Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI issue:
2. Maiheft
DOI article:
Kunstauktionen / Kunsthistoriker im Kunsthandel / Kunstausstellungen / Gefährdung der Altertumsammlung im Dresdner Großen Garten / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Die Künstler im Reichswirtschaftsrat / Bibliographische und bibliophile Notizen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0371

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
sind durch die photomechanischen Reproduktionsverfahren um
ihre meisten Reize gebracht und wirklich ganz gewöhnliche
Bücher geworden. Schließlich, das ist ein Hauptgrund, werden
den Sammlern von solchen Werken eigentlich nur diejenigen
erreichbar, die in alten Auflagresten noch vorhanden waren, als
man dahinter kam, daß sie ein kostbares Sammlergut seien. So
zeigen die Antiquariats- und Auktionskataloge mit ihrer Auswahl
begehrenswerter deutscher illustrierter Bücher des neunzehnten
Jahrhunderts, denn ähnliche Verhältnisse bestehen mutatis mutandis
auch für diejenigen Bücher, die als Unterhaltungsschriften für
Erwachsene veröffentlicht wurden, Bücherlisten, die häufig un-
richtig und stets unvollständig sind, weil beste Bücher in ihnen
fehlen, geringere zu künstlichen Seltenheiten aufgeputzt werden.
Solange es indessen keine Bibliographie der deutschen Buch-
illustration des neunzehnten Jahrhunderts gibt, wird dieser Mangel
nur von denjenigen erkannt werden können, die eine eingehendere
Beschäftigung mit dem deutschen Buchbilde sich nicht verdrießen
ließen. Beim Forschen nach Exemplaren ohne Fehl und Tadel
— der Buchkunstsammler weiß, daß es ein Qlücksfall ist, wenn
er ein beliebt gewesenes frisches Kinderbuch auffinden kann, das
einige Jahrzehnte alt ist — kann man eine ebenso bibliographisch
wie kulturhistorisch beachtenswerte Beobachtung machen. Gerade
die besten illustrierten Jugendschriften sind oft in mit den ersten
deutschen gleichzeitigen fremdsprachigen Auflagen erschienen
und Abzüge von diesen pflegen häufiger zu sein, als die deutschen.
Vermutlich deshalb, weil auch sie in der Regel Auflagenresten zu
entstammen pflegen. Jedenfalls ist die Internationalität deutscher
Jugendschriften interessant und wert, einmal genauer in ihrem
größeren Zusammenhänge mit den Gewerben der deutschen
Spielzeugherstellung untersucht zu werden, deren Erzeugnisse,
früher wenigstens, ebenfalls in allen Erdteilen heimisch waren.
Der Anteil des deutschen Gemütes mag dazu manches beige-
tragen haben und ihm mag die Beseelung zu verdanken sein, die
solchen Spielzeugwaren ihre Wirkung in die Ferne verschaffte.
Unter den deutschen Großmeistern des kleinen Buchbildes, die
im neunzehnten Jahrhundert ihre Gaben spendeten, war Otto
Speckter am wenigsten die Gunst beschieden, daß sein Werk
nach dessen Wert aufgenommen wurde. Nicht etwa, daß er nicht
auch, besonders mit seinen Fabelbildern, Verbreitung und Volks-
tümlichkeit gefunden hätte. Aber die sich nicht einschmeichelnden
hohen künstlerischen Vorzüge seiner Arbeiten blieben doch allzu-
lange von den Sammlern unerkannt und jetzt ist es recht schwierig
geworden, Reihen der Speckterschen Frühdrucke zusammenzu-
bringen. Vielleicht nicht ganz zu spät, immerhin beinahe. Noch
vor zwanzig Jahren konnte ich einem Buchfreunde in Kopenhagen,
der die Andersenausgaben mit den Speckterschen Illustrationen
suchte, trösten: Verlieren sie den Mut nicht, wenn sich das Buch
in Deutschland findet, kauft es Ihnen niemand fort. Das ist
freilich anders geworden und das neue schöne Speckter-Werk,
das seinem Verfasser und seinem Verlage hohe Ehre macht,
findet eine nicht geringe deutsche Speckter-Gemeinde. (Otto
Speckter von F. H. Ehmcke. Mit einer Biblio-
graphie von Carl Hobrecker, 2 Bildnissen des
Künstlers und 104 Abbildungen nach dessen

