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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Aprilheft
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Der Künstlerprotest / Kunstausstellungen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Aus der Kunstwelt Italien / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom Londoner Kunstmarkt / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Dürer-Miniaturen? / Der 6. April 1520 / Radierungen von E. M. Lilien / Der Künstlerprotest / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0306

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Miniaturen und alten Gemälden über. Die Miniaturen sind, ab-
gesehen von einigen wenigen Stücken, deutsche Arbeiten des
17. bis 19. Jahrhunderts, besonders interessant ist das Bildnis
eines wohl schwedischen Generals um die Mitte des 17. Jahr-
hunderts. Unter den Gemälden sind die deutsche, französische,
italienische und holländische Schule vertreten, darunter zwei
Landschaften von Castiglione, eine Landschaft von F. D. Hulst,
ein großes Stifterbild, datiert 1573 und Arbeiten in der Art
van der Neers, Fr. Mieris, Adr. Ostades, Molenaers.

%

Aus dev Jvtufcums' und SammleciüelL

Professor Dr. Wilhelm W a e t z o 1 d von der Universität
Halle verließ am 1. April die Stätte seiner bisherigen Wirksam-
keit um als Vortragender Rat an das Kultusministerium in B e r 1 i n
zu gehen. Der hervorragende Kunsthistoriker ist bereits seit
neun Jahren Referent für Kunstangelegenheiten im Ministerium.
Waetzold, der ein gebürtiger Hamburger ist, veröffentlichte unter
anderem folgende Werke: „Das Kunstwerk als Organismus“ (1905),
„Die Kunst des Porträts“ (1908) und „Kunstbetrachtung, Ein-
führung in die bildenden Künste“ (1912)

*

Der Nachfolger Dr. Schäfers am Lübecker Museum ist
Dr. Heise-Hamburg. Er stand zuletzt im Wahlkampf mit
Dr. Hartlaub-Mannheim und Dr. Stierling-Altona und ist im
Hinblick auf die Oreobeck-Gesellschaft und die Gemälde-Galerie
gewählt worden.

*

Die Bayrische Staatsgalerie in München erwarb
aus den Beständen der Galerie Neue Kunst Hans Goltz die
Steinplastik „Weiblicher Torso von 1910“ von Wilhelm
Lehmbruck.

Sdntveizeviidoe Kun{fcbt?onik„

Dctt Eüücbcc Kunltmarkt.

Unser Zürcher Kunstreferent schreibt uns: lm
Zunfthaus zur Meise in Zürich veranstalteten Dr. Markus
und H. Bing vom 11.—13. März eine Auktion von Gemälden
und Graphik moderner Meister, die zum Teil bestqualifizierte
Namen, worunter eine Reihe deutscher Künstler, umfaßte. Der
keineswegs befriedigende Verlauf der Veranstaltung bewies aufs
neue, daß Zürich, das Kunstzentrum der deutschen Schweiz, als
Auktionszentrum noch keine genügende Anziehungskraft besitzt.
Trotzdem die Auktionsleitung neben dem allerdings überwiegen-
den Bestand an ausländischen Werken auch schweizerische
Arbeiten ausbot, blieb die Nachfrage am ersten und dritten Tag
(am zweiten wurde wegen zu geringer Beteiligung überhaupt
nicht auktioniert) ziemlich flau.

Bei der G e m ä 1 d e a u k t i o n erzielte ein kleiner Aurich
605 Fr., ein Stilleben des Welschschweizers Blanchet 610 Fr.,
eine „weidende Kuh“ des bekannten Zürcher Malers Rudolf
Koller 7200 Fr. Aus der stattlichen Anzahl französischer
Arbeiten wurden nur vereinzelte Rosinen herausgeklaubt. Ein
eigenartiger kleiner Daumier brachte 3700 Fr., ein Stilleben
Marquets 1720, Pascins „Sitzendes Mädchen“ 1350 Fr. Zwei
aquarellierte Zeichnungen Rodins gingen für 360 und 375 Fr.
weg, eine Landschaft von Vignon für 1550 Fr. Die Nachfrage
nach deutscher Kunst bewegte sich ebenfalls in bescheidenen
Grenzen. Das Paradestück der Auktion, eine tonfeine Arbeit
Carl Schuchs „Wohnhaus in Paris“, wurde von einem
deutschen Käufer um 5850 Fr. ertsanden. Eine kleine Wald-
landschaft Schuchs brachte 3050 Fr., L. Schmutzlers „Mädchen“
1160 Fr., R. v. Poschingers „Gewitterstimmung“ 2100 Fr., eine
Arbeit Josef Wopfners 820 Fr.

