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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Januarheft
DOI Artikel:
Weiss, Konrad: Münchner Brief
DOI Artikel:
Donath, Adolph: Lesser Ury in der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0274

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„Hatschiere des Prinzregenten“, die Aquarelle mit land-
schaftlichem Hintergrund; da ist überall eine zugespitzte
und wieder breit gewordene malerische Sättigung und
dabei eine natürlich menschliche Note mit sicherer Beob-
achtung vereinigt, die solchen Bildern eine einmalige und
dauernde Bedeutung geben. Man fragt vergeblich, wo
die neue Kunst eine solch gesellschaftlich freie Stufe
bedeutenden Daseins schon erlangt hat. Bei der Fertig-
stellung des Hubertusbrunnens des verstorbenen Adolf
von Hildebrand im letzten Jahre konnte man ähnlich fragen.

Nun rüstet man sich in München mit Macht ftir die
kommende Gewerbeschau. Dem Gedanken des Wett-
streites oder der Verbindung von freier und angewandter
Kunst wird damit neue Nahrung gegeben. Der Gedanke
der Geist- und Werkverbundenheit der Kunst mit dem
geistigen und sozialen Organismus der Volksgemein-

schaft ist aus der Moderne und aus der Werkbund-
bewegung entstanden. Man spricht davon gleichsam in
einem mittelalterlichen Sinne. Wäre es möglich, einmal
mittelalterliche Ausstellungen zu machen, in denen statt
historischer Gesichtspunkte solche der neueren werk-
und geistästhetischen Art maßgebend wären? Wird es
möglich sein, auch Ausstellungen der modernen freien
Kunst zu machen, in denen diese Kunst als Ausdruck
geistiger und sozialer Volksbewegungen oder der vor-
herrschenden Willensrichtungen und ihrer stärksten Ver-
treter zum Aushang käme. Es wäre schon viel, wenn
gerade bei der kommenden Gelegenheit jede Richtung
ihren stärksten, auch schon geschichilich gewordenen
Besitz als ihr geistiges Haben zu einem Soll des Zeit-
geistes machen wollte! Aber die Quantität setzt im neuen
Deutschland starke Widerstände gegen die Qualitat.

Adolf Schreyer,
Kuhfuhrwerke

Auktion bei
Rud.Bangel, G.m.bH.,
Frankfurt a. M.

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A m 21. Januar hat Lovis Corinth die Lesser Ury-
* *■ Ausstellung in der Berliner Secession eröffnet.
Er hob hervor, daß die Secession den Meister anläßlich
seines 60. Geburtstages (7. November 1921) zu ihrem
Ehrenmitglied ernannt hat und sagte, daß Ury bereits in
den neunziger Jahren zu den geschätztesten, anerkannten
Künstlern Deutschlands zählte und daß sein Name schon
damals weit über die Grenzen des Reiches gedrungen
sei. Und Corinth sprach auch von den Monumental-
bildern Urys, von seinen alttestamentarischen Gemälden,
dann im besonderen von seinem Triptychon „Der
Mensch“, das Ury bereits in den neunziger Jahren „in
bester und reifster Manneskraft“ geschaffen habe, und
er schloß seine ungemein herzliche, überzeugungstreue
Ansprache mit dem Wunsche, das Ury das Alter Tizians
erreichen möge, „zu seinem Ruhme und zu unserer
Freude“.

Donatt)

Die hunderte von Kunstfreunden und Künstlern, die
bei der Eröffnung der Ury-Ausstellung zugegen waren,
hatten — und sie sprachen es offen aus — das Gefühl,
daß es sich um ein Kunstereignis handelt, wie es Berlin
seit Jahren nicht erlebt hat, und sie empfanden es
doppelt als Schande, daß die öffentlichen modernen
Galerien nicht schon längst ihre typischen Urys haben.
Denn von der großen Reihe „dieser großartigen Inku-
nabeln des deutschen Impressionismus“, wie Max O s -
born in der Vossischen Zeitung die Urys aus dem
Anfang der achtziger Jahre nennt, hängt kein einziges
Stück in einem modernen Museum, während der Privat-
besitz, unbeeinflußt von dem Getriebe der verschiedenen
Cliquen sich rechtzeitig die unvergleichlichen frühen
Urys sichern konnte. Ja, das ist eine Schande! Denn
trotz manchem Kunstbeflissenen, der Urys Werk nur
aus dem engen Gesichtswinkel seiner „Richtung“ be-

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