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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Februarheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Flensburger Kunstbrief / Die Ausfuhr von Kunstwerken ins besetzte Gebiet / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Der Sammlermarkt in Schweden / Vom römischen Kunsthandel / Französische Kunst in Kopenhagen / Neues von den Londoner Galerien / Aus dem Pariser Kunstleben / Die Schönheitswerte der Postmarken / Der Kampf um das Staatliche Bauhaus in Weimar / Aus der Kunstschriftstellerwelt / Künstlertod / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiquariat / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0240

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führen soll, neben uns als das gleichgeachtete Kulturvolk leben
wollen, nicht im Ernst die chauvinistische Begehrlichkeit an den
Gütern der Wissenschaft erproben werden. Es ist doch nie
einem Deutschen eingefallen, die zahlreichen Stücke, die von
Fundorten stammen, die 55 Jahre unter deutscher Hoheit standen
und welche auch in Zukunft deutscher Reichsboden bleiben
werden, aus Kopenhagen entführen zu wollen. Nein, ich glaube
nicht daran, daß solche Abwegigkeiten Wirklichkeit werden
sollten, denn ich glaube an den Ernst der Wissenschaft und
glaube daran, daß es eine hohe Welt der Geister gibt, in der
man über wandernde und wandelbare Grenzsteine lächeln darf,
auch als guter dänischer oder deutscher Patriot. W. S.

Die Ausfuhr

von Kunßtüeüken ins be[eb,te Gebiet.

In Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zur Verordnung
über die Ausfuhr von Kunstwerken erläßt der Reichsminister des
Innern unter dem 27. Ianuar folgende Verfügung: Auf Grund des
§ 5 der Verordnung über die Ausfuhr von Kunstwerken vom
11. Dezember 1919 („Reichs-Gesetzbl. S. 1961) bestimme ich in
Ergänzung meiner Ausführungsbestimmungen vom gleichen Tage
folgendes: Es ist verboten, Kunstwerke, die in das Verzeichnis
national wertvoller Kunstwerke eingetragen sind, in diejenigen
Gebietsteile Deutschlands zu verbringen, die von fremden Mächten
besetzt sind oder auf Grund des Friedensverlrages zur Vorbe-
reitung einer Abstimmung noch besetzt werden.

Reynke Voss. Rostock 1515.

Martin Breslauer, Berlin.

Aus det jvtufcumsc und SammlevwelL

JHeuecLoetibungen det?- Bedingt? Jdufeen.

Die Schätze der Berliner Museen sind in jüngster Zeit er-
heblich vermehrt worden. Die Abteilung Bildwerke der
christlichen Epoche im Kaiser Friedrich-Museum erhielt
u. a. aus besonderen Mitteln des Ministeriums Nachbildungen
nach altchristlichen Mosaiken und vom Preußischen Fiskus
Heidtriedters Prachtkamin (um 1612) aus dem Schlosse in Husum.

Dem Kupferstichkabinett wurde neben zahlreichen
Blättern alter Meister moderne Graphik von Greiner, Munch,
Marc, Picasso u. a. geschenkt. Auch durch Ankäufe kam eine
Reihe moderner Graphiken von Leistikon, Liebermann, Slevogt,
Munch, Steinlein, Degas, Barlach in den Besitz des Kabinetts.

Das Münzkabinett erhielt 540 Gutscheine und Not-
münzen der Kriegszeit zum Geschenk, ferner eine Bronzemedaille
des Prof. A. Lehner auf den Staatsminister D. Dr. Rothe (Karl
Zeiß-Stiftung in Jena).

Für die Vorgeschichtliche Abteilung des Museum für
Völkerkunde schenkte Professor Maerkel, Charlottenburg,
2 Tongefäße von Coswig (Anhalt), für die Ostasiatische Abteilung
Frau Geheimrat Hille 2 Tempellaternen und 2 allegorische Gruppen
(in einer Kriegstrommel nistende Hühner) aus Bronze, Japan.

Dem Kunstgewerbemuseum widmete Karl Haberstock
eine Chinesenfigur von Peter Reinicke, Meißen um 1745, ferner

eine Fayencekanne, Fabrik Veuve Perrin, Marseille 18. Jahrhundert.
Zwei unbemalte Wiener Porzellanfiguren (um 1760) sind eine
Schenkung der Freiherrn von Schenck zu Schweinsberg.

