Det? |vtatbematt(cb^Pbyß^altßbe Salon in DPeseten
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Jvlax 6ngelmannsDt?esden
ii.*)
LTs ist kaum zu bezweifeln, daß der Mathematische
' Salon auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, nicht
minder auf das handwerkliche und späteren industrielle
Hochkommen Sachsens von Einfluß war. Dafür nur
einige Angaben. Der
vielseitige Modelltisch-
ler Andreas Gärtner
schuf hierseine flachen
Hohlspiegel, die schon
um 1725 zu Sonnen-
lichtbestrahlungen für
therapeutischeZwecke,
namentlich bei Gicht-
leiden, dienten. Der
„Bauernprofessor“ Jo-
hann Georg Palitzsch
(1723—88) ging hier
jahrzehntelang ein und
aus und erwarb sich
hier einen guten Teil
seiner Kenntnisse, die
zu seinen aufsehen-
erregenden astrono-
mischen und mikrosko-
pischen Entdeckungen
führten. Die ersten
Luftballonaufstiege in
Sachsen erfolgten von
hieraus. Der Inspektor
Köhler entwarf hier im
ausgehenden 18. Jahr-
hundert neue astrono-
mische Beobachtungs-
mittel, die u. a. Bode
sehr rühmte. Bergrat
Seyffert fertigte hier
seine vollendeten Chro-
nometer und Alexandei
von Humboldt kam zu
ihm, um mit Seyfferts Uhren und Beobachtungsmethoden
neue Erfahrungen in der Zeitmeßkunst zu sammeln. Die
Reibungs- und galvanische Elektrizität fand hier in ihren
Anfängen eine weiterbauende Pflegstätte. Um 1815
wurde das kleine Observatorium am Pavillon erbaut und
gewinnen seit dieser Zeit die hier vorgenommenen astro-
nomischen Zeitbestimmungen, bis auf den heutigen Tag,
auf die Öffentlichkeit großen Einfluß. Der ehemalige
Mitarbeiter Fraunhofers, Oberinspektor R. S. Blochmann
mühte sich von hier aus mit Erfolg um die erste Gas-
beleuchtung Deutschlands, die auf der Dresdner Augustus-
brücke erfolgte. W. G. Lohrmann entwarf mit den
Hilfsmitteln der Sammlung seine berühmte Mondkarte
und trassierte mit ihnen die erste Eisenbahn Sachsens.
Er gründete hier den ersten Landeswetterdienst 1828 und
stellte die Uhrzeitenverhältnisse Sachsens, bedingt durch
das neue Verkehrs-
mittel der Eisenbahn,
auf eine einheitlichere
Grundlage u. s. f. So
war der Mathema-
tische Salon schon
mehr denn 60 Jahre
vor der 1795 erfolgten
Gründung des als
ältestes technisches
Museum angesproche-
nen großzügig an-
gelegten Pariser Con-
servatoire, was man
diesem besonders
nachrühmt, eine Ge-
werbebeförderungsan -
stalt und darüber hin-
aus ein Träger sächsi-
schen kulturellen und
wissenschaftlichen Le-
bens. Diese älteste
Sammlung von Werken
der Feintechnik birgt
unter ihren etwa 2000
Einzelstücken manche
für ihr Gebiet un-
ersetzliche Erststücke.
Edmund Reitlinger
spricht sich einmal
dahin aus, daß die
ganze Menschheits-
geschichte, genau ge-
prüft, sich zuletzt in
die Geschichte der
Erfindung besserer Werkzeuge auflöse. Während
das Werkzeug im eigentlichsten Sinne zumeist als eine
Verstärkung und Vergröberung unser Gliedmaßen anzu-
sehen ist, ist das Instrument gewöhnlich als eine Verviel-
fachung und vor allem als eine Verfeinerung unserer
Sinnesorgane zu deuten, wenn hierin auch oft deutliche
Grenzlinien nicht zu ziehen sind. Wandern wir durch
die Sammlung, wird uns das an manchem Stücke klar.
