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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Januarheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Kunstschätze New-Yorks / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Staat und Kunstpflege / Künstlerische Zigarrenkisten / Ein Wettbewerbsdienst / Zur Entwickelung des Profanbaues im Mittelalter / Quellen und Anfänge der griechischen Malerei / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Goyas Ruheort / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0214

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Aus dev Muf<2ums= und SammievwelL

Die JNot des puankfuetec Kurts tgetoeebe=Museums.

Das Kunstgewerbe-Maseum in Frankfurt a. M.
ist in Not und seine künftige Lebensmöglichkeit — trotz einem
dankenswerten Zuschüsse der Stadt zu Ankaufszwecken — sehr
in Frage gestellt. Hoffentlich aber, und das ist dringend zu
wünschen, wird bald der große Kreis der Frankfurter Kunstfreunde,
die bisher doch immer opferwillig waren, die Interessen des
Museums so stark und reich fördern, wie es dieser hervorragenden
Kunst- und Kulturstätte würdig ist.

Der Direktor des FrankfurterKunstgewerbemuseums Professor
Dr. Robert Schmidt hat sich nun mit Rücksicht auf die Nöte
seines Kunstinstituts das Ziel gesteckt, die breitere Öffentlichkeit
über die Bedeutung der Sammlungen aufzuklären, die in der
Neuen Mainzerstr. 49 zu Frankfurt in vorbildlicher Weise aufge-
stellt sind. Er gibt eine Serie von Sonderheften heraus, die durch
das Museum zum kaum nennenswerten Preise von dreißig Pfennig
zu beziehen sind und in denen die wichtigsten Schätze des Museums
in populär-wissenschaftlicher Form besprochen werden. Bis jetzt
sind mit materieller Beihilfe von Freunden des Museums fünf
solcher Hefte erschienen. In Heft 1 behandelt Robert Schmidt
das berühmte „Fürsteneck-Zimmer“, in Heft 2 „Deutsche Hafner-
arbeiten der Gotik und Renaissance“, in Heft 3 „Die erste Medaille
der italienischen Renaissance“, in Heft 4 „Ein Höchster Porzellan-
Service“, in Heft 5 den „Meißener Tafelaufsatz“ von J. J. Kändler.
Jedes von diesen Heften ist mit Abbildungen geschmückt. Um
diese sehr verdienstlichen vortrefflichen Hefte weiteren Kunstkreisen
zu empfehlen, geben wir in der vorliegenden Nummer des „Kunst-
wanderers“ zwei Abbildungen wieder, die in der Schrift über den
Meißener Tafelaufsatz Kändlers enthalten sind.

Den Museen geht es, schreibt Robert Schmidt, „wie allen
anderen lebendigen Organismen, wenn sie nicht wachsen, ver-
kümmern sie. Stillstand bedeutet Rückschritt. Und man wird
nicht zugeben wollen, daß ein so zukunftsreiches Institut wie
unser Kunstgewerbe-Museum aus Mangel an Interesse und werk-
tätiger Hilfe in seiner Entwicklung erlahmt und zugrunde geht.
Es wäre offen gesagt, eine Schande für Frankfurt, eine Sünde
wider den heiligen Geist der Kultur, die man niemals verzeihen
würde noch könnte! Von welcher Seite die notwendige Hilfe
kommt, ist ein Problem, dessen Lösung auf alle Fälle gefunden
werden muß.“

Unseres Erachtens müßte da neben der Stadt Frankfurt vor
allem der Staat eingreifen! Private Opferwilligkeit allein
genügt nicht.

*

Die Berliner Nationalgalerie schuf zum 70. Geburtstage
von Christian Rohlfs ein eigenes Zimmer im Kronprinzenpalais.
Unter den Werken des Meisters, von denen hier noch zu sprechen
sein wird, befinden sich auch die „Häuser von Soest“ von 1917
und der „König“ von 1918.

*

Man schreibt uns aus Hannover: Direktor Dr. Brinck-
mann verläßt die städtischen Museen zu Hannover. Mit ihm
scheidet ein Mann aus dem Dienste, der mit allen Fasern seines
Herzens an dem ihm anvertrautem Institute hing, und von dem
man mit Recht sagen kann: aliis inserviendo consumor, mit ihm
scheidet auch eine einflußreiche Persönlichkeit im öffentlichen
Kunstleben der Stadt aus. Ist es doch zum größten Teil seiner
Initiative zu danken, daß die moderne Kunst in der Kestner-
Gesellschaft eine weit über die Grenzen der Stadt hinaus be-
deutsame Pflegestätte gefunden hat. Besonders schmerzlich muß
sein Fortgang gerade im gegenwärtigen Augenblick empfunden
werden, wo das umfangreiche Programm bezüglich der Neuein-
teilung des gesamten Museumsbesitzes von Stadt und Provinz,
welches in der Jacob’schen Denkschrift entwickelt ist, zur Dis-
kussion steht. Mit Dr. Brinckmann geht ein warmherziger Förderer
dieses Gedankens. Gerade er hätte wegen seiner eingehenden

