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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Juliheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Das staatliche Bauhaus in Weimar / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Seltene Autographen / Ein Archiv für Ärztebriefe / Fünf Andersen-Manuskripte aufgefunden / Entwicklung der deutschen Bücherei / Zwei Rembrandt der Sammlung Six in Amsterdam versteigert / Das deutsche Buch auf der finnländischen Messe / Die Hagia Sophia in Gefahr / Moderne Graphik / Neues vom Kunstantiquariat / Der Hamburger Künstlerrat an dem Reichstag / Der Kunstsammler Fritz von Gans † / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0440

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ein Avdbiv füü Äreiebütefe.


Ernst Wolfsfeld Zeichnung

unseren Ansichten . . . zur vollständigen Entwicklung bringen . . .
Aus dem Widerstreit ... der Meinungen wird sich wie immer
der wahre Gewinn für die Wissenschaft erzeugen . . .“

Unter den frühen historischen Autographen stehen in erster
Reihe ein kostbares Schreiben Wallensteins, über den
übrigens vor kurzem Paul W i e g 1 e r ein literarisch und wissen-
schaftlich außerordentlich feines Buch bei Ullstein & Co. herausgab.
Der aus der Sammlung Hallwich stammende Autograph des Feld-
herrn ist an Heinrich Freiherr von Sant Julian adressiert. —
Wallenstein teilt ausführlich mit, daß er unterschiedlichen Regi-
mentern zu Roß und Fuß zu deren Unterhalt größere Summen
hat vorsti ecken lassen, „welche Posten in allen auff Einhundert
zwanzig tausent, zwai hundert ain vndt siebenzig reichstaller sich
erstrecken. Als sollte er (S. Julian) dahin sehen, dass angeregte
Summa zwischen hier vndt nechst künftiges Michaelis aus denen
in den Stiftern ankommenden Contributionibus Hansen de Witte
zu Hamburg, Leipzig oder wohin er solche begehren würd, un-
feilbarlich wieder erleget werden, massen er zuthun wissen wirdt.“

ln der Serie der Schriftsteller-Autographen sind Voltaire,
Heine, E. T. A. Hoffmann, Hebbel, Klopstock,
Körner mit wertvollen Handschriften vertreten; in der Gruppe
„Bildende Künstler“ Chodowiecki, Peter Cornelius,
Menzel, Millet u. a.

Ein Brief Chodowieckis ist überschrieben: „Liebster
Herr Pastor!“ (höchst wahrscheinlich L a v a t e r). Der Meister
gibt hier eine interessante Aufstellung u. Berechnung über die ihm
gelieferten Blätter, z. B. „. . . 4 Temperamente 12.— (Thlr.);
16 Mäuler 10.—; der Grausame 5.— . . .“ Chodowiecki bittet ihn,
den Fehler in den Augen, „den Sie Manier nennen“ zu beschreiben.

In einem andern Briefe an einen „hochedelgebohrenen Herrn“
(Steitz?), übersendet er eine eigenhändige, ausführliche Preisliste
seiner „radirten Arbeiten, in so fern ich sie noch vorräthig habe
oder von andern bekommen kann“. Einen Teil der Blätter hat er
mit den Unterschriften aufgeführt, den andern nur nummernweise
nach den Meusel’schen Miscellanen. Von seiner Gewissenhaftig-
keit zeugen die Zusätze: „schlechter Abdruck, sehr schlechter
Abdruck“. . .

Unter den Stammbüchern der Sammlung verdient das
Stammbuch des Anton Grund aus Prag mit etwa hundert Ein-
tragungen und musikalischen Themen von Wagner, Berlioz u. a.
besondere Erwähnung.

