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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Juniheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0392

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Londoner Kunßfcbau.

Sin JMeiflonict? füt? 5000 Quinccn.

Man schreibt uns: Selten genug kommt ein Meissonier
zur Versteigerung und daher war das Interesse groß, als es in
Kunstkreisen hieß, bei Christi e’s würde des Meisters „Le
Guide“ (1883) aus der Montague Napier Sammlung öffentlich aus-
geboten werden. Dieses Gemälde, eines seiner bekanntesten,
stellt einen Bauer dar, den man durch Stricke an einen Soldaten
gefesselt hat und ihn zwingt, einer Kavallerieschwadron den Weg
zu weisen; es sondert sich insofern von den anderen Werken
des großen Franzosen ab, als es etwas größer ist als die meisten
seiner Werke, 43'/2 zu 33 Zoll. Nach regen Angeboten wurde
das Bild um 5000 Guineen von Sampson erworben. Seit dem
Jahre 1900, wo der „Standartenträger“ bei der Auflösung der
Moore-Sammlung um 2800 Guineen den Besitzer wechselte, und,
noch weiter zurückgreifend, zur Bolekow-Versteigerung i. J. 1891,
wo der „Schildermaler“ um 6355 Guineen verkauft wurde ist noch
kein wichtiges Bild des großen Franzosen auf den Markt ge-
kommen. Eine auserlesene Sammlung findet man in der Wallace-
Ausstellung zu London, und im Windsor-Schlosse hängt sein
„La Rixe“, den Napoleon III. der Königin Victoria und dem Prinz-
gemahl schenkte.

Der französische Landschaftier Charles J a c q u e war bei
Christies mit einer Waldwiese vertreten (Tooth, 1500 Guineen).
Von der Hilton Philipson-Sammlung kamen Harpignies „Souvenir
de la Cöte d’Azur“ (1080 Guineen) und Van Marcke’s „Heim-
kommen des Viehes“ (1000 Guineen) zur Versteigerung; beide
Bilder gingen an Tooth, während Wallis 1250 Guineen für Sher-
mite’s „Mittagsmahl“ gab.

Das Miniaturbild Fred Walker’s (9% zu 15% Zoll) „Ein
Veilchenfeld“ kaufte die Firma Agnew um 1930 Guineen, während
siebzehn Zeichnungen von Birket Foster in zwanzig Minuten die
stattliche Endsumme von 4655 Guineen erreichten (Agnew). Von
den anderen Ergebnissen des Tages sei eine Turner-Skizze
(italienische Landschaft) zu erwähnen, die einst Ruskin gehört
hatte und um 950 Guineen von Sampson erobert wurde. Bezeich-
nend ist die Tatsache, daß Alma Tadema’s „Römischer Blumen-
markt“ (1868), der i. J. 1898 noch 886 Guineen gebracht hatte,
heute um 600 Guineen verkauft wurde.

*

Die Nationalgalerie in London hat folgende Leih-
gaben erhalten und stellt sie aus: Greco, St. Peter; Goya,
Gefängnisinneres; Sassetta, Wunder des hl. Sakramentes;
Tiepolo, Der Sturz des Phaethon.

eine becübmte Miniatucenfammlung.

Bei Sotheby’s, London, wird, wie man uns berichtet,
am 1. Juli eine der berühmtesten Miniaturensammlungen
versteigert, die noch im Privatbesitz sich befindet, die Francis
Welle sley Kollektion Als seiner Zeit der Besitzer dem
Victoria and Albert Museum einige Stücke zur Verfügung stellte,
war die Begeisterung groß. Besonders umfassend ist die Samm-
lung in C o s w a y - Miniaturen und Skizzen, wie auch in Briefen
hochinteressanten Inhaltes. Wenn man sich den Ruhm Cosway’s
vergegenwärtigt, so erscheint die Behauptung seiner Gattin in
einem Schreiben aus dem Jahre 1824 „Der arme Herr Cosway ist
vergessen und in seinem eigenen Lande unterschätzt“ wenig be-
greiflich. Es wird allerdings gesagt, daß Frau Cosway, die sich
damals nach dem Tode ihres Mannes in Sodi befand, damit nur
sozusagen die Schätzung des Auslandes ihren Landsleuten unter
die Nase reiben wollte. Jedenfalls wurde Heinrich Füger, von
dem zwei Stücke in der Sammlung vorhanden sind, der „Kiener
Cosway“ genannt.