Delft- Sammlung

ca. 50 Stück, Teller und Krüge aus Nachlaß preiswert

zu verkaufen.

Reflektanten erfahren näheres unter ,,M 88‘‘ Geschäfts-
stelle des „Kunstwanderers“

Kunsthandlung Konrad Zimmermann - Berlin ui 62. schiiistr. 18

!TTioderne und afte Srapkik * (Ständige 3Lusstettungen
Qiwangfofe Q^eficktigung - Gigene (Werkßätten für
gefchmackvoffe (Rahmungen jpK (Ankauf - Verkauf

Interessenten werden um Bekanntgabe ihres Sammelgebietes gebeten.

D. Chodowieckl
Das Studienblatt von achtzehn Figuren
Auktion bei Carl Ernst Henrici, Berlin

Werkenauf 64 Tafeln. Furche- Verlag,Berlin: 1920. i
Der Herausgeber, selbst ein ausgezeichneter Buchkünstler, hat
mit verständnisvoller Wärme die Lebensgeschichte des einzig-
artigen Künstlers erzählt, die geöffnete Truhe mit den Familien-
papieren zur Hand, mit feiner Einfühlung in die herbe Natur
eines nordischen Temperamentes, der er sich verwandt fühlen
mochte und vor allem auch aufklärend über das gute Handwerk
in Speckters Kunst. Daß der Hamburger Meister einmal spätere
Auflagen seiner Bücher, die er sich kommen ließ, kurzerhand in
den Ofen steckte — so unerträglich waren ihm die schlechten
Nachbildungen der Neudrucke — beweist deutlich genug die
Notwendigkeit für den Sammler, zu sichten, um bis zu den
Originalen, die bisweilen in längst verschollenen Ausgaben ver-
steckt sind, vorzudringen. (Die von Hobrecker begonnene, bei
der Schwierigkeit des Stoffes durch Autopsie freilich überall nicht
ganz zu vollenden gewesene Bibliographie ist dazu ein guter
Begleiter.) Die um 1830 entstandenen Fabeln Heys mit den
Illustrationen Speckters, die Ehmcke wohl mit Recht gegenüber
den Quickborn-Illustrationen für das Hauptwerk des hervorragen-
den Griffelkünstlers hält, sind auf ihrer Reise um die Erde in
Japan zum Schulbuch geworden. Das ausgebildete japanische
Stilgefühl hat in den Zeichnungen des deutschen Meisters etwas
wesensverwandtes gefunden, das, was Theodor Storm in einem
Briefe an Menzel und Speckter zu rühmen wußte, die Energie
der Anschauung oder was (im Hinblick auf die Technik) Ehmcke
treffend bezeichnet, wenn er den Realismus Speckters den Regu-
lator von dessen Phantasie nennt. Man mache sich das alles an
einem bequemen Beispiel klar, man denke wie etwa Meyerheim
das meist nicht in der Freiheit beobachtete Tier als Figur in
seine Genrebilder stellte und wie der deutsche Katzenmaler
Speckter, wenn auch in engen Grenzen, sich bescheidend, seinen
Stoff in die graphische Form zwang. Es geht ein schlichter,
stiller Schönheitszauber von den Blättern aus, die Speckter für
die lieben Kleinen schmückte. Und auch bei ihnen lobt, wie bei
Menzel, das Handwerk seinen Meister. — Daß ein Bilderbuch

367
 
Annotationen