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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Maiheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider, [4]: eine Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0338

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Das Glaserhandwerk, das er ordnungsgemäß lernte, be-
friedigte ihn nicht ganz, zumal er schon in der Jugend
mit dem in München gebildeten Maler W. Wassermann
anregenden Umgang pflegte. Entscheidend war für ihn
zu Beginn der zwanziger Jahre sein Aufenthalt in Wien,
wo er an der Kunstschule das Glasgravieren erlernte;
auch mit Böhmens Glasfabrikation nahm er Fühlung,
zumal er eine Zeitlang eine böhmische Glasfaktorei in
Berlin zu vertreten hatte. Eine kleine Erbschaft führte
ihn aber bald wieder in seine Heimatstadt zurück, wo
er sich in der Hafengasse C. 24240), dann in dem von
ihm erkauften Welserschen Patrizierhaus am nördlichen

Nr. 316) vorgeführt wurden, kosteten damals 25 Gulden;
sie erfreuten sich also bei den Zeitgenossen immerhin
einer ansehnlichen Schätzung. Eines seiner Hauptstücke,
ein Pokal mit dem Ulmer Münster von 1867 war auf der
Pariser Weltausstellung11) zu sehen; andere solche
Werke gelangten an den preußischen Hof Friedrich
Wilhelms IV. und anderer Regenten. Stütz wurde auch
württembergischer Hofgraveur; sein Bildnis nebst einer
Sammlung von Abdrücken nach den von ihm geschnittenen
Siegeln bewahrt das Museum seiner Vaterstadt. — Nicht
so gut sind wir über seinen Konkurrenten I. E. Linden-
meyer unterrichtet, von dem zwei Glaskelche mit dem

Abb. 14. Schliffgläser mit Ulmer Ansichten, bezeichnet von Hofgraveur Friedrich Stütz in Ulm, 1803—1876.
(Sammlungsgebäude, Schießhaus 1832, Leubehaus) — Ulm, Städt. Museum.

Münsterplatz Nr. 6 dauernd niederließ. Er soll auch
figuralen Glasschnitt geübt haben — die Nachkommen
besitzen noch einen Becher mit zwei Putten nebst Rosen-
korb aus seiner Bräutigamszeit —; aber was sich durch
die volle, ganz klein gerissene Namensunterschrift „Stütz“
zweifellos als seine Arbeit kundgibt, gehört in die Gruppe
der Panoramengläser. Wir bilden die drei signierten
Gläser des Ulmer Museums ab (Abb. 14), nämlich das
mit dem Neu-Ulmer Schießhaus von 1832, das mit dem
Sammlungsgebäude und das mit dem Leube’schen Haus
vom Marktplatz; solche Gläser, wie sie auch z. B.
in der Industrieausstellung von Mainz 1842 (Katalog

40) Adreßbuch f. d. k. Kreishauptstadt Ulm 1842. S. 21, 71
und 123.

Ulmer Münster (Abb. 15) aus dem Museum von Ulm, in
der Ausführung denen von Stütz sehr verwandt, ebenfalls
die volle Künstlersignatur, ebenso zart und klein einge-
rissen, tragen. Das Ulmer Adreßbuch von 1842 kennt
einen Glaser Johann Eduard Lindenmeyer in der Lange-
gasse A. 261, während die Kirchenbücher zwei Glaser
mit nicht ganz übereinstimmenden Vornamen nennen,
nämlich Johann Elias Lindenmeyer (geb. 27. Nov. 1774,
f 27. Sept. 1841) und Jakob Eduard Lindenmeyer (geb.
15. Mai 1812); vielleicht sind beide, wohl miteinander
zusammenhängenden Glaser neben- bezw. nacheinander
an den Ulmer Panoramengläsern beteiligt.

(Schluß folgt.)

4I) Exposition universelle de 1867 ä Paris. — Catalogue
gänöral. I. 3. III. 26. S. 94 Nr. 14.

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