
Büste Georg Schweinfurths, die 1913 entstand und die ein Jahr
nachher von Herrn und Frau Geheimrat Dr. Georg Minden für die
Geographische Gesellschaft zu Berlin gestiftet wurde. Ein
zweites Exemplar der Schweinfurth-Büste erwarb dann der preus-
sische Staat für das Museum in Dahlem. Fritz Schaper erreichte
ein Alter von 78 Jahren. Zum Gedächtnisse des Meisters, dessen
Name eng verknüpft ist mit der guten Tradition der Berliner
Bildhauerkunst, wird gewiß schon in nächster Zeit eine seiner
Kunst würdige Ausstellung veranstaltet werden.

*

An der französischen Riviera starb Auguste Renoir, der
große französische Impressionist. In seiner duftigen Kunst
steckt etwas vom Geiste Watteaus, etwas von dem zarten Farben-
zauber des Rokoko, dem er vielleicht zuerst nachgegangen war,
als er in Sevres mit der Porzellanmalerei begann. Aber schon
die Anfänge seiner Freilichtmalerei, zu der ihn Manet führte, lassen
erkennen, wie sehr ihm dieser Rokoko-Nachklang zustatten kam.
Zunächst lehnte ihn „der Salon“ ab, so wie es auch Manet passierte.
Dann aber kamen Renoirs „Frauen“, die mit allen Finessen eines
fast unübertrefflichen Impressionismus gemaltsind, zu ihrem ersten
Ruhm, und während seine Bilder noch gegen Ende der Siebziger
Jahre kaum hundert bis zweihundert Franken pro Stück brachten,
gab man für sie in den letzten zwei Jahrzehnten viele Tausende.
Auch in Deutschland hatte der Meister, der 75 Jahre alt wurde,
seinen großen Kreis. Meier-Gräfes ausgezeichnete Monographie
trug viel dazu bei, daß Renoir immer bekannter wurde.

*

In Paris ist A. P Roll gestorben (1847—1919). Ursprüng-
lich Dekorationszeichner, ging er unter Geröme und Bormat zur
Malerei über. Eine Zeitung meint, er habe sich zwischen Courbet
und Monet festgesetzt. In Wirklichkeit hat er mit einiger neuen
Sachlichkeit und Frische die Historienmalerei festgesetzt, die
Paläste des Freistaates geschmückt und den Zaren konterfeit.
Sein Erfolg datierte vom Salon des Jahres 1880. Seine bekanntesten
Werke sind „ein Bergarbeiterstreik“, „Präsident Carnot in Ver-
sailles“, „Jugend“ u. a. Seit 1905 leitete Roll die „Sociöte natio-
nale des Beaux-Arts.“

Scbu)etEetnfcf)e Kuntfcfwntk.

Nach jahrelangen Verzögerungen und „Wiedererwägungen“
ist Basel endlich soweit, daß es im Frühling mit dem Bau
seines neuen Kunstmuseums beginnen will. Es ist gut, daß
sein reicher Bestand an Gemälden und an Graphik alter und
neuer Zeit endlich ans Licht kommt. Auch in der Administration
soll, nach dem Rücktritt des verdienten Holbeinforschers Ganz,
unter der Leitung des Grunewald- und Böcklinforschers H. A.

S c h m i d eine neue Ordnung eintreten. Schon heute stellt sich
die Sammlung durch eine Umstellung, die noch von Ganz ausging
und unter Schmid vollendet wurde, äußerst imponierend dar.
Namentlich, was KonradWitz und die schweizerischen Meister
des 16. Jahrhunderts, aber auch was die Deutschrömer des
19. Jahrhunderts (Böcklin, Feuerbach, Marees) anlangt,
ist viel getan und angebahnt. W.