Beim Ausgebot von Handzeichnungen u. Graphik
wurden folgende Preise erzielt: Grützner, Rötelzeichnung 205 Fr.;
Habermann, vier Bildnisstudien 205 Fr.; Kokoschka, zwei frühe
Zeichnungen 133 u. 115 Fr.; Klinger, Selbstbegegnung (Rad.)
190 Fr.; Käthe Kollwitz, Frauenkopf (Lith.) 54 Fr.; Leibi, Radie-

rungen 180 u. 92 Fr.; Liebermann, Radierungen 20 bis 60 Fr.;
Menzel, Radierungen 50 bis 65 Fr.; Slevogt, zwei Radierungen
69 u. 77 Fr.; Stuck, Radierungen 30 bis 55 Fr.; Samberger,
Bildnisstudie (Zeichnung) 155 Fr.; Thoma, Radierungen 20 bis
50 Fr.

Die nächste Auktion findet im Kunstsalon Bollag statt
und soll vornehmlich Arbeiten lebender Schweizer Künstler

bringen. W-ti.

*

Unser Genfer Kunstreferent schreibt uns: Der

März brachte im Salon Kündig eine keramische Ausstellung.
Der Künstler, Paul Bonifas, dem ein Brand Werkstatt
und Arbeitsmaterial vernichtet hat, darf hoffen, daß die Freunde
reifer Technik, eigenen und reinen Stils ihn zu neuem
Schaffen ermuntern. — Im Salon Wyatt findet man kleinere
Arbeiten des welsche Grazie mit schweizerische Klarheit und
Energie verbindenden Bildhauers Lucienjäggi. — An die
Stelle der französischen Kubisten tritt in der Galerie Moos
die franko-präraphaelitische Kunst des Carlos Schwabe. —
Neue kirchliche Kunst erhalten die protestantische Kathedrale
von Lausanne (Reliefs von Casimir Reymont) und die katholische
Basilika St. Paul in Genf (Malereien von de Traz). — Die Archi-
tektur erwacht zu neuem Leben. W.

Aus dev Kunftwelt Italiens.

6in neuentdecktes IDettk. Jvtino’s da fiefole-

Unser römischer Kunstreferent berichtet uns: Die
Kirche S. Giacomo degli Spagnuoli am Circo Agonale in Rom,
deren Gründung wohl noch vor das IX. Jahrh. n. Chr. fällt, wurde
in der zweiten Hälfte des Quattrocento von dem spanischen
Bischof Alfonso Paradinas zu Ehren des hl. Jacobus von Grund
auf neu erbaut. Im Jahre 1878 ging sie in den Besitz der Missio-
näre des hl. Herzens Jesu’s über und wurde dem neuen Zwecke
entsprechend adaptiert. Dem Dozenten für Kunstgeschichte an
der Universität Rom, Antonio Munoz, gebührt das Verdienst, im
vergangenen Jahre die Kirche vollständig im Sinne der Ent-
stehungszeit restauriert zu haben.

Unter den Resten befand sich auch eine halb lebensgroße
Statue des S. Giacomo (Jakobus), die Professor Munoz an ihrer
ursprünglichen Stelle, oberhalb des Giebels des Hauptportales
aufgestellt hatte. Vasari nun erzählt von einem Künstler-
wettstreit zwischen Mino da Fiesoie und Paolo Romano, der
seine Spuren im Felde dieses Giebels hinterlassen habe. Tat-
sächlich finden wir dort ein Wappen, das von zwei Engeln ge-
tragen wird, von denen der eine die Aufschrift opus Mini und
der andere opus Pauli trägt.

Es ist nun sehr leicht möglich, daß die Statue des S. Giacomo
Gegenstand des Wettstreites gewesen ist, da abgesehen davon
die überlieferte Statue alle Merkmale eines Werkes Mino’s
da Fiesoie an sich trägt, demzufolge dieser Künstler als Sieger
aus der Konkurrenz hervorgegangen sein dürfte.

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