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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Augustheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen der Herbstsaison / Ein unbekanntes Napoleon-Bildnis / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Aus der Künstlerwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0462

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Aus dev Künftleeiüelt

ecinnecungen an Albect oon Kdlet?.

Albert von Keller, der am 16. Juli im Alter von 76 Jahren
gestorben ist, zählt, seiner Bedeutung als Maler entsprechend, zu
den Lieblingen der ernsten Sammlerwelt. In München gibt es
natürlich kaum eine Bildergalerie, die nicht ein Porträt Kellers
oder eins seiner Historien- oder Genrebilder hätte, aber auch in
Berlin ist der Meister, dessen Kunst von Hans Rosenhagen
in der Serie der Velhagen & Klasingschen Monographien ein-
dringlich gewürdigt wird, gut vertreten, vielleicht am besten und
stärksten in der Sammlung Hermann Nabel.

In den „Münchner Neuesten Nachrichten“ erzählt Fritz von
Ostin i interessante Einzelheiten aus seinen Erinnerungen an
Keller, der zu Gais (Appenzell) geboren war, ein Sproß einer seit
dem 14. Jahrhundert in Zürich ansässigen Patrizierfamilie, der
Keller vom Steinbock, die der Welt manchen berühmten Mann
geschenkt hat, z. B. einen bedeutenden Bronzegießer Ludwigs
des XIV. und den hervorragenden, später in Berlin wirkenden
Kenner des römischen Rechts Friedr. Ludwig v. Keller (f 1861),
dessen Nachkommen nun die einzigen Reste dieser Familie in
Deutschland sind. Albert v. Keller war, schreibt Ostini, „ein Mann
von sehr vielseitigen Interessen“. Von Jugend auf hat er die
Hälfte seiner freien Zeit der Musik gewidmet und schrieb mir
einst von sich: „Ich kann mir selten ein Bild ausdenken, das
nicht zugleich Musik in mir erklingen ließ“. Seine leidenschaft-
liche Anteilnahme an der Beobachtung aller „okkulten Phänomene“
ist bekannt; sie spiegelt sich in ungezählten seiner Bilder. Dies
Interesse an allen „mediumistischen und okkulten Dingen“ wurzelt
tief in seinem künstlerischen Empfinden. Er sagte: „Ich habe
durch die hierbei hervorgerufenen Nerven- und Gemütszustände
der Objekte und besonders durch deren ins Wunderbare ge-
steigerte Ausdrucksfähigkeit einen außerordentlichen Reichtum
von Erfahrung über die Erscheinung und Darstellung psychischer
Affekte des Menschen gesammelt“. Wer Kellers Hexenschlaf
(1888), die vielen Fassungen der Auferweckung von Jairi Töchter-
lein und das große Hauptbild über diesen Gegenstand in der
Pinakothek (1885—1886) gemalt), die Glückliche Schwester, die
Mystische Krankenheilung (1887), die Märtyrin im Mondschein,
die Kreuzigung, Cassandra, Das Wunder (19C0), Die Stigmati-
sierte usw. kennt, wird den Sinn dieser Worte verstehen.

Derselbe Mann, der als Künstler so leidenschaftlich trans-
zendentale Dinge zu erfassen suchte, hat sich auch wieder mit
allerreellsten, mechanischen Dingen befaßt. Seinen ersten
öffentlichen Erfolg erntete er in Gestalt einer Medaille — nicht
durch ein Bild, sondern auf einer Bayreuther Industrieausstellung
und zwar für eine eiserne Uebersetzungsdrehbank. Schon in den
oberen Gymnasialklassen besaß er eine vollständige mechanische
Werkstatt. Albert v. Keller war viel auf Reisen, fünfmal z. B. in
Rom, wo er die Gedanken und Eindrücke zu einigen seiner
schönsten Werke sammelte (Faustlna, Parisurteil, Römische
badende Frauen), war ein paarmal monatelang in England, ein
viertelhundertmal in Paris, wo er einmal auch zwei volle Jahre
weilte. Von überall her brachte er kostbare Anregungen, aber

jedesmal seine unveränderte eigene Natur in die Heimat zurück.“

*

Der bekannteste ungarische Historienmaler Julius Benczur
ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Piloty ist sein Lehrer
gewesen. Unter seinen Historienbildern ist die „Taufe des
Heiligen Stephan“, unter seinen Porträts sein „Koloman Tisza“
populär geworden.

*

Zum Nachfolger Tuaillons an der Hochschule für die
bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg wurde Hugo Lederer,
der Schöpfer des Hamburger Bismarck-Denkmals, ernannt.

(Fortsetzung des Textes siehe 3. Umschlagseite.)

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Redaktionsschluss für das 2. Augustheft: 22. August. — Redaktionsschluss für das 1. Septemberheft: 8. September.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume <& Roth, Berlin SW. 68.

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