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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Juniheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0393

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Die Sammlung Hagedorn.

Man schreibt uns aus Leipzig: Im Leipziger Stadt-
geschichtlichen Museum wurde eine Richard
Wagner-Ausstellung gezeigt, die zum ersten Mal einen
Teil der von dem Museum erworbenen Sammlung Hage-
dorn der Öffentlichkeit vorführte. Mit dem Übergang dieser
großartigen Sammlung in das Leipziger Museum erhält nun
Richard Wagner als größter Sohn Leipzigs endlich die ihm ge-
bührende Stellung und Würdigung im Stadtmuseum. Es ist aber
nicht das erste Mal, daß es Wagner in den Mittelpunkt einer
großen Ausstellung stellt. Im Mai 1913 veranstaltete der zu früh
dahingeschiedene Direktor Prof. Dr. Kurzwei ly bereits eine
Richard-Wagner-Ausstellung, die wegen ihrer Vielseitigkeit und
Reichhaltigkeit weit über Leipzig hinaus Aufsehen erregte.
Leipziger Wagner-Sammler und Wagner-Freunde sowie aus-
wärtiger Besitz wirkten damals zusammen, eine voibildliche Aus-
stellung ins Leben zu rufen. Nachdem wir inzwischen den fünf-
jährigen Weltkrieg und die Erschütterungen der Revolution
durchlebt haben, und Direktor Dr. Kurzwelly von uns gegangen
ist, öffnet sich das Museum von neuem einer Wagner-Ausstellung.
Aber nicht sind es mehr, wie damals, Leihgaben, die den großen
Saal des Museums füllen, sondern, wie Direktor Dr. Friedrich
Schulze in seiner Eröffnungsrede ausführte, eigener neuer
Besitz des Museums, der nun zur Schau gestellt wird. Das
Museum hat d.e große Wagner-Sammlung Hagedorn erworben,
die so umfangreich ist, daß die Ausstellung nur einen kleinen
Teil ihrer Bestände zeigen kann. Der kunstbegeisterte Kaufmann
Rudolph Hagedorn in Hamburg (f 1917) hatte sein
Sammelwerk erst im zwanzigsten Jahrhundert begonnen, aber im
Verlaufe von zehn Jahren eine Sammlung von außerordentlicher
Bedeutung geschaffen. Es war sein Lieblingsgedanke, daß sie
einstmals ihre dauernde Stätte in der Wagnerstadt Leipzig
finden sollte.

Die Ausstellung, die im wesentlichen von dem Direktorial-
assistenten Dr. Walter Lange vorbereitet wurde — eine Schrift
Dr. Langes über Richard Wagners universale Bedeutung erschien
bei Reiner Wunderlich, Leipzig — beachtet zum größten Teil
eine biographisch - chronologische Anordnung des Stoffes, ohne
sich streng an eine solche zu binden. An die Zeugnisse von
Wagners Leben und Schaffen schließen sich Sondergruppen an,
die Wagners Einwirkungen auf die Literatur, Wissenschaft und
Kunst seiner Zeit erkennen lassen. So begleiten wir Wagner
durch sein reichbewegtes Leben von der Leipziger Frühzeit an,
die uns sein Geburtshaus, Erinnerungen an seinen Onkel Adolph,
seinen Bruder, den Sänger Albert Wagner, seinen Stiefvater
Ludwig Geyer, seinen Lehrer Weinlig, Wagners ersten anonym
gedruckten Aufsatz „Die deutsche Oper“ in Laubes „Zeitung für
die elegante Welt“ zeigen, nach Dresden, wo Wagner als Hof-
kapellmeister tätig war. Bilder von Tichatschek und der Schröder-
Devrient stellen diese Künstler in Hauptrollen Wagnerscher
Werke dar. An die Revolution von 1848—49 erinnert eine auto-
graphierte Liste der politischen „Verbrecher“ von 1849, unter
denen sich auch der Name Richard Wagner findet. Seine Pariser
Zeit ist charakterisiert durch journalistische Arbeiten Wagners in
französischen und deutschen Blättern, durch Kompositionen und
Marschners Reisetagebuch, das Aufzeichnungen über die erste
Tannhäuser-Aufführung enthält. Im Schweizer Exil kommt als
überragende Persönlichkeit Mathilde Wesendonck zur Geltung,
von der Briefe und literarische Werke, die heute ganz unbekannt
sind, ausliegen. Auf einem Gruppenbild, das nach der ersten
Aufführung des „Tristan“ 18. Mai 1863 in München aufgenommen
wurde, sehen wir Wagner im Kreise seiner Freunde; es stammt
aus dem Nachlaß des Musikschriftstellers Richard Pohl, der auch
zu dem abgebildeten Freundeskreis gehört. Die Bayreuther Zeit
ist vertreten durch Ansichten, zeitgenössische Berichte über die
ersten Festspiele, Schriften, Autographen und Originalaufnahmen
der Künstler, sowie Bühnenbilder und Entwürfe zu Dekorationen.

