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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Dezemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Amerikanische Kunstsammler in England / Der Kunsthandel im Elsaß / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schloß Ambras vor dem Untergang / Georg Queri als Sammler / Autographen-Preise / Ein kostbarer Einband / Der Wettbewerb für die Reichsbriefmarke / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiqariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0154

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auf ein Gebiet zu lenken begann, wo nun wahrhaftig niemand
daran dachte, ihm die Preise durch Wettbewerb zu verderben,
als er nämlich anfing, auf die Porzellaneinsätze der alten baye-
rischen Bierkrugdeckel Jagd zu machen. Er kaufte die verachteten
Dinger bei den Zinngießern, welche die Fassungen einschmolzen,
für Groschen dutzendweise zusammen oder bekam sie geschenkt.
Erst als seine Sammlung mit einigen Hundert Stücken einen Vor-
sprung gewonnen hatte, der nicht mehr einzuholen war und nun
auch schon mancher andere auf denselben Geschmack gekommen
war, kam er mit der Feststellung heraus, daß die Autoren dieser
Porzellanminiaturen zum Teil, namentlich soweit die Nymphen-
burger Manufaktur in Frage kommt, Künstler waren, die später zu
hohem Rang und großem Namen gelangt sind und die in der
jugendlichen Not ihrer Münchener Studienzeit solche Genrebildchen
auf Bierkrugdeckel gemalt hatten, um sich den Lebensunterhalt
zu verdienen.

So hat Queri gezeigt, daß man auch heute noch mit geringen
Mitteln als Sammler erhebliches begründen und wertvolle Kultur-
arbeit leisten kann, wenn man die Gabe besitzt, eigene Wege zu
gehen und Sammelgebiete zu erschließen, die den Augen der
Vielzuvielen noch nicht sichtbar sind. Längst hatte er inzwischen
dank den Erfolgen seiner schriftstellerischen Arbeit, mit größeren
Mitteln sammeln können, die namentlich seiner kostbaren, mit
vielen Seltenheiten an Kuriosis und Eroticis ausgestatteten Bücherei
zugute kamen. Sein Dichterheim in Starnberg, eine Kulturprovinz
für sich in den heimatlichen Bergen, ein unvergleichliches Stück
Altbayern im Brennglas, war längst zu eng geworden für die
Fülle der Schätze, und Queri war eben dabei, sich ein neues
Haus zu errichten, in welches ganze Bauteile abgebrochener
Bauernhöfe mit Schnitzwerk und Skulpturen eingefügt werden
sollten, als der Tod den erst neununddreißig jährigen
unermüdlichen Schaffer ein Ziel setzte. Seine Sammlungen dürften
geschlossen an bayerische Ortsmuseen übergehen und das würde
auch dem Wunsche ihres Begründers entsprechen.

W. Scheuermann.

H. S. Beham Die Taten des Herakles

Paul Graupe, Beilin

Autogt’apbeti s pfeife.

In der Auktion der von uns besprochenen Autographen-
Sammlungen Edmund Weiß (München) und Jan van Santen-Kolff
bei Leo Liepmanssohn in Berlin zahlte man nachstehende Preise:
für einen Brief des Reformators Theodore de Beze (1519—1605)
565 Mk., für einen Brief Johann Friedrichs des Groß-
mütigen von Sachsen (150.1- 1554) 525 Mk., für ein Manuskript
Melanchthons 800 Mk. Zwei Briefe Wilhelms I. aus
dem Jahre 1871 wurden vom Preußischen Staatsarchiv
für 425 und 820 Mk. angekauft; ebenso ein Schreiben Augustas,
der Gemahlin Wilhelms 1. für 905 Mk. Ein Stammbuchblatt Ty.ho
de Brahes erreichte 900, ein Aulograph des Casanova
650 Mk. Briefe von Goethe, aber bloß mit der eigenhändigen
Unterschrift des Dichters, erzielten 400 und 480 Mk., ein Brief
von Hauff 410, ein Brief von Heine 600, von E. T. A, H o f f-
mann 400, von Kant (an David Friedländer, den Begründer
der jüdischen Freischule in Berlin) 12b0 Mk. 32 Briefe Laubes
an Richard Gadermann in München brachten 465, 10 Briefe Fritz

