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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Juliheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Das staatliche Bauhaus in Weimar / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Seltene Autographen / Ein Archiv für Ärztebriefe / Fünf Andersen-Manuskripte aufgefunden / Entwicklung der deutschen Bücherei / Zwei Rembrandt der Sammlung Six in Amsterdam versteigert / Das deutsche Buch auf der finnländischen Messe / Die Hagia Sophia in Gefahr / Moderne Graphik / Neues vom Kunstantiquariat / Der Hamburger Künstlerrat an dem Reichstag / Der Kunstsammler Fritz von Gans † / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0435

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Kunftaukttonen.

Amßccdam.

Am 13. Juli begann bei R. W. P. de Vries in Amsterdam
die Versteigerung der hervorragenden Josef 1 s r a e 1 s - Graphik-
Sammlung aus dem Besitze des Dr. A. S. Kok. Außerdem kamen
Zeichnungen, Stiche usw. aus Museumsbeständen zum Ausgebot,
darunter kostbare Blätter von Bartolozzi, Baillie, Debincourt,
Wheatley u. a. Auch gesuchte Kostümblätter wurden versteigert.
In der Israels-Reihe interessierten besonders die Zeichnungen
„Weinendes Kind“, „Nacht und Morgen“. Neben zahlreicher
Israels-Literatur kam auch eine Sammlung von Briefen, die der
Meister an Dr. Kok geschrieben hatte, zum Ausgebot. Der sorg-
fältig ausgestattete Katalog dieser Versteigerung bei de Vries
verzeichnete an fünfhundert Nummern.

Berlin.

Wie wir erfahren, wird die S t a u f f e r - B e r n - Sammlung
aus dem Nachlasse des Justizrates Maximos Mosse in Berlin
im Herbst bei Amsler und Ruthardt versteigert werden.
Die Sammlung des verstorbenen Justizrates, der der einzige in-
time Freund des Meisters war, enthält Bilder von Stauffer-Bern
und seltene Drucke seiner Graphik.

Frankfurt a. Fl.

Die Versteigerung der Gemälde aus der Sammlung des ver-
storbenen Frankfurter Geh. Kommerzienrats Eduard O eh 1 er ging
bei Rudolph B a n g e 1 erfolgreich vor sich. Unter den ersten
bedeutenden modernen Werken der Sammlung wurden vier
B ö c k 1 i n verkauft: „Frühlingstag“ (Karton auf Leinwand) brachte
30 000 Mk.; „Im Spiel der Wellen“ (Karton auf Leinwand)
53 000 Mk.; „Ruine am Meer“ (Karton auf Leinwand) 59000 Mk.
Eine „Schafherde“ von Albert Brendel, Weimar, kostete
4500 Mk.; „Russische Bauern“ von Wilhelm Amandus Beer,
Frankfurt, 1900 Mk.; Mädchenbildnis von Gerhard Büchner,
Stuttgart, 1200 Mk. Für ein Bildnis Bismarcks von Lenbach
zahlte man 60 000 Mk., für seine Venustas 28 000 Mk.; für einen
Makart auf Holz (Seelenstürme. Betender Mönch) 2100 Mk.;
für Grabiel von Max „Frühläuten“ 11500 Mk.; für 2 Bilder von
Herman R ü d i s ü h 1 i (Panorama vom Tumsee und das Eiland
des Aeolus) 3800 und 4000 Mk.; für einen Adolph Schreyer
14 000 Mk., für einen Benjamin Vautier 31500 Mk., für einen
Friedrich V o 1 t z 5000 Mk. Aus der kleinen Reihe der alten
Meister brachte eine „büßende Magalena' (Bologneser Schule,
17. Jahrhundert) 6500 M., ein „Markusplatz“ des G u a r d i
15000 Mk., eine „Waldlandschaft“ des Salomon Rombouts
10 000 Mk. Für ein „Bildnis eines Jünglings“ von Moritz von
Schwind zahlte man 5 500 Mk.

München.

Die Galerie Hugo H e 1 b i n g brachte die Nachlässe General-
Konsuls Ludwig Ritter von Steub, München, Kunstmaler Hermann
Ed, Moritz Erdmann, München, sowie Kunstwerke aus anderem
süddeutschen Privatbesitz zur Versteigerung. Ein Oelbild von
Heinrich Bückel („fahrende Leute“) erzielte 3900 Mk., eine holl.
Landschaft von Gilbert von Canal 7000, eine „Hügellandschaft“
des Londoners E Deyes (f 1804) 3400 Mk. Unter den D efr eggers
kam die kleine „Zitherspielerin“ (auf Holz) auf 35000, Kopf eines
alten Bauern (auf Holz) auf 7000 Mk. „Der Falschspieler“ der
Wienerin Laura von Flesch-Bruningen erreichte 6500, eine „Alpen-
landschaft“ des Heidelbergers Bernhard Fries 3100, ein „Eisbär“
von Richard Friese, Berlin, 3700. Ein Genrebild auf Holz „Neuste
Nachricht“ von Max Gaisser, München, brachte 19 600, ein
^Pfarrherr mit derPfeife am Frühstückstisch“ von Eduard Grützner
30500 Mk. Für eine\,Sommerlandschaft“ von Louis Gurlitt gab man
4 000 Mk, den gleichen Preis für eine „Bayrische Ulanenpatrouille“
von Angela Jank. „Eine Frage“ (auf Holz) von Hugo Kauffmann
kostete 12 000 Mk, ein Frauenkopf (Pastell) von F. A. Kaulbach
9100, „Lautenspielerin“ desselben Künstlers 5 500, „Strick-
unterricht“ (auf Holz) von Hermann Kaulbach 12 500, „Heroische