Kenntnis der hier besonders verwickelten Verhältnisse von größtem
Nutzen sein können. Seine großen Erfahrungen im Kunsthandel
und seine zahlreichen Beziehungen zu Familien, in denen alter
Kunstbesitz gepflegt wurde, befähigten ihn wie kaum einen anderen,
Ankäufe zu betätigen, um welche das Kestner-Museum von weit
größeren Instituten beneidet werden kann. Hoffentlich gelingt
es der Stadtverwaltung, möglichst bald die verwaiste Stelle mit
einem ebenbürtigen Nachfolger zu besetzen. Dr. K.

Die jvKincbnet? Sammlung Clemens in Köln.

Der Sammler Wilhelm Clemens in München, ein
naher Verwandter des früheren Kölner Oberbürgermeisters Wallraf
hat, wie die „Münchner Neuesten Nachrichten“ melden, seine in
Kennerkreisen geschätzte Sammlung von Gemälden und kunst-
gewerblichen Arbeiten derStadtKöln unter der Bedingung geschenkt,
daß sie als „Sammlung Clemens“ in einem der Kölner Museen
untergebracht werde. Die Kunstwerke, unter denen ein kleiner
Memling, die Anbetung des Kindes, hervorragt, werden im Kunst-
gewerbemuseum in Köln in drei Räumen untergebracht.

Kuntlausffellungeru

Bcttlin.

Die Kunsthandlung Carl Nicolai eröffnete am 25. Januar
eine umfangreiche Gemälde-Ausstellung — figürliche Komposi-
tionen, Landschaften, Porträts von Adolf Schlawing.

*

In der Galerie Eduard Schulte stellt jetzt die Künstler-
gruppe Jagd und Sport aus. Ferner sieht man Kollektionen von
H. Angermeyer-Düsseldorf, Hans Bohrdt-Dahlem, Olof Jernberg-
Berlin und Leonhard Sandrock-Berlin.

*

Die Galerie Ferdinand Moeller bringt im Januar-Februar
Gemälde und Graphik von Walter Gramattö.

*

Die Neue Kunsthandlung zeigt Bilder und Graphik
von Lene Schneider-Kainer.

Dresden.

Man schreibt uns aus Dresden: Am 5. Januar wurde die
angekündigte große Ausstellung von Werken Emil Noldes in
den Oberlichtsälen und den sämtlichen Räumen des Graphischen
Kabinetts der Kunstausstellung Emil Richter eröffnet. Es ist
das erste Mal, daß gleichzeitig Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen,
Radierungen, Holzschnitte und Lithographien des Meisters gezeigt
werden. Trotz der vorausgegangenen Nolde-Darbietungen der
Dresdner Galerie Arnold im Winter 1915 und der Dresdner
Künstlervereinigung im Frühjahr 1919, ist das diesmal vereinigte
Werk mit wenigen Ausnahmen für Dresden neu. Die Reihe der
47 Gemälde beginnt chronologisch mit dem „Tanz um das goldene
Kalb“ aus dem Jahre 1910 und dem Bild „Christus in der Unter-
welt“ von 1911. Die umfassende Schaffensart Noldes kommt auch
in der Auswahl der veröffentlichten Bilder voll zur Geltung, die
in gleicher Weise religiöse und phantastische Darstellungen,
mythisch wirkende Landschaften, Stilleben von merkwürdiger
Exotik und unvergleichlich farbkräftige Blumenbilder vereinigt.
Unter den 12 Gemälden aus dem Jahre 1919 fällt besonders eine
Anzahl Doppelköpfe auf, die unter den Titeln „Jüngling und
Mädchen“, Schmied und Schneider“, „Buben“ usw. in geheimnis-
voller Farbkontrastik innere Wesensbezüge versinnbildlichen. Die
Ausstellung dauert bis ca. 7. Februar.

Dresden hat jetzt auch eine Ausstellung des Werkes von
Karl Hofer. Die Hofer - Ausstellung findet in der Galerie
Arnold statt.

/

Dü(T<2ldot?f.

In der Galerie Alfred Flechtheim werden die nach-
gelassenen Bilder und Graphiken des gefallenen Hagener Walter
Boetticher ausgestellt, dessen Kunst namentlich Christian

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