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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
2. Januarheft
DOI Artikel:
Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Kunstschätze New-Yorks / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Staat und Kunstpflege / Künstlerische Zigarrenkisten / Ein Wettbewerbsdienst / Zur Entwickelung des Profanbaues im Mittelalter / Quellen und Anfänge der griechischen Malerei / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Goyas Ruheort / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0220

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Patrizier zum Empfangsraum. Die ursprünglich rechts und links
angeordneten Ställe werden zu Kammern oder anderen Stuben.
Die oberen Kammern gewinnen als Wohnräume eine immer
größere Bedeutung und werden zunächst noch durch eine von
der Diele durch eine Treppe erreichbare Galerie verbunden, bis
die Decke der Diele schließlich herunterrückt, und so hat man
alsdann das ganze obere Stockwerk als Wohnräume.

Bei dem fränkischen Bauernhaus ist die Versetzung in
die Stadt nicht so leicht zu verfolgen und auch heute noch nicht
ganz aufgeklärt, vor allem ist hier noch die Frage unbeantwortet,
ob für die Umwandlung des Bauernhauses in das Stadthaus und
das Wohnhaus oder das ganze Gehöft ln Betracht gezogen werden
muß. Man nimmt vielfach an, daß für das fränkische Stadthaus
die Teilung in Vorderhaus, Hof und Hinterhaus charakteristisch ist.

Bei der Entstehung des städtischen Wohnhauses mögen in-
dessen die verschiedenen Arten von Bauernhäusern eingewirkt
haben, jedoch scheint der sächsische Typus im allgemeinen die
Entwicklung des Stadthauses am meisten beeinflußt zu haben,
was vielleicht auch darin seinen Grund hat, daß gerade im 15. Jahr-
hundert, das für die Städte eine Zeit der Blüte und ihrer eigent-
lichen Entwicklung bedeutete, Niederdeutschland mit seinem
Hansabund an der Spitze der deutschen Entwicklung stand.

Der Charakterunterschied der Hauptstämme zeigte sich auch
in der verschiedenen Konstruktionsweise bei Sachsen und Franken,
zunächst im Fachwerkbau. Der erstere konstruiert „logischer“,
indem er Ständer auf Ständer setzt, also die Vertikale durch die
Geschosse durchgehen läßt und die Ständer durch Riegel verbindet,
d. h. einen horizontalen Balken, der mehrere Ständer zusammen-
spannt, und dieses Gestell durch Streben versteift; über diesem
Rahmen liegen dann erst die Querbalken und daiüber die Schwelle
für das neue Geschoß. Bei dieser festen Rahmenbildung ist der
Franke nicht an die durchlaufenden Ständerachsen gebunden,
sondern setzt im oberen Stockwerk die Ständer nach Belieben
auch dort auf, wo kein Ständer unten steht, wodurch das innere
Bild des Hauses bewegter als beim sächsischen Hause wird.
Auf der vorderen Seite zeigt die norddeutsche Fassade größeren
Fensterreichtum, Ausbauten, Erker usw.

Bald werden nun die Hölzer reich verziert. Die Kanten der
Schwellen, Rahmen und Riegel werden durch Hohlkehlen abge-
faßt und mannigfaltig profiliert. Die als Streben dienenden Krumm-
hölzer bilden gotische Muster, die Ständer zeigen gotische Flach-
ornamente. Diese ganze Formengebung und Ausschmückung ist
weniger aus der Eigenart des Holzes entstanden — wobei die
reicheren Verzierungen besonders bei weichem Holz, nicht in
hartem Eichenholz zu finden sind — als von der gotischen Stein-
architektur übernommen. Dazu tritt eine reiche Verwendung von
Farbe. Der älteste noch vorhandene Holzbau ist nach Ostendorf
(„Geschichte des Fachwerkes“), das aus der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts stammende Haus bei St. Michael in Erfurt.