Die Francis Wellesley Kollektion enthält insgesamt etwa
900 Nummern, und zwar sind vielmehr Bleistift- und Kreidezeich-
nungen als farbige Miniaturen vorhanden. Der künstlerische Wert
dieser Skizzen ist bedeutend. Man braucht sich nur der Huth
Versteigerung i. J. 1905 zu erinnern, wo eine Schwarz-Weiß-Skizze
von Gainsborough (Herzogin von Devonshire) 1000 Guineen

brachte, und daneben waren Leute anwesend, die sich noch er-
innern konnten, daß dieselbe Skizze um 25 Schilling veräußert
worden ist! Bel der Pfungst Versteigerung vor drei Jahren zahlte
man für Gainsborough Zeichnung der Sarah Siddons 10,80 Gui-
neen! Ähnliche Kabinettstückchen befinden sich nun auch in der
Wellesley Sammlung, besonders in den Serien der Arbeiten Cos-
ways, Gainsboroughs, Hoppners, Lawrences Edridges, Dances,
Ozias Humphrys, Downmans, Faithornes usw. R o m n e y ist
außer einer Familiengruppe in Bleistift und einer Crayonzeichnung
des Schauspielers Henderson durch eine Miniatur der Lady Emily
Macleod vertreten.

Hervorragend ist eine Zeichnung der „Anne Spiering“ von
Gerard Dou, die sich den seltenen Dou-Stücken im Britischen
Museum würdig beigesellt, eine Theodoor Mathaw Zeichnung
nach Rafael’s Bild des Castiglione, ein Männerkopf von Hals.
Ferner sieht man Bleistiftzeichnungen von Velasquez, Van
Dyck, Vischer, Holbein, de Keyser, de Herne usw. Das
Schwergewicht der Sammlung liegt aber in jener Abteilung, die
durch die Namen Smart, Shelley, Engleheart, Robertson gekenn-
zeichnet wird.

Unter den übrigen Stücken befindet sich die einzige der
Sammelwelt bekannte Zeichnung Edward Gibsons, die er von sich
selbst 1. J. 1690 gemalt hat. Eine der Hoppner Studien stellte
Mary Delany dar, eine Schülerin Hogarths, die selbst mit einem
Skizzenheft vertreten ist. Natürlich interessiert auch die in matten
Farben gehaltene Skizze zu Lawrence Gemälde der Ladies Emily,
Mary und Priscllla Wellesley, wie überhaupt die Wellesley Familie
und der „eiserne Herzog“, selbt öfters in der Sammlung porträ-
tiert sind.

Das Alte Testament, Basel, bei Adam Petri (1523).
Martin Breslauer, Berlin

ScbtoeiEeütfcbe Kun(fcbt?onik.

jYlatßt^lDettbeiDCüb dev Stadt Eütncb-

Der Stadtrat von Zürich eröffnet zur Erlangung von
Vorentwürfen für die Bemalung des Hauses zum „Rüden“ einen
Wettbewerb unter den Mitgliedern der Sektion Zürich der Gesell-
schaft Schweiz. Maler, Bildhauer und Architekten, und der Künstler-
vereinigung Zürich. Zur Bemalung vorgesehen sind alle Wand-
flächen der vier Fassaden samt den Kehlen der Dachgesimse und
den Dachuntersichten der beiden Giebel. Den Bewerbern wird
hinsichtlich des Inhaltes, der Form und der Farbengebung der
Entwürfe volle Freiheit gewährt. Die Entwürfe sind bis zum
30. November portofrei dem Vorstande des Bauwesens III, Stadt-
haus Zürich, einzureichen. Wie die Neue Zürcher Zeitung meldet,
steht für Prämierung und Ankauf von Entwürfen dem Preisgericht
die Summe von 10 000 Fr. zur Verfügung. Für den relativ besten
Entwurf wird ein Preis von 30C0 Fr. angesetzt. Für den An-
kauf eines nicht prämierten Entwurfes ist der Minimalansatz von
500 Fr. vorgesehen. Die prämiierten und angekauften Entwürfe
gehen in den Besitz der Stadt Zürich über. Der Stadtrat von
Zürich behält sich für die Durchführung der Bemalung des
„Rüden“ volle Freiheit vor.

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