So führt uns diese biographische Galerie bis zum Palazzo Ven-
dramin in Venedig, wo der Meister, fern von der Heimat, aber
in den Armen der Liebe sein Leben aushauchte. Ein Abguß der
Totenmaske des Meisters schließt diese Reihe ab.

Die einzelnen Sondergruppen ergänzen die Lebenszeugnisse
Wagners. Als auserlesenes Stück der Autographengruppe muß
der eigenhändige Entwurf zur „Rede bei der Grundsteinlegung
des provisorischen Festspielhauses in Bayreuth“ gelten. Er um-
faßt ein Titelblatt und fünf und eine halbe Seite eng beschriebener
Quartblätter. Ein in der Briefpublikation an seine erste Gattin
Minna nicht abgedruckter Brief wirft helles Licht auf die Be-
ziehungen des Paares: Wagner redet sie darin mit „Allerbester
Querspahn“ an und unterzeichnet sich selbst als „Fips“. Selbst-
verständlich sind die Freunde Franz Liszt, Hans von Bülow,
Nietzsche unter den Handschriften vertreten. Ein seltenes Stück
ist auch die Partitur des „Tannhäuser“, die Wagner autographieren
ließ, und die nur in 100 Exemplaren vorhanden ist. Die Schriften
und Dichtungen Wagners in ihren Erstausgaben sind vollständig
vorhanden. Dieser Gruppe gesellt sich in gleicher Vollständigkeit
die Sammlung der Textbücher Wagnerscher Tondramen bei. In
nahezu 40 Bänden sind die Briefe vorhanden. Vollständig stehen

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WIEN, I. TUCHLAUBEN 8

Tel. Nr. 5470 VIII od. 8904 Telegramm-Adr : Schidauktion Wien

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Alte und moderne Gemälde, Aquarelle, Miniaturen,
Graphik, Antiquitäten, Porzellan, Orden, Schmuck und
Vitrinenobjekte, Plastiken, Gobelins, Teppiche.

Ausstellung:

Samstag, den 12. bis Sonntag, den 20. Juni 1920
von 10 bis 5 Uhr nachmittags.

Versteigerung:

Montag, den 21. bis Freitag, den 25. Juni 1920
ab 3 Uhr nachmittags.

KiinsHiandlung Konrad Zimmermann - Berlin ui 62, scmiistr. 18

■7T(.oderne und alte Srapßik - bändige Musste (fangen
G&wangtofe (jßefießtigung • Gigene ‘Werkßäiten für
gefcßmackvoffe ‘Raßmungen UcT (Ankauf . Verkauf

Interessenten werden um Bekanntgabe ihres Sammelgebietes gebeten.

Carl Brack & Keller, G. m. b. H., Berlin W. 9

Kleine gewählte Collection alter u. moderner Meister

Ankauf □ Angebote erbeten □ Verkauf

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