Landschaft“ des Würzburgers F. Knab 6 500, „Röhrender Hirsch'
von Chr. Krön er, Düsseldorf, 12 500 und ein ähnliches Tier-
stück Kröners (bez. 77) 24005 Mk. Ein Künstlerfächer mit Bilder
von Defregger, Diez u. a. ergab 22 5C0 Mk. Für Gabriel von
M a x „In seliger Erinnerung“ zahlte man 13100, für seine „Träumerei“
7 000, für einen „Fjord“ des Norwegers Morken-Müller 5 900,
für eine „Schöne Aussicht“ des Casselers E. Niezky 2 900, für
einen Frauenkopf des Dresdeners Georg Papperitz 3 550, für
ein Damenbildnis des Künstlers 5 500, für Landschaften von Robert
Schleich („Aus Mittenwald“) 7 900, („Heuernte“) 6 450 Mk.
Einer Feder-Tuschzeichnung von Franz Simon (Wien) wurden
3 700 Mk geboten. Eine kleine „Mondnacht von Spitz weg
erreichte 22 500, Uh des „Christi Himmelfahrt“ 9 900, Friedr.
Voltz „Herde bei Gewitter“ 10 600, „Im Vorzimmer“ von R. S.
Zimmermann 12 000, „Sünde“ von L. von Zumbusch (Oel auf
Pappe) 9 000 Mk.

Aus dev KüniHecioelh

Smil Oülifc.

Der 21. Juli ist Emil O r 1 i k s Geburtstag. Diesmal der
Fünfzigste. Fünfzig Jahre sind zwar kein Alter für einen
Künstler, aber es gibt unter Orliks sehr vielen Verehrern gewiß
viele, die es nicht glauben können, daß er die sogenannte „Jugend“
überhaupt schon hinter sich hat. Denn er hat sich wirklich jung
erhalten. Und das zweifellos seines Riesenfleißes wegen, dem
besonders unsere graphische Kunst eine namhafte Zahl ebenso
höchst interessanter, wie amüsanter und lebensvoller Qualitäten
verdankt. Aber auch als Maler stellt Emil Orlik seinen Meister.
Was der gebürtige Prager in München, Paris und in Japan gelernt
hat, schuf ihm die erste handwerkliche Unterlage für seine, dem
Charakter jeglicher Landschaft und jeglichen Bildnisses geistig-
künstlerisch sich anpassende Kunst. Doch seine Hauptstärke liegt in
der Graphik, in deren Künsten er einzig-sattelfest ist.

In ausgezeichneter Weise analysiert Max O s b o r n das
graphische Werk Orliks in einem Bande, der in der Serie „Gra-
phiker der Gegenwart“ soeben im Verlag Neue
Kunsthandlung in Berlin erschienen ist, und aus dessen
Abbildungsmaterial wir heute mit Erlaubnis des Verlages eine
Reihe von Blättern wiedergeben. Orliks „unermüdlich tätiger
Geist ist“, sagt Osborn, „von Experiment zu Experiment, von
Lösung zu Lösung geschritten und immer bergauf. Der Juli
dieses Jahres 1920 findet den Fünfzigjährigen als Beherrscher
eines ganzen graphischen Kabinetts eigener Erzeugung, der heute
wie vor einem Vierteljahrhundert und seitdem ohne Ermüden an
sich und seinem formenden Können in leidenschaftlicher Selbst-
zucht arbeitet und gerade dadurch als Führer, Lehrer und Anreger
so starke Wirkungen entfalten konnte. Das graphische Wissen
und Vermögen einer ganzen Zeit ist in diesem persönlichen Werk
beschlossen.“

Kurz vor Erscheinen dieses Orlik-Bandes gab der Verlag
Neue Kunsthandlung ein Werk unter dem Titel „95 Köpfe von
Orlik“ mit einem Vorwort von Max Osborn heraus. Die
Tafeln dieses Buches bezeugen das eminent-bewegliche Porträtie-
rungstalent des Künstlers. Selbst in der Karikatur ist Orlik ein
Könner stärksten Ranges. Seine Karikaturen sind, wie Osborn
geistreich bemerkt, „heitere Psychologien, ins Formale projiziert“.

*

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Gebrauchs-
graphiker, O. H. W. H a d a n k wurde, wie wir den uns vorliegen-
den Mitteilungen des Bundes entnehmen, als Sachverstän-
diger für Gebrauchsgraphik bei den Landgerichten 1,
II, III und dem Kammergericht zu Berlin beeidet.

*

Im Wettbewerb der Akademie der Künste zu
Berlin wurde der große Staatspreis für B i 1 d h a u e r Ernst
Paul Hinckeldey in Berlin zugesprochen, der vor einigen
Monaten durch die Ausstellung seiner biblischen Reliefs bei
Carl Nicolai lebhaftes Interesse erregte. Die Staatspreise für
Maler und Architekten sind nicht zur Verleihung gelangt; es
haben jedoch die Maler Kurt H a a s e - J a s t r o w, Charlotten-

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