R euters 1075, die hier erwähnte Sammlung von 48 Briefen und
7 Visitenkarten Z o 1 a s 2845 Mk. Die vom „Kunstwanderer“
reproduzierte Neujahrskarte Max Liebermanns ist mit 400 Mk.
bezahlt worden. Beethovens Fragment aus dem Finale des
B-dur-Quartetts (op. 120) ging mit 8050 Mk. fort, ein Brief des
Meisters an Theodor Körner mit 3560 Mk. Professor Dr. Altmann
erwarb für die Musikabteilung der Preußischen
Staatsbibliothek für 545 Mk. ein Schreiben des großen
italienischen Orgelkomponisten Girolamo Frescobaldi (1583
bis 1644). Manuskripte von Franz Schubert erzielten 3050 und
4000 Mk., für ein Manuskript von Tschaikowsky gab man
550 Mk., für musikalische Skizzen Richard W a g n e r s (2 Seiten)
950, für einen Wagner-Brief 400 Mk.

Gin ko{?bavev GmbancL

Aus Leipzig wird uns geschrieben: In den Besitz von
Karl W. Hiersemann ist neuerdings ein Werk aus dem
16. Jahrhundert gelangt, das aus mehreren Gründen einen außer-
ordentlich hohen Wert darstellt. Es handelt sich um ein Werk
des Historikers Herodianus „Historiarum libri VIII.“ (acht
Bücher Geschichten), das in der berühmten Druckerei von Aldus
und Asulanus 1524 in Venedig gedruckt worden ist. Das Buch
ist für Jean Grolier prachtvoll gebunden. Grober war ein
damaliger französischer Bibliophile, der durch den
Geschmack und die vornehme Eleganz bekannt war, womit er die
Bücher seiner umfangreichen Sammlung binden ließ. Der grüne
Maroquinband mit Handvergoldung und Goldschnitt trägt den
Namen Groliers und die Devise: „Jo. Grolier et amicorum“ (Für
Grolier und seine Freunde). Aldinen in Grolier-Einband gehören
zu den größten bibliophilen Seltenheiten, und es ist daher auch
nicht zu überraschend, daß der Wert des Bandes heute auf
34 000 Mark geschätzt wird.

Dec lÜettbctücrb
feit? die Retcbsbctefmat’kß.

Das Ergebnis des Wettbewerbes für die Nationalversammlungs-
Marke wurde von allen künstlerischen und politischen Richtungen
mit seltener Einmütigkeit verurteilt. Groß war die Zahl entrüsteter
Einsprüche — klein die Zahl wohldurchdachter Besserungsvor-
schläge. Mit dem Deutschen Werkbund und dem Verein der
Plakatfreunde zusammen wandte sich der Bund der deut-
schen Gebrauchsgraphiker an das Reichspostmini-
sterium. Jede dieser Körperschaften suchte — mit den durch ihre
Zusammensetzung und ihre Ziele bedingten Unterschieden, einig
jedoch im Grundgedanken — die Ursachen des Mißerfolges auf-
zudecken und erhob die Forderungen, die sie für das bessere Ge-
lingen eines zweiten Wettbewerbes um die endgültige Reichsmaike
für nötig hielten. Mit Genugtuung darf anerkannt werden, daß
das Ministerium mit seltener Bereitwilligkeit anhörte, was Sach-
kenner ihm zu sagen hatten, und daß darüber hinaus den berufenen
Männern ein dauernder und entscheidender Einfluß auf den
Wettbewerb — auf Ausschreibung, Durchführung und Entscheidung
— eingeräumt wurde. Mit Freude weist der Bund der Deutschen
Gebrauchsgraphiker in seinen „Mitteilungen“ darauf hin, daß
gerade seine Stimme ein besonders aufmerksames Gehör gefunden
hat und daß zwei seiner Etirenausschuß-Mitglieder, Professor
Paul und Professor Ehmcke, sowie sein Geschäftsführer
Dipl. Ing. Hans Meyer in das Preisgericht berufen worden sind.

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