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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Märzheft
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Hoefner, Friedrich: Aufdeckung der frühesten römischen Basilika: ein unterirdisches Monument bei der Porta Maggiore
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0270

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zwei Adoranten dargestellt; einem von ihnen reicht sie
einen Kranz. Mythologische Szenen wechseln mit
Kultszenen ab. Im Mittelschiff sehen wir den Raub der
Helena, die Befreiung der Hesione, Jason mit dem Gold-
vließ, Herakles und die Hesperiden, im rechten Seiten-
schiffe die Strafe der Danaiden und im linken die Be-
strafung des Marsyas. Unter den Kultszenen treffen wir
ein ländliches Opfer, dargebracht von Bacchanten, und
mystische Darstellungen, ferner auch einen Pygmäen-
wettlauf.

Eine große Komposition, deren Bedeutung noch
nicht völlig klar ist, befindet sich im Kernpunkt der
Apsidenwölbung: Eine in Mantel gehüllte und verschleierte
Frau, geleitet von Amor, steigt von einem Felsen in das
Meer, wo sie von einem Tritonen empfangen wird,
welcher sich anschickt, sie auf Felsen zu tragen, die sich
gegenüber befinden. Dort erwarten sie zwei Männer,
der eine sitzend in nachdenklicher Haltung, der andere
stehend. Im Meer sehen wir einen zweiten Tritonen,
der ein Horn bläst.

Der neo-klassische Stil der Stuckreliefs weist auf
die frühe römische Kaiserzeit hin und geht eng mit den
im Hause der Farnesina zu Rom entdeckten Stuckorna-
menten, die sich jetzt im Thermenmuseum zu Rom be-
finden, zusammen.

Außer der kunstgeschichtlichen Bedeutung dieser
Reliefs und Ornamente ist die Aufdeckung der unter-
irdischen Räume baugeschichtlich sehr wichtig. Es ist
dies die früheste Basilika, die wir unterhalb des Erd-
bodens kennen und dürfte eine Vorstufe der frühchrist-
lichen Basilika sein. Und wie die ersten christlichen
Basiliken als unterirdische Grabstätten hervorragender
Gläubigen und Märtyrer in Verwendung kamen, zugleich
aber auch als Versammlungsort und als Kultstätte dienten,
so dürften wir hier eine heidnische Vorstufe vor uns
haben, nämlich die Grabstätte eines römischen Großen,
architektonisch als Basilika ausgebaut und zugleich als
Kultraum dienend. Auf welche römische Familie dieses
unterirdische Monument Bezug hat, werden erst eindring-
lichere Forschungen lehren.

Sammlung Wangemann
Aachen

Auktion bei Math. Lempertz (P. Hanstein und Söhne) Köln.

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