Wir durchwandern dabei aber vor allem das ganze
Gebiet der Instrumenten- und Uhrenkunst, abgesehen
von einzelnen früheren Stücken, von jener Zeit um
Regiomontan bis etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts;
bis zu jener Zeit, die das periodische Einzelstück mit
dem Adel der Handfertigkeit und seiner Poesie des
Spiegelfernrohr nach Gregory, gefertigt 1745
Werkstatt des Reichsgrafen Löser auf Reinhartz. Mit Rokokoschnitzereien in Eiche
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Jvlax 6ngelmannsDt?esden
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LTs ist kaum zu bezweifeln, daß der Mathematische
' Salon auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, nicht
minder auf das handwerkliche und späteren industrielle
Hochkommen Sachsens von Einfluß war. Dafür nur
einige Angaben. Der
vielseitige Modelltisch-
ler Andreas Gärtner
schuf hierseine flachen
Hohlspiegel, die schon
um 1725 zu Sonnen-
lichtbestrahlungen für
therapeutischeZwecke,
namentlich bei Gicht-
leiden, dienten. Der
„Bauernprofessor“ Jo-
hann Georg Palitzsch
(1723—88) ging hier
jahrzehntelang ein und
aus und erwarb sich
hier einen guten Teil
seiner Kenntnisse, die
zu seinen aufsehen-
erregenden astrono-
mischen und mikrosko-
pischen Entdeckungen
führten. Die ersten
Luftballonaufstiege in
Sachsen erfolgten von
hieraus. Der Inspektor
Köhler entwarf hier im
ausgehenden 18. Jahr-
hundert neue astrono-
mische Beobachtungs-
mittel, die u. a. Bode
sehr rühmte. Bergrat
Seyffert fertigte hier
seine vollendeten Chro-
nometer und Alexandei
von Humboldt kam zu
ihm, um mit Seyfferts Uhren und Beobachtungsmethoden
neue Erfahrungen in der Zeitmeßkunst zu sammeln. Die
Reibungs- und galvanische Elektrizität fand hier in ihren
Anfängen eine weiterbauende Pflegstätte. Um 1815
wurde das kleine Observatorium am Pavillon erbaut und
gewinnen seit dieser Zeit die hier vorgenommenen astro-
nomischen Zeitbestimmungen, bis auf den heutigen Tag,
auf die Öffentlichkeit großen Einfluß. Der ehemalige
Mitarbeiter Fraunhofers, Oberinspektor R. S. Blochmann
mühte sich von hier aus mit Erfolg um die erste Gas-
beleuchtung Deutschlands, die auf der Dresdner Augustus-
brücke erfolgte. W. G. Lohrmann entwarf mit den
Hilfsmitteln der Sammlung seine berühmte Mondkarte
und trassierte mit ihnen die erste Eisenbahn Sachsens.
Er gründete hier den ersten Landeswetterdienst 1828 und
stellte die Uhrzeitenverhältnisse Sachsens, bedingt durch
das neue Verkehrs-
mittel der Eisenbahn,
auf eine einheitlichere
Grundlage u. s. f. So
war der Mathema-
tische Salon schon
mehr denn 60 Jahre
vor der 1795 erfolgten
Gründung des als
ältestes technisches
Museum angesproche-
nen großzügig an-
gelegten Pariser Con-
servatoire, was man
diesem besonders
nachrühmt, eine Ge-
werbebeförderungsan -
stalt und darüber hin-
aus ein Träger sächsi-
schen kulturellen und
wissenschaftlichen Le-
bens. Diese älteste
Sammlung von Werken
der Feintechnik birgt
unter ihren etwa 2000
Einzelstücken manche
für ihr Gebiet un-
ersetzliche Erststücke.
Edmund Reitlinger
spricht sich einmal
dahin aus, daß die
ganze Menschheits-
geschichte, genau ge-
prüft, sich zuletzt in
die Geschichte der
Erfindung besserer Werkzeuge auflöse. Während
das Werkzeug im eigentlichsten Sinne zumeist als eine
Verstärkung und Vergröberung unser Gliedmaßen anzu-
sehen ist, ist das Instrument gewöhnlich als eine Verviel-
fachung und vor allem als eine Verfeinerung unserer
Sinnesorgane zu deuten, wenn hierin auch oft deutliche
Grenzlinien nicht zu ziehen sind. Wandern wir durch
die Sammlung, wird uns das an manchem Stücke klar.
Wir durchwandern dabei aber vor allem das ganze
Gebiet der Instrumenten- und Uhrenkunst, abgesehen
von einzelnen früheren Stücken, von jener Zeit um
Regiomontan bis etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts;
bis zu jener Zeit, die das periodische Einzelstück mit
dem Adel der Handfertigkeit und seiner Poesie des
Spiegelfernrohr nach Gregory, gefertigt 1745
Werkstatt des Reichsgrafen Löser auf Reinhartz. Mit Rokokoschnitzereien in Eiche
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