Dr. med. Erich Ebstein in Leipzig macht in meinem kürz-
lich erschienenen Werk „Ärzte-Briefe aus vier Jahrhunderten
(Berlin, Verlag von Julius Springer), in dem er fünfzig namhafte
Ärzte von Paracelsus bis zu Paul Ehrlich in ihren brieflichen
Äußerungen zu uns reden läßt, den beachtenswerten Vorschlag,
ein Generalregister der an zahllosen Einzelstaaten veröffentlichten
oder niedergelegten Briefe zu schaffen, wie es R. M. Meyer und
J. Minor für die literargeschichtliche Forschung gewünscht haben.
Eine derartige Sammelstelle könnte z. B. im Leipziger In-
stitut für Geschichte der Medizin ihren Platz haben.
Es ist wohl noch nicht genügend bekannt, daß dort seit langer
Zeit daran gearbeitet wird, Briefe von Ärzten und Naturforschern
zu sammeln. Falls die Besitzer von einzelnen derartigen wich-
tigen Dokumenten sich nicht trennen wollen, so können die
Briefe wenigstens leihweise dorthin gegeben oder nach dem Tode
des Briefschreibers und des Empfängers der Sammlung einver-
leibt werden. Außerdem besteht dort die Einrichtung, wertvolle
Schriftstücke in Weiß-Schwarz-Photographie zu kopieren. Auf
diese Weise bestände die Möglichkeit, dort im Laufe der Jahre
ein Archiv für Ärztebriefe mit einem dazu gehörigen Gesamt-
register auszuarbeiten. Dr. Ebstein regt in seinem sehr inter-
essanten Buche ferner an, daß es an der Zeit und reizvoll genug
wäre, eine Entwicklungsgeschichte des Ärztebriefes zu schreiben,
zu der bisher nur wenige Aufsätze vorliegen. Dr. St.

fünf Anderen cjvlanufkütpte
aufgefunden.

Wie „Politiken“ in Kopenhagen meldet, hat der Kopen-
hagener Verlagshuchhändler Munksgaard fünf Originalmanuskripte
des großen Märchendichters H. Chr. Andersen erworben, die
kürzlich bei einem Pariser Antiquar aufgefunden worden sind.
Es sind die vom Dichter auch mit Korrekturen versehenen
Handschriften zu den Märchen „Das kleine Meerweibchen“,
„Des Königs neue Kleider“, „Der fliegende Koffer“, „Die Störche“,
„Der Paradiesgarten“. Munksgaard hat diese Andersen-Hand-
schriften dem Andersenhaus in Odense angeboten.

Gntuneklung deü deutfeben Bücbet’eL

Aus Leipzig wird uns geschrieben: Der soeben erschienene
Verwaltungsbericht der Deutschen Bücherei in Leipzig
berichtet über die trotz aller Hemmnisse günstige Entwicklung
der großen wissenschaftlichen Anstalt. Auch in diesem Jahre
mußte die Deutsche Bücherei für die öffentliche Benutzung ge-
schlossen bleiben, da es infolge Kohlenmangels nicht möglich
war, die Lesesäle in den Wintermonaten zu heizen. So konnte
die Bücherei im wesentlichen nur an ihrem inneren Ausbau ar-
beiten. Trotz aller Schwierigkeiten ist die Arbeit rüstig vorwärts
geschritten, die Erfahrungen sind vermehrt, Aufgaben und Ziele
klarer erkannt worden. Unter den Förderern des Werkes steht
an erster Stelle das Deutsche Reich, das auch ln diesem
Jahre wieder eine bedeutende finanzielle Beihilfe gewährte, und
zwar nicht mehr als Gegenleistung für die einzelnen militärischen
Stellen erwiesenen Dienste, sondern in Anerkennung der großen
allgemeinen kulturellen Bedeutung, die der Anstalt zukommt und
auch in der Nationalversammlung zu Weimar nachdrücklichst be-
tont worden ist. Der sächsische Staat und die Stadt Leipzig
haben ihre satzungsmäßigen Zuschüsse in diesem Jahre beträcht-
lich erhöht. Von großer Bedeutung für den inneren Ausbau der

eduhudo MEYER, Buchhändler und Antiuuar

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