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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Aprilheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Aus der Kunstwelt Italiens / Schweizerische Kunstchronik / Vom Londoner Kunstmarkt / Aus dem Pariser Kunstleben / Die Künstlerische Briefmarke / Die Stickerei-Stube der Frau Irene Eucken / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Aus der Künstlerwelt / Denkmalpflege und Heimatschutz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0326

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Joos van Cleve.

Aus Rud. Bangels 1C00. Katalog.

über 300 Jahre verschollen lag, und zwar wurde es von dem
Maler und Edelmann Giambattista de Rubeis (Rossi?) entdeckt,
dem Novelli auch seine Gravuren widmet. Der glückliche Finder
übergab das Werk den Professoren und Kennern zu Padua, die
es für ein hervorragendes Exemplar der Squarcione’schen Schule
hielten und den berühmtesten Schüler Squarciones, Mantegna,
als Urheber bezeichneten. Begründet wurde dies mit der Ähnlich-
keit mit dem „Ginoco di Mantegna“, der Gravurenserie, die früher
als „Tarocchi di Mantegna“ bekannt war, die aber, wie man jetzt
weiß, weder Tarrocchi noch das Werk Mantegna’s war, sondern
eine Wiedergabe der Ferrari’schen Schule.

Somit fällt Novelli’s Beweis durch, obwohl er den „Triumph
Caesar’s“ und anderer Mantegna’schen Werke, zur Unterstützung
herbeiholt. Er übersieht aber ganz, daß sich auf dem letzten
Blatte des Buches selbst eine Inschrift befindet, die besagt, daß
es früher dem Mathio Macigni, Sohn des Roberto Macigni, gehörte.
Letzterer war nachweislich ein Florentiner, der Venezianer wurde,
während der Sohn i. J. 1588 zu Padua starb. Somit wird auch
die Periode der Verschollenheit um mindestens hundert Jahre
verkürzt! Welche Erlebnisse das Buch aber nach Novelli hatte
und wie es in den Besitz des Schwiegervaters Lord Rosebery’s,
Baron Meyer de Rothschild gelangte, ist allerdings noch
nicht bekannt geworden.

Das Buch besteht aus dreißig Blättern, von denen das erste
und letzte Blatt leer geblieben sind, während die anderen
28 Blätter auf beiden Seiten Zeichnungen aufweisen. Auf der
Vorderseite eines jeden Blattes wird eine mythologische oder
geschichtliche Szene dargestellt, oder eine Zeichnung des Hof-
lebens der Zeit, während die Rückseiten mit kleineren Zeichnungen
eines Kopfes in antikem oder fantastischem Aufputze angefüllt
sind. Eine einzige Ausnahme der weltlichen oder heidnischen

Darstellungen befindet sich am Anfang des Buches, wo eine
wundervolle Zeichnung der Madonna mit dem Kinde, in einer
Nische, von Engeln umringt, das schönheitsdurstige Auge an sich
zieht. Der Hintergrund hinter dem Madonnenhaupt ist hellblau
ausgetuscht; sonst ist in der ganzen Mappe keine Farbe verwendet.

*

Die Berliner Kunsthistorikerin Fräulein Professor Dr. Frieda
Schottmüller ist zur Direktorialassistentin am Berliner
Kaiser Friedrich-Museum (Abteilung für Bildwerke der
Christi. Epoche) ernannt worden.

*

Im Pfälzischen Gewerbemuseum in Kaiserslautern
wird am 1. Juli eine Ausstellung Pfälzischer Kunst er-
öffnet. Die Veranstaltung wird durch den Verein Pfälzischer
Künstler und Kunstfreunde unterstützt.

Aus deü Kunftu)elt Italiens.

Sine JHckttopole bet Ancona.

Man schreibt uns aus Rom: Bei J e s i (Kreis Ancona) ist
eine Nekropole aufgedeckt worden, deren Benützung den Zeit-
raum vom Ende des 5. bis Anfang des 3. Jahrh. v. Chr. umfaßt.
Sie scheint im Bereich der aus den antiken Schriftquellen be-
kannten Stadt „Pleninia“ zu liegen, dürfte aber den Gräberfunden
zufolge nicht der einheimischen Bevölkerung, sondern den ein-
gewanderten Galliern zuzusprechen sein. Die Gräber enthalten
zahllose Tongefäße, darunter auch einige griechische Vasen,
ferner Bronzegefäße. Ein Grab zeichnet sich durch besonders
reiche Beigaben aus, worunter sich auch eine wertvolle griechische
Kylix befindet.

Das Dantcbildnis in Raocnna.

Über die Aufdeckung des Dantebiidnisses aus der Schule
Giottos in der Kirche S. Francesco zu Ravenna gehen uns von
dort nachstehende Einzelheiten zu: Anläßlich der Restaurierung
der Kirche S. Francesco in Ravenna traten, als der ursprüngliche
Zustand der Kapelle della Concezione wiederhergestellt wurde,
in der vollen Leuchtkraft ihrer Farben eine Reihe von Fresken
des Trecento zutage. Darunter findet sich, wie gemeldet, auch
das Bildnis eines in tiefen Sinnen sitzenden Mannes, der die
rechte Hand auf das linke Knie lehnt und mit der linken das
geneigte Kinn stützt. Bekleidet ist er mit einem roten, faltigen
Gewände, über das ein dunkler Mantel geschlagen ist. Auf dem
Kopfe sitzt ein weißes Käppchen, unter dem einige braune Locken
hervorquellen. In sehr ähnlicher Haltung finden wir Dante in
Hochrelief auf seinem Grabmahl in Ravenna dargestellt, das Pietro
Lombardo um 1400 schuf Es ist daher sehr wohl möglich, daß
uns auch hier ein Dantebildnis vorliegt, hat doch Dante gewiß
zu den Brüdern des hl. Francesco die innigsten Beziehungen ge-
habt, in deren Nachbarschaft er als Gast der vornehmen Polen-
tani seine letzten Lebensjahre verbrachte. Es ist sehr leicht
möglich, daß dem Lombardo dieses Bildnis als Vorbild diente.

Auch bei einem andern Fresko dieser Reihe könnte auf ein
Bildnis Dantes geschlossen werden. Ohne Zweifel war hier die
Kreuzigung Christi dargestellt, wenn auch das Mittelstück, Christus
auf dem Kreuz, zerstört ist. Wir sehen, um die Mitte gruppiert,
einige Gestalten, darunter auch Maria, die Schmerz erfüllt zum
Erlöser aufsehen. Dabei steht auch ein jugendlicher Mann, mit
dantesken Zügen, die Arme verschränkt, in rotes Gewand gehüllt.
Auch er blickt leidvoll in die Höhe.

Die Fresken sind vor oder um 1350 entstanden und ein Werk
der Schule Giottos. Vielleicht wird durch diese Entdeckung auch
die Frage des persönlichen Verhältnisses zwischen Dante und
Giotto um einen Schritt weiter gebracht worden.

*

Die Generaldirektion der schönen Künste in
Italien hat, wie unser Römischer Kunstreferent
meldet, an alle ihre Zweigstellen ein Rundschreiben gerichtet, in

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