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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Maiheft
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Kunstauktionen / Kunsthistoriker im Kunsthandel / Kunstausstellungen / Gefährdung der Altertumsammlung im Dresdner Großen Garten / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Die Künstler im Reichswirtschaftsrat / Bibliographische und bibliophile Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0366

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Meißener Apostelstatueten
Sammlung Eugen v. Wassermann

Auktion bei Rudolf Lepke, Berlin

Das Kunsthaus Qoyert, Köln zeigt in Sonderausstellungen
Holzschnitte und farbfrohe Aquarelle von Ilse Hanf und Ra-
dierungen von Gelbcke, Dresden, in der Gemälde-Abteilung
sind Werke namhafter Künstler vertreten.

Leipzig.

Der unter Leitung von Max Klinger und Johannes Hartmann
stehende Verein Leipziger Jahres-Ausstellung wird
im Herbst dieses Jahres eine A u s s t e 1 1 u n g von Aquarellen,
Pastellen, Handzeichnungen und Klein-Plastiken lebender
deutscher Meister veranstalten. Zu Juroren wurden gewählt:
Prof. Max Klinger, Prof. Joh. Hartmann, Maler Berlit, Hamm,
Lederer-Weida, Einschlag-Leipzig, sowie Prof. Albiker-Dresden
und Maler Schmidt-Rottluff, Berlin. St.

Mannheim.

Unser Mannheimer Kunstreferent schreibt uns: Im graphischen
Kabinett der Kunsthalle hängen zurzeit zwölf farbige Zeich-
nungen eines österreichischen Künstlers, Bildnisse von Männern
und Frauen — auch eines Knaben — modern (wie wir das nennen)
im Ausdruck und in der Strichführung. Es sind hohlwangige
Gesichter, denen wir in die Augen blicken. Es ist vielleicht nur
eine Vermutung von mir, wenn ich in diesen Bildnissen die ver-
störten Schatten der einst so glücklichen österreichischen
Menschen sehe. Aber ich wage es, diese Vermutung auszu-
sprechen. Auf diesen Bildern tragen immer dieselben Partien
den stärksten Stempel der künstlerischen Persönlichkeit E r n s t
Wagners. Bei den Frauen sind es die Augen, bei den Männern
Stirn und Schläfen. Weltwende ist von diesen Gesichtern herunter-
zulesen; ängstliches Staunen vom Antlitz des Knaben. Wagners
Stifte sind von wunderbarer Farbe; der Ansatz ist manchmal so
weich, daß die Töne wirklich ineinanderfließen. So schwebt uns
eine visionäre Gestalt wie von Lichtwogen getragen entgegen.
Dieses Bild vereinigt vollendetes Können und geistige Reife.

A. M.

München.

In der Galerie Caspari hängen jetzt Bilder von Cäsar
Klein, ln der Galerie Heinemann folgt auf die Ausstellung
Ludwig Herterich eine Kollektivausstellung der Werke des
Dachauers Felix Bürger. Der Münchener Maler Eberhard
Riegde stellt zum erstenmal bei Schmidt-Bertsch aus.

Hümbecg.

Die Ausstellung des Albrecht Dürer-Vereins in
der Kunsthalle am Marientor wurde in den letzten Tagen
durch eine das Schaffen des Münchener Karl Strathmann
veranschaulichende umfassende Sonderkollektion ergänzt.

Gefährdung der Altet?tumssammlung
im Dresdner Großen Garten.

Man schreibt uns aus Dresden: Das sächsische Finanz-
ministerium hat eine ebenso überraschende wie unverständliche
Maßnahme getroffen, indem es dem Sächsischen Altertumsverein
angekündigt hat, das Palais im Großen Garten, in dem die be-
kannte Altertumssammlung untergebracht ist, bis zum Herbst d. J.
zu räumen, um dort moderne Bilder aus der Gemäldegalerie aus-
zustellen.

Diese ministerielle Maßnahme bedeutet nichts weniger als
den Verlust eines kunst- und kulturgeschichtlich weit über
Sachsens Grenzen hinaus berühmten Museums, das von dem
Sächsischen Altertumsverein unterhalten wird. Da die reiche
Sammlung an Wert und Umfang zu außerordentlich gewachsen
ist, um aus den Mitteln eines Vereins länger unterhalten werden
zu können, hat der letztere sie wiederholt dem Staate zum
Geschenk angeboten, unter der Bedingung, daß die Sammlung
mit ihren auserlesenen, seltenen und sehenswerten Stücken als
Ganzes erhalten bleibt. Andere Räumlichkeiten sind, zumal unter
den jetzigen Verhältnissen, für die Sammlung nicht zu finden,
auch ist der Verein den Kosten einer Umsiedlung und Neuein-
richtung nicht gewachsen. Für den Kunstfreund und den Kunst-
forscher wäre daher der Verlust dieser Sammlung ein unersetz-
licher und tief bedauerlicher.

Cornelius Gurlitt sind aus hervorragenden Fach-
kreisen Zuschriften zugegangen, die jenen Schritt des sächsischen
Finanzministeriums stark mißbilligen. So findet es z. B. Prof.
Dr. v. Öchelhäuser unbegreiflich, wie gegen einen Verein
so rücksichtslos vorgegangen werden könne, der sich um die
Erforschung und Popularisierung sächsischer Kunst und Geschichte
die größten Verdienste erworben habe. Wenn der Grund dazu
der wäre, daß man das Palais für die Erweiterung der staatlichen
Gemäldegalerie benötige, so erscheine es unbegreiflich, daß man
gerade diese Stätte wähle, die die denkbar ungünstigsten Ver-
hältnisse für das Aufhängen von Bildern böte.

Allerdings muß man hier fragen: Wo bleiben die Sach-
verständigen, die das Ministerium zu beraten haben?

Auch der Direktor am Germanischen Museum zu Nürnberg
G. v. B e z o I d hält es kaum für denkbar, daß man eine kunst-
und kulturgeschichtliche Sammlung ersten Ranges, die für
Sachsen die allergrößte Bedeutung habe, der Auflösung anheim-
fallen oder auch nur der Gefahr der Auflösung aussetzen könne,
und betont ebenfalls die Unbrauchbarkeit des Palais für eine
Gemäldesammlung. An der Frage der Erhaltung dieser Alter-
tumssammlung hat nicht nur Dresden, nicht nur Sachsen, wie
v. Bezold sehr richtig schreibt, sondern ganz Deutschland
ein Interesse.

Die Absicht, einen Teil von der Gemäldegalerie im Palais
des Großen Gartens unterzubringen, muß auch in der Hinsicht
befremden, daß damit eine Zerreißung der Galerie stattfindet, die
sicherlich nicht im Interesse der letzteren liegt; die räumliche
Entfernug — vom Mittelpunkt der Stadt bis in die äußere östliche
Peripherie — ist schon ein Umstand, der Berücksichtigung
verdient.

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