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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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1. Novemberheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Aus der Mueums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Ein städtisches Ausstellungsamt in Dresden / Die Sammlung Alphonse de Stuers in Amsterdam / Vom holländischen Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Die englische Kunstausfuhr nach Amerika / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Aus der Bibliophilenwelt / Wilhelm Wundts Bibliothek verkauft / Wo find ich Miniaturnahdschriften? / Kleine Kubnstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0106

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Kunffaukttoneru

Bectiru

In der zweiten Hälfte des Oktobers gab es neben den bereits
im 2. Oktoberheft des „Kunstwanderers“ besprochenen Auktionen
noch mehrere Versteigerungen von Rang. Am 21. begann bei
Max Perl das Ausgebot der an dieser Stelle angekündigten
Büchersammlung aus Literatur und Kunst. Diese Versteigerung
zeigte, daß das Interesse für qualitätsstarke alte Bücher in künst-
lerischen Einbänden im Steigen ist und daß auch das gut ge-
bundene moderne Buch sich seine Anziehungskraft erhalten hat.
So erreichte das Londoner Exemplar der ersten Boccaccio-Aus-
gabe von 1757 (5 rote Maroquinbände der Zeit) den Riesenpreis
von 36000 Mk., das in Maroquin orange gebundene berühmte
Buch des Les Nouvelles de Marguörite, reine de Navarre (Bern,
1780-81) die hohe Summe von 11 500 Mk. In der Goethe-
Serie erzielten: Goethes Werke. Vollständige Ausgabe letzter
Hand. 6J Bände (1828—1842 in Halblederbändchen der Zeit)
1800 Mark, die gleiche Ausgabe (55 Bände 1827—1834 in grünen
Halblederbändchen) 2000 Mk., die erste Ausgabe der „Leiden des
jungen Werther“ (1774) 2750 Mk., die erste Ausgabe der „Wahl-
verwandtschaften“ (1809) 1600 Mk. Daneben wurden auch für
die neuzeitlichen Bücher in modernen Luxuseinbänden er-
staunliche Preise gegeben: so für Flauberts „Madame Bovary“
(Paris 1905) in blauem Maroquin (eines der ersten zehn nume-
rierten Exemplare) 12 000 Mk., für die Pariser Ausgabe von
„Tausend und eine Nacht“, in Brokatseide gebunden, 13 000 Mk.,
für die Leipziger Bibliophilenausgabe von Ibsens „Die Kronpräten-
denten“ mit den Radierungen von Alois Kolb (1911) 3050 Mk.,
für die Jubiläumsausgabe von Gottfried Kellers gesammelten
Werken in zehn Bänden (Zürich 1918) 4100 Mk. Der „Ovid“ der
Marees-Gesellschaft von 1918 kostete 5900 Mk., für die „Er-
oberung von Mexiko“ mit den auf China abgezogenen Probe-
drucken der Lithographien Max Slevogts zahlte man 7300 Mk.
und für Slevogts „Lederstrumpf“ von 1909 3500 Mk. Die „Ret-
tungen Ovidischer Opfer“ von Max K 1 i n g e r (fünfte Ausgabe)
kosteten 4500 Mk., Klingers „Eva und die Zukunft“ (auf Japan
zweite Ausgabe) 4800 Mk., die fünfte Ausgabe 2100 Mk., „Vom
Tode“ I. Teil, vierte Ausgabe 3700 Mk. Für Alois Kolbe „Ein
Abenteuer“ (11 Radierungen auf Japan) zahlte man 2500 Mk.

*

Am 25. Oktober versteigerte Karl Ernst Henrici gemein-
sam mit Hugo Helbing, München — Geheimrat Helbing leitete
auch die Auktion — die von uns angezeigte Sammlung von eng-
lischen und französischen Farbendrucken und Schabkunstblättern
des 18. Jahrhunderts. Den höchsten Preis, nämlich 98 000 Mk.,
brachte das Aquatintablatt „Almeria“ von Johann Raphael Smith,
das „Der Kunstwanderer“ in seinem 2. Oktoberheft reproduziert
hat, den zweithöchsten, 86 000 Mk., das Schabkunstblatt des
gleichen Künstlers „The Promenade at Carlisle House“. Für
drei Farbendrucke von J anin et (L’Indiscretion, L’Aveu difficile
und La Comparaison) zahlte Meyer-Elte zusammen 121 000 Mk.,
für zwei Schabkunstblätter von James Ward (The citizens
retreat“ und „Selling rabbits“ gab man 82 000 Mk., für des
Künstlers „Compassionate children“ und „Haymakers“ zusammen
62 000 Mk., während sein Schabkunstblatt „Disobe Sience in
danger“ allein 35 000 Mk. erreichte. Für William W a r d s „Louisa“
(in Farben gedruckt) wurden 43 000 Mk. geboten, für zwei Blatt
Morland (in Farben) „Fox Hunting. going out“ und „Fox Hun-
ting. The death“ 45 000 Mk. Debucourts „Le Compliment
ou la Matinöe du Jour de l’An“ und Les Bouquets ou la Fete
de la Grand-Maman“ erreichten zusammen 64 500 Mk., Demar-
teau’s „Le Matin“ und „Le Midi“ zusammen 24 000 Mk. und
für das äußerst seltene Blatt „Bai de la Bastille“ von L. L e
Co er gab man 40000 Mk., für sein „Sermont födöratif du
14. Jui11et 1790“ 24 000 Mk. Alle diese Blätter ragten durch ihre
hohe Qualität hervor.

