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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Aprilheft
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Bülow, Joachim von: Der tote Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0439

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jenes, zu seiner Zeit hochberühmten ,,Museums“h) er-
worben.

Bei aller klassizistischen Kühle der Form, die diese
beiden zierlich und genau gearbeiteten Bildwerke
atmen, ist ihnen doch etwas beinahe Weiblichzartes
eigen, das nicht einzig auf der jungfräulichen Weiße
und Weichheit des Bildstoffs beruhen kann, sondern ge-
wiß seinen letzten Grund in dem besonderen Tempera-
ment des Künstler haben wird.

Eine Andeutung in einem Briefe, den Thorwaldsen
am 8. August 1806 an den Baron von Schubart von Rom
aus nach dessen Landsitz Montenero bei Livorno ge-
richtet hat: „ich wünsche, die vortreffliche Luft auf dem
reizenden Montenero möge den guten Matthaei heilen,
wie sie mich geheilt hat“ — und Ernst Matthaeis langes
Verbleiben in Italien scheinen darauf zu deuten, daß er
von zarter Gesundheit gewesen sei. Wir vermuten in

e) Vgl. Alfred R o h d e , Das Kunstmuseum des Oberalten
Peter Friedrich Pöding und seine Versteigerung im Jahre 1847.
Ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen und privaten Sammel-
tätigkeit in Hamburg. Der Cicerone XII (1920) S. 717 ff. und
S. 783 ff.

ihm einen Menschen von feiner Organisation des
Körpers, der eine ebenso feine, ja fragile Organisation
des Geistes entsprochen haben mag.

Es ist die Feinheit, die wohl dem Temperament des
Künstlers eigentümliche, in sich zurückblickende Ver-
sonnenheit des Ausdrucks, die uns in dem auf der Rück-
seite der ovalen Tafel mit vollem Nameii und der die
Entstehung in Hamburg verbürgenden Jahreszahl
MDCCC bezeichneten Profilbildnis ein Selbstbildnis
Ernst Matthaeis vermuten lassen will (Abb. 5).

Diese Vermutung findet eine gewisse Stütze in der
Herkunft des Stückes, das dem Museum von Herrn
Herm. Michaelsen in Hamburg geschenkt wurde. Das
Ohmachts plastischen Miniaturbildnissen in der Zartheit
des Reliefs und in der künstlerischen Auffassung be-
sanders nahe stehende Bildwerk stammt aus Dresdener
Privatbesitz, also der Heimat des Künstlers, in der ein
Selbstbildnis sich am ehesten so lange erhalten konnte.
Wir möchten glauben, daß der jugendliche Meister es
den Seinen als Probe seines Könnens gesandt habe, als
er im jahre 1801 den ehrenvollen Auftrag der Mitarbeit
am Biischdenkmal ausführte.

a) Antikes Brustbild (Abbildung 3)

b) Apollobrustbild

p 1

(Abbildung 4)

c) Profilbildnis

(Abbildung 5)

Abb. 6. Signaturen der Alabasterreliefs von Ernst Matthaei

Det? tote Jvtatet?

oori

7. EL Bütotü

I ch habe ihn selber totgeschlagen. Also muß ich
1 wissen, daß er tot ist. Ich hatte ihm auch das Leben
geschenkt, kann also bestätigen, daß er lebte oder wenn
er nicht lebte, doch arbeitete, Bilder schuf.

Wie hätte er das können, ohne zu leben?

Es lebt mancher, der nie ein Bild malte, aber es hat
noch nie ein Bild gegeben, das nicht ein Lebender ge-
macht hat.

Die Bilder sind da, die der von mir umgebrachte
Maler schuf. Ich habe selber noch einige in Händen,

andere siiid verkauft worden und wenn sie bloß Einbil-
dung gewesen wären, so würde der Händler nie Geld
dafür gzahlt haben. Er hat sie gesehen, befühlt, be-
roclien und weiter verkauft.

Da wir schließlich alle nur in unsern Werken
weiterleben, so lebt auch dieser Maler noch, obgleich
nur ein kümmerliches, kleines Leben, denn seine Tage
waren kurz, seiner Werke wenig. Er war eigentlich
ein Witz, allerdings ein Witz mit ernstem 1 lintergrund,
aber das sind oft die besten! Womit nicht gesagt sein

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