*

Das SchweizerischeLandesmuseum erhielt letzt-
hin als Geschenk des Herrn Dr. H. Angst in Regensberg eine
Sammlung von Gipsformen aus der ehemaligen Zürcher Porzellan-
fabrik im Schooren bei Bendlikon, welche für die Geschichte
dieser Fabrik sehr wertvoll ist. Darunter befinden sich, der
Neuen Zürcher Zeitung zufolge, 172 komplette Formen für Einzel-
figuren, Gruppen und Medaillons, sodann Formen für mannigfaches
Tafelgeschirr und eine Anzahl unvollständige Modelle. Die Kol-
lektion rührt zum Teil aus der ersten Zeit der in den 1760er Jahren
durch ein Zürcher Konsortium gegründeten Fabrik her, da Adam
Spengler aus Schaffhausen die Leitung hatte und neben dem
Maler und Dichter Salomon Geßner auch der aus Süddeutschland
gebürtige Bildhauer Valentin Sonnenschein darin tätig war. Zum
Teil stammen sie aus der Zeit nach der Auflösung des Konsortiums,
als der Hafner Matthias Neeracher aus Stäfa, der Schwiegersohn
Spenglers, und später Präsident Hans Jakob Nägeli von Bendlikon
um die Wende des 18. Jahrhunderts die Fabrik betrieben.

*

Die Scbmuckfammlung dev pücftin Lobanoff.

Man berichtet uns aus Lausanne: Auf den Januar bereitet
sich eine Auktion reichen Schmuckes verschiedener Zeiten, nahe
an 2000 Nummern vor, die verspricht Aufsehen zu erregen. Man
redet von einem Gesamtwert von 20 Millionen. Es handelt sich
um die Sammlung der in Vevey am Genfersee verstorbenen
russischen Fürstin Lobanoff. Petit und andre Pariser Auktions-
firmen werden die Versteigerung in Lausanne vornehmen.

Ameüikanlicbe Kuniffammlet?
in 6ng(ancL

Man schreibt uns aus London: Die Newyorker Kunst-
sammler sind seit Ausbruch des Krieges jetzt im Spätherbst zum
ersten Mal in großer Zahl in England eingetroffen. Viele Kunst-
werke gehen nun aus London nach Amerika. Doch nur die Bond
Street Kunstgalerien gestehen offen ein, daß sie von der „ameri-
kanischen Invasion“ in angenehmster Weise in Atem gehalten
worden sind, obwohl die Kursdifferenz in England und Amerika
zu Gunsten der Gäste gesprochen hat. Über diese amerikanischen
Gäste berichtet die „Times“ u. a.: Einer der ersten amerika-
nischen Händler, der London aufsuchte, war Mr. Stevenson Scott,
von der Firma Scott und Fowles. Er kam aber schon im Mai
nach England und fuhr, nachdem er bedeutende Einkäufe vor-
genommen, bereits im Sommer nach den Staaten zurück. Nach
ihm kamen John Sevy, Gebrüder Ehrich, Paul Reinhardt und John
Labbe. Auch private Sammler aus allen Teilen der Vereinigten
Staaten sind in London gewesen und haben hier zahlreiche An-
käufe erledigt. Zwei der berühmtesten Gemälde, die ihren Weg
über das Wasser genommen haben, sind das Porträt des Oberst
Aernout Druyvesteyn von Frans Hals und Sir Anton Morös
Bild von Sir Thomas Gresham. Der Frans Hals ist in Bodes
Werk über Hals abgebildet. Das Moresche Bild, seit Generationen
im Besitz der Neeld Familie zu Grittleton. Aus England wan-
derte dann noch die Sockett Agnewsche Version der Rembrandt-
schen „Saskia als Flora“ ab und mit diesem Gemäße ein Porträt
William Owens von Sir Thomas Freeman Heathcote (i. J. 1801
ausgestellt); ferner F. Cotes Gruppenbild der beiden Fräulein
Prosser (später Frau Plowden und Frau Hamilton), das seit der
Zeit seiner Entstehung, ein Jahr vor dem Ableben des Malers
i. J. 1770, der Plowden Sammlung bis zu ihrer kürzlichen Auf-
lösung angehörte. Lawrence’s Bild des Sir John Fayge und ein
reizvolles Werk Gainsborough’s, das den Tänzer Vestris darstellt,

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