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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1./2. Juliheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Das staatliche Bauhaus in Weimar / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Seltene Autographen / Ein Archiv für Ärztebriefe / Fünf Andersen-Manuskripte aufgefunden / Entwicklung der deutschen Bücherei / Zwei Rembrandt der Sammlung Six in Amsterdam versteigert / Das deutsche Buch auf der finnländischen Messe / Die Hagia Sophia in Gefahr / Moderne Graphik / Neues vom Kunstantiquariat / Der Hamburger Künstlerrat an dem Reichstag / Der Kunstsammler Fritz von Gans † / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0437

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Londoneü Kunfficbau*

engltlcbe jvlöbel und englißbes SÜbct?.

Man berichtet uns aus London: Altenglische Möbel und
das Silber aus Hornby Schloß, einem Landsitze des Herzogs von
Leeds, lockte viele Liebhaber zu C h r i s t i e ’ s. Acht Walnußstühle
und zwei kleine Sofa aus der Zeit der Königin Anna wurden um
2900 Guineen von Mr. Withers gekauft, aber den Mittelpunkt
bildeten die Möbel der Aera Wilhelm III., des Oraniers. Ein in
Grün und Gold gehaltenes Sofa mit sieben Lehnstühlen erstand
Lenygon um 2700 Guineen, während ein Sofa mit doppelter
Rückenlehne mit zwei Hockern und sieben Stühlen in genuesischem
Samt 3150 Guineen ergab. Wunderschön war das schwarzgoldene
mit Wappen und Krone versehene Sofa und dazugörigem Ruhe-
bette, das M. Harris um 3300 Guineen kaufte. Ein rotlackierter
Wandschrank, Stil Königin Anna, mit chinesischen Paneelen trug
gleichfalls eine große Summe ein. Sechs Chippendale Armstühle
ergaben 1600 Guineen; die Firma Thomas erstand einen Louis XVI,
Mahagonischreibtisch mit Markerterie (Paneelen mit der Signatur
P. Roussel’) um 1500 Guineen. Ein Sevres Ecuelle, Deckel und
Ständer, mit Teniers Motiven paneelartig von Viellard i. J. 1759
bemalt, ging an Duveen (1450 Guineen).

Das bei weitem schönste Stück der Silbergegenstände war
ein Humpen mit Deckel (aus der Zeit Elisabeths) aus Bergkrystall
und vergoldetem Silber (12V-2 Zoll hoch, Entstehung 1583). Hier
wurde die Firma Crichton der neue Besitzer. Preis 2650 £.

Londonet? Pt?eis{iucE füt? englißbe Jvtci(iet?.

Eine sehr auffallende Erscheinung auf dem englischen
Bildermarkt, die fast auf eine Kaufunlust in bestimmten Rich-
tungen schließen läßt, war, wie unser Londoner Korrespondent
berichtet, neulich bei Christie’s zu verzeichnen. Für die
Meister der englischen Porträts sind nämlich n i e d r i g e A n -
geböte gemacht worden. Lawrence’s Bildnis der Frau
Baring mit ihren Kindern, das im Jahre 1911 um 8000 Guineen
den Besitzer wechselte, wurde für 3100 Guineen verkauft und ein
Reynolds „Lady Blake als Juno“ erzielte nur den fünften
Teil des Preises, den das Bild 1912 erreicht hat, nämlich 1000
anstatt 5000 Guineen!

Duueens Tcltamcnt.

Henry J. Duveen, der weltbekannte Kunsthändler von
der Firma Duveen Brothers, New-York und London, der im
Januar starb, hat, wie man uns meldet, £ 700000 hinterlassen,
was in der Friedenswährung rund vierzehn Millionen Mark be-
deutet, und was heute eine neunstellige Zahl darstellt. Die Haupt-
erben sind seine Witwe und sein Sohn Geoffry, der Leutnant in
der britischen Armee ist.

Aus dem Pavifcv KunlHeberu

Über die jüngsten Ereignisse des Pariser Kunstlebens gehen
uns nachstehende Original-Berichte zu:

Das Museum G a 11 i 6 r a (Kunstgewerbe) verliert seinen
bisherigen Leiter D e 1 a r d , und erhält einen neuen, C 1 o u z o t.
Er ist der Verfasser eines Werkes „Renaissance de l’art frangais
et des industries de luxe“.