In Nr. 2 der von W. F. Volbach redigierten „Berliner Museen“
(Berichte aus den Preußischen Kunstsammlungen) schreibt Max
J Friedländer über einen unbekannten Holzschnitt im Dürer-
stil, Schröder über die Athenastatuette aus Eskischehir, Th.
Klee über frühe chinesische Plastik. W. Schubert ver-
öffentlicht einen Artikel „Der Gnomon des Idios Logos“, Kurt
Regling einen Artikel über „Drei Renaissance-Medaillen der
zweiten Simon-Sammlung.

*

Endlich hat die Sächsische Regierung sich entschlossen, die
zahl eichen Gemälde, die im Keller der Dresdner Galerie
seit vielen Jahren nutzlos aufgestapelt liegen, der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen und entweder in einigen früheren könig-
lichen Schlössern oder in der Meißener Albrechtsburg aufzu-
hängen. Der geplante Neubau der Galerie kommt infolge der
jetzigen Bauschwierigkeiten nicht zustande.

*

Der Reichskunstwart Dr. Redslob , der soeben sein Amt
als Generaldirektor der Wüittembergischen
Kunstsammlungen antrat, äußerte die Absicht, die Staats-
galerie in Stuttgart zu einer schwäbischen umzugestalten und
außerdem der Stuttgarter Graphik-Sammlung, entsprechend
der Vorliebe der Württembergischen Hauptstadt für die graphischen
Künste, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Im Stuttgarter
Residenz schlosse sollen künftig Graphik-Ausstellungen
veranstaltet werden.

*

Um die Leitung des Germanischen Museums in
Nürnberg ist ein sehr heißer Kampf entbrannt. Zum Nachfolger
Dr. von B e z o 1 d s wurde nämlich Dr. Heinrich Zimmer-
m a n n vom Berliner Kunstgewerbemuseum vorgeschlagen, und
zwar erfolgte dieser Vorschlag von der Bayerischen Regierung
selbst, ln Bayern machen sich jedoch gegen die Berufung des
jungen hochbegabten Gelehrten, der Braunschweiger und ein
Neffe Wilhelm v. Bodes ist, Widerstände bemerkbar, die noch
dadurch verstärkt werden, daß auch die Kunsthistoriker des
Germanischen Museums sich gegen ihn erklärt haben. Der zweite
Direktor des Germanischen Nationalmuseums Dr.Theodor H a m p e
ließ soeben eine Schrift „Die Zukunft des Germanischen Museums“
erscheinen, worin er Anregungen und Vorschläge für eine „gründ-
liche Neuorganisation der Anstalt“ gibt. Zum Schlüsse dieser
uns zugesandten Schrift erklärt Dr. Hampe seine Bereitwilligkeit,
im Falle seiner Wahl zum ersten Direktor „das schwere Amt zu
übernehmen“ und nach seinen „besten Kräften zu versehen“ . . .
Man darf neugierig sein, wie der heftige Kampf um diese Direktor-
stelle entschieden werden wird. Hoffentlich aber zum Besten
des Germanischen National-Museumsl

Sdoweizeviidne Kun{fcbt?onik.

Unser Zürcher Kunstreferent schreibt uns: Im

Zürcher Kunsthaus hat die ständige Sammlung jüngst
reichen Zuwachs an Werken Ferdinand Hodlers erhalten. Als
Leitgabe der Gottfried Keller-Stiftung ist dessen Gemälde „Der
barmherzige Samariter“, ebenso eine großangelegte Kompositions-
skizze zu „Marignano“ der imposanten Hodler-Kollektion neu
eingeordnet worden. Ferner kommen als Leihgaben von privater
Seite hinzu: der „Mann am Schreibpult“ und ein Wettbewerbsbild
von 1882 „Müller, Sohn und Esel“. Eigentum der Kunstgesell-
schaft sind vier neu ausgestellte Entwürfe zum „Tag“, die mit
Unterstützung eines Kunstfreundes in der Auktion Henneberg
erworben werden konnten. — In den Räumen der monatlich
wechselnden Ausstellungen wurde das Jahr mit einer sehr inte-
ressanten Schau begonnen. Neben den einheimischen Malern
Hermann Huber, R. Kündig, H. Berger und Paul Bodmer machte
man die Bekanntschaft mit einer großen Zahl von Werken des
eigenwilligen Russen Alex. Archipenko. Man mag von den

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