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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Juniheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0394

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die musikalischen Werke, Partituren und Klavierauszüge zur Ver-
fügung. Eine Sammlung von 70 B i 1 d n i s s e n zeigt, wie die
Künstler seiner Zeit die Persönlichkeit Wagners auffaßten. Das
Hauptstück der Porträtsammlung ist jenes Ölbild, das Cäsar
Willich im Aufträge Otto Wesendoncks 1862 in Bibrich malte.
Besondere Abteilungen sind noch der Wagnerliteratur Friedrich
Nietzsches, der Familie Wagner und einzelnen Werken des
Meisters gewidmet. Weitere Gruppen spiegeln die Anregungen
wieder, die von Wagners Werk ausgingen. Diese Gruppen ent-
halten u. a. die szenischen Entwürfe, Figurinen und Kostüm-
skizzen. Dazu kommen eine Sammlung deutscher, französischer
und englischer Karrikaturen, sowie eine Sammlung von über
106 Münzen, Medaillen und Plaketten. Eine erlesene Bibtiolhek,
die Hagedorn zum Teil von dem französischen Wagnerverehrer
und Sammler Alfred Bovet erworben hat, und die durch prach-
volle Einbände ausgezeichnet sind, umfaßt die gesamte Wagner-
Literatur. Als ein neueres Werk ist der Ausstellung die kürzlich
vollendete, bedeutende Wagner-Büste des Leipziger Bildhauers
Rudolph Saudek beigegeben, ein anderer Leipziger Künstler,
Hofrat Klamroth, ist mit einem Nikisch-Bildnis vertreten.

Von der ganzen Sammlung Hagedorn konnte nur etwa ein
Zehntel ausgestellt werden. Später soll nach dem Plan des
Direktors Dr. Schulze im Museum ein eigener großer W a g n e r -
raum geschaffen werden. Dr. L St.

Sin lebtfffubt fCit? nördliche
Kunffgefcbicbte in StockboIm.

Aus Stockholm kommt die Meldung, daß Anders Zorn,
der berühmte schwedische Maler und Radierer, vor einiger Zeit
gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen schwedischen Meister
Karl Lars so n eine Stiftung schuf, mit der an der Stockholmer
Universität ein Lehrstuhl für nordische und vergleichende Kunst-
geschichte begründet werden sollte. Larsson hat das Ins-Leben-
Treten dieses seines Lieblingsgedankens nicht erlebt. Die Pro-
fessur für nordische Kunstgeschichte ist nämlich soeben zum
erstenmal an Johnny Roosval vergeben worden.

Qefedtcbaft der freunde der
Deutßben Bücherei.

Aus Leipzig wird uns geschrieben: Die Gesellschaft der
Freunde der Deutschen Bücherei hielt ihre Jahresversammlung
in Leipzig ab. Der Vorsitzende Hofrat Linnemann erstattete den
Jahresbericht. Von den Mitgliedern der Gesellschaft wurde die
Sammeltätigkeit der Deutschen Bücherei in dankenswerter Weise
unterstützt. Besonders hervorzuheben ist die Schenkung einer
Sammlung von Revolutionsschriften und Drucksachen
aus dem Jahre 1848 durch den Generalmajor von Bernuth,
dem Sohne des damaligen Berliner Polizeipräsidenten. Es ist
dies wohl eine der bedeutendsten und vollständigsten Privat-
sammlnngen auf diesem Gebiete. Den Bemühungen des General-
sekretärs der Gesellschaft Korvettenkapitän a. D. G r a e v e ist es
gelungen, daß der Deutschen Bücherei eine große Zahl Revo-
lutionsdrucksachen, die Jahrbücher des Kaiserlichen Yachtklubs
Kiel von 1903 an und seine wertvolle Sammlung von See-
karten zugeführt wurden. Diese Sammlung, zur Zeit 1500 Stück,
die laufend ergänzt werden, ist so umfangreich, wie sie keine
andere deutsche Bibliothek besitzt. Die Jahresgaben für
1917 und 1918 wurden im laufenden Geschäftsjahr ausgegeben
und zwar für das Jahr 1917 Kleist Ode „Germania an ihre Kinder“,
Faksimiledruck in einer bisher unveröffentlichten Fassung, mit
einer Einleitung von Prof. Dr. Minde-Pouet. Für das Jahr 1918:
„Aus den Briefen der Göschen-Sammlung des Börsenvereins der
Deutschen Büchhändler“ von Dr. Goldfriedrich. Für die künst-
lerische Ausschmückung der Deutschen Bücherei sind
neuerdings wieder einige wertvolle Stücke zugegangen, und zwar
eine Marmorbüste von Friedrich Halm von Hans Schwethe, ge-

stiftet von Kommerzialrat Karl Prohaska in Teschen, eine Marmor-
büste von Ludwig Anzengruber, von Hans Scherpe, gestiftet von
Wilhelm Wollbrück in Wien, eine Marmorbüste von Emil du
Bois-Reymond, von Melchior von Hugo, gestiftet von Verlags-
buchhändler Otto von Halem Veit & Co. in Stuttgart. Das Ge-
schäftsjahr hat mit einem Vermögensbestande von 282748 Mk.
abgeschlossen, was einen Zuwachs zum Vermögen von 41907 Mk.
bedeutet. Der im Voranschlag eingesetzte Betrag zur Vermehrung
der Sammlungen der Deutschen Bücherei ist gegen das Vorjahr
um das V2fache erhöht worden. Über die Jahresgabe für
1919 und 1920 wird endgültig Beschluß gefaßt. Sie wird die
beiden, nun endlich im großen Lesesaale der Deutschen Bücherei
angebrachten Monumentalgemälde von Ludwig von
H o f m a n n , behandeln. Es ist beabsichtigt, in dem Werke die
Gemälde zu reproduzieren und als Beiheft eine künstlerische und
wissenschaftliche Studie von Prof. Minde-Pouet unter Verwendung
der Skizzen Hofmanns herauszugeben. Dr. St.

Die JSot der Bibliotheken.

Wie eine Marburger Universitätsbuchhandlung dem „Buch-
händler-Börsenblatt“ mitteilt, hat die Universitäts-Biblio-
thek Marburg alle ihre Zeitschriftenfortsetzungen mit Ablauf
des jetzigen Jahrganges bzw. Bandes den Buchhandlungen ge-
kündigt, da sie zur Zahlung der erheblich verteuerten Zeit-
schriften nicht mehr in der Lage ist! Bereits im letzten
Rechnungsjahr konnte die Universitäts-Bibliothek von ihrem ge-
samten Fonds nur knapp 30 Prozent zur Anschaffung von Büchern
und Zeitschriften verwenden, alles andere wurde durch früher
nebensächliche Spesen verschlungen. Im laufenden Etatsjahr
stellt sich das Verhältnis jedenfalls noch ungünstiger. Für den
deutschen Buchhandel sind derartige Anzeichen des kulturellen
Zusammenbruchs sehr schwerwiegend. Hoffentlich ist sich auch
unsere Regierung über die Tragweite derartiger Zustände, die
den Ruin der deutschen Wissenschaft bedeuten, klar
und erhöht, der Zeit entsprechend, die Mittel der staatlichen
Bibliotheken. St.

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