Für den 27. Oktober hatten Amslerund Ruthardt die
Versteigerung des künstlerischen Nachlasses des Justizrats Jo-
hannes Maximus Mosse mit seiner Stauffer-Bern - Sammlung

angesetzt. Da das radierte Werk Stauffer-Berns bisher noch niemals
in fast geschlossener Folge auf dem Markt erschien, durfte man
auf das Ergebnis der Versteigerung gespannt sein. Die Erwar-
tungen wurden auch nicht getäuscht. Die Radierungen des
Schweizerischen Meisters haben überraschend gute Preise erzielt.
Ehe diese Radierungen aber zum Ausgebot kamen, nahm Carl
Meder die Versteigerung des Selbstbildnisses des 27 jährigen
Stauffer, einer Kreidezeichnug, vor — sie erreichte den hohen
Preis von 24 500 Mk. — und auf das Ausgebot dieser Kreide-
zeichnung folgte das des Ölbildnisses Nikolaus Geygers. Dieses
Porträt Stauffer-Berns erhielt bei 34 000 Mk. den Zuschlag, während
ein lebensgroßes weibliches Brustbild für 17 500 Mk. versteigert
wurde. Das von Stauffer 1881 gemalte Bildnis seines Berliner
Freundes Justizrates Johannes Maximus Mosse wurde nicht aus-
geboten: es bleibt offenbar in der Familie des verstorbenen
Justizrats. Unter den Radierungen Stauffers erzielte dann der
kleine „liegende weibliche Akt“ den hohen Preis von 11 500 Mk.,
der „stehende weibliche Akt“ 11 000 Mk, der „Adolph Menzel“
(Profil nach rechts) 4900 Mk., der „Menzel“ mit dem Hut 400J Mk.,
der kleine „Kavalier“ 4000 Mk., die „Eva Dohm“ 2900 Mk., die
,,Sophie Stauffer“ 4300 Mk. Für die „Mutter“ zahlte man 3300 Mk.,
für die „Lydia Welti-Escher“ 3000 Mk., für den „Conrad Ferdinand
Meyer“ 2500 Mk., für „die Zwanglosen“ 2600 Mk. Es sind
durchweg hohe Preise, die hier erreicht worden sind.

Aber auch in der Versteigerung seltener Graphik aus anderm
Besitz, die sich dem Stauffer-Ausgebot anschloß, gab es beachtens-
werte Preise. So wurden die Radierungen von Israels bis zu
1600 Mk. bezahlt, für Einzelblätter Klingers 2C00 bis 3700 Mk.
(„Anerbieten“), für den „sterbenden Landstreicher“ von Legros
4100 Mk., für Legrands „Charles VI. avec sa maitresse“
5000 Mk. Max Liebermanns „Judenstraße in Amsterdam“
kam auf 1700 Mk, Manets „Les gitanos' auf 2200 Mk., während
die Lithographie „Die Erschießung Kaiser Maximilians“ 3000 Mk.
brachte. Für das 1905 in Dresden erschienene Manet-Werk
Durets sind 6500 Mk. geboten worden. Radierungen von M6-
ryon gingen bis auf 3 700 Mk., die Blätter von Millet bis auf
5500 Mk. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Radierung „Le
mönage des pauves“ von Picasso 8000 Mk. ergab und daß man
für „Les deux Saltimbanques“ 3400 Mk., für den „Tanz der Sa-
lome“ 2900 Mk. bezahlte.

*

Die dritte Herbstversteigerung, welche Hollstein und
Puppel am 1. und 2 Dezember veranstalten, umfaßt eine aus-
gewählte Sammlung von Blättern erster Qualität. Der erste Teil
enthält prachtvolle Originalzeichnungen von Berghem, Bol, Boucher,
Bril, J. Breughel, Callot, Campagnola, van Dyck, van Goyen,
Molyn, Ter Himpel, Huet, Ruysdael, Verhaecht, Vaillant,
Cornells de Vos, Waterloo u. A. Der zweite Teil verzeichnet
u. a. 32 prachtvolle Drucke von Dürer, darunter „Der verlorene
Sohn“, „Wirkung der Eifersucht“, „Die große Fortuna“, 30 R e m -
brandts darunter „Rembrandt’s Mühle“, „Skizzenblatt mit
Saskia’s Bildnis“ und zahlreichen Arbeiten von Aldegrever, Alt-
dorfer, Beham, Bega, Berghem, Breughel, Callot, Canaletto,
van Dyck (17 Originalradierungen), Everdingen, Claude Gellee,
Goltzius, Hollar, Leyden, Ostade, Raimondi, Waaterloo u. A.
Der Katalog ist mit 30 Tafeln geschmückt.

Dcesden.

Im Anschlüsse an unsere im 2. Oktoberheft des „Kunst-
wanderers“ veröffentlichten Artikel über „Die Dresdner
Porzellanauktion“, die durch das Berliner Kunstauktions-
haus Lepke durchgeführt worden ist, geben wir noch die be-
merkenswertesten Preise wieder, die man für Japan-Porzellane,
Elfenbeinarbeiten, Gläser, Waffen usw. erzielt hat. In der Grnppe
Japanisches Porzellan (mit bunter Malerei) brachte eine
große Schale aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts 6400 Mk.,
ein vierkantiges Räuchergefäß (um 1700) 2C00 Mk., eine Schale
auf drei hohen, sich nach oben erweiternden Füßen (2. Hälfte
des 17. Jahrhundeits, Kakiyemonporzellan) 4200 Mk. Zwei sechs-
kantige, 32 cm hohe Deckelvasen der gleichen Zeit (Kakiyemon-

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