*

Im Pavillon M a r s a n eine Ausstellung Debucourt.

*

Der Louvre hat die Sammlung Messaksoudy er-
worben und ausgestellt. Diese Sammlung besteht aus Gold, Glas
und Keramik der alten Krim und erstreckt sich mit ihren rund
dreihundert Stücken über die Zeit von den ersten griechischen
Niederlassungen bis zur Völkerwanderung.

*

Wie in andern Ländern, tun sich jetzt auch in Frankreich
die Museumsleiter von Staat, Gemeinden und aller Art Korpora-
tionen in einen Verein zusammen. „Musea“ und „Bulletin de la
Vie artistique“ berichten darüber. (Bulletin v. 1. Juli).

Eine wichtigere Ausstellung: Galerie Manzi: „Lajeune
Peinture frangaise“. Außer den älteren Meistern des
Post- und des Neoimpressionismus figuriren als
„Gäste“ u. a.: Bonnard, Denis, Flandrin, Gutfrin,
Laprade, Manguin, Marquet, Matisse, Val-
lotton; als „Gesellschafter“ u. a.: Asselin, Camoin,
Derain, Friesz, Vlaminck, diese alle Maler, dazu

die Bildhauer Maillol, Bourdelle.

*

C 1 e m e n c e a u, der aus der Vendtie stammt, erhält dort,
in Sainte-Hermine, ein Monument. Bildhauer S i c a r d;
Material, harter Burgunderstein. Er stellt Clemenceau dar, wie
er von Soldaten umgeben, auf einem Hügel steht und den Horizont
sondiert.

*

Ein Corot, der zuerst dem Kunstkritiker Albert Wolff,
dann u. a. dem Politiker Jean Dupuy gehörte, ist am 18. Juni bei
Georges Petit versteigert worden, Ertrag 246 867 Frs. — Das
schöne Bild, über das der Katalog der Werke Corot’s von Mor-
cau-N61aton das Nähere berichtet und das 1875 ausgestellt war,
(im „Salon“ der Kunstschule) stellt eine Badende an einem Bach
im Walde dar. Heutiger Besitzer: Hr. Löon Verdier.

*

Die Artistin Gaby D e s 1 y s hat außer großen Kapitalien
einen gewaltigen Platin- und Perlenschatz hinterlassen. Nach
ihrer Anordnung wurde er versteigert. Er ergab Frs. 2 303 900.—
Der Betrag wird den Armen von Marseille zugute kommen.

*

Die unerschöpfliche Sammlung Beurdely kam zum
siebentenmal unter den Hammer. Diesmal wurden neuere Male-
reien ausgeboten, darunter Manet, Mary Cassatt, Toulouse-Lau-
trec, Forain, Besnard. (Drouot, 2. und 3. Juli). W.



Auf Veranlassung von „Nos loisirs“ hat eine Plakat - und
Katalogausstellung stattgefunden. Der Erfolg war groß.
Näheres enthält der „Temps“ vom 1. Juli 1920.

Astesanus

de Ast, Ordln. /a ■ Zr-
Minor., Summa m cp
de casibus

conscientiae lil tk

•I.

Alte Büchet? in alten Sinbänden.

Außer Bildern und Antiquarischem finden z. Zt. auch Bücher
mit kostbarem altem Einband oder Illustrationsschmuck willige
Aufnahme. Die Büchereien Fould und Rattier ergaben so
727 872 Frs. — Die Bücherauktion Graf Rent* de Böarn im Hotel
Drouot, Ende Juni schloß so ab:

Blond el, Architecture Frangaise, 4 Bände Großfolio geädertes

Kalbfell, alter Einband (1752—1754). 8 100 Frs.

Ducerceau, Les plus excellents bastiments de France

(1576—1579) in folio.6 100

C h a s t i 11 o n , Topographie francaise 1641 folio, Vt^Iin 6 800
R i g a u d , Recueil des plus belles vues de palais, etc.,

rotes Maroquin, alt. 15 500

Hieronymus Natalis, Adnotationes et medi-

tationes in Evangelia, Antwerpen 1595 . 12 400

Sept livres des histoires de Diodore Sicilien, traduction
par Amyot (mit dem Wappen des connetable

Anne de Montmorency).24 100

Gesamtergebnis: 266 720 Frs.

(Joh. Mentelia,
um 1472)

C. G. Boerner,
Leipzig

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