Bei den frühesten noch erhaltenen Wohnhäusern aus
Stein ist noch die durch beide Geschosse gehende Diele zu
sehen, so daß die Geschoßgliederung nur zu den Seiten auftritt.
Den nach der Straße zu liegenden Giebel verkleidet gewöhnlich
eine gestaffelte Blendwand. In der Gliederung der Wand herrscht
die Vertikale vor, besonders im Backsteinbau. Durch die ganze
Höhe des Hauses ziehen sich Strebefeiler, polygonale Strebe-
türmchen oder profilierte Lisenen, und am reichsten ist die Gliede-
rung an dem Staffelgiebel,, wo sich die Streben in Fialen auflösen
und die Flächen in Wimperge und Kantblumen mit durch-
brochenen Galerien.

Während der Profanbau seine Formengebung nur anfangs
wesentlich vom Sockelbau übernommen hatte, bildete sich aber
auch im Profanbau allmählich eine eigene Formengebung aus, die
dann wieder auf den Sockelbau von Einfluß war. Man tat also
hier eine Art „Wechselwirkung“, wie sie späterhin bei größeren
Profanbauten noch mehr in die Erscheinung tritt, insbesondere
wenn es sich um öffentliche Bauten handelt. Insbesondere prägte
sich beim Profanbau in bezug auf die Fenster eine eigene Formen-
gebung aus. Das spitzbogige Fenster verschwindet und an seine
Stelle tritt das rechteckige, zunächst das kleine rechteckige mit
abgefaßten Kanten am Fensterkreuz und den beiden Pforten,

dann werden 3 solcher Fenster oder mehrere staffelförmig zu-
sammengekoppelt usw. Schon im 13. Jahrhundert tritt aber auch
das einfache, durch ein Steinkreuz in 2 obere kleinere und 2 untere
größere Felder geteilte Fenster auf.

Der späteren Formgebung ist die Vorliebe für sich über-
schneidende Profile eigen. Öfter werden links und rechts neben
der Tür Sitznischen ausgespart, auch Steinbänke von den Tür-
pfosten aus zu freistehenden Steinpfosten hinübergeführt. Dies
waren die Vorläufer der Beischläge, die seit dem 16 Jahrhundert
insbesondere in den Küstenstädten sich weiter entwickelten. —

Die ganze profane Baukunst hat sich bis in unsere Zeit aus
dem Leben unseres Volkes entwickelt, ohne nennenswerte Ein-
flüsse von außen, aus den durch Klima, Eigenart des Familien-
lebens und Volkscharakters und durch kulturelle Fortschritte be-
dingten Verhältnissen. Paul Sorgenfrei.

Zeichnung des auf Befehl Friedrichs des Großen in
der Berliner Porzellanmanufaktur 1770—1772 für
Katharina II. von Rußland hergestellten Dessertservices.

Quellen und Anfänge dev gt?ted)t{eben
jYlalepeü

Plinius ist der Hauptzeuge für die Geschichte der bildenden
Künste im Altertum. Er spricht von ihnen in seiner „naturalis
historia“, die eine Enzyklopädie alles Wissenswerten darstellt,
und zwar bei den Mineralien. Die Schmiedekunst in edlen
Metallen behandelt er im 33. Buch, die Erzbildnerei im 34., im
36. die Marmorbildnerei, die Steinschneidekunst im 37.; über die
Baukunst findet sich nichts; das 35. Buch ist der Tonbildnerei
und der Malkunst gewidmet. Sein eigener Anteil an der
Kompilation ist groß. Manche Angaben dürften auf ein zenso-
risches Verzeichnis in Rom befindlicher Denkmäler sich stützen.
Vieles wurde ihm durch Marcus Terentius Varro übermittelt.

An- und Verkauf von Kunst- und kunst-
gewerblichen Gegenständen zu günstigen Bedingungen.

Uebernahme von Taxen, wie Versteigerung
= in kunstgewerblichen Fragen.-

Kölner Kunst- und Auctions-Haus G. m. b. H.

Köln, Unter Sachsenhausen 33.

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KAUFT



ITALIENER

BERLIN W 35


DES

BLUMES HOF 9


TRECENTO

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