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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
1. Septemberheft
DOI Artikel:
Falke, Otto von: Berliner Fayencen: Sonderausstellung im Schloßmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0011

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Beeltnet? fayencen

SondepausßeUung im Scbtoßmufeum
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Otto ü* patkc

jie Geschichte der deutschen Fayencen des 18. Jahr-
hunderts ist seit etwa zwei Jahrzehnten ein eifrig
durchpflügtes Arbeitsfeld für Museen kunstgewerb-
licher Richtung und viele Sammler geworden, die auf
diesem Gebiete ein noch wenig geordnetes aber reich-
liches Material vorfanden, das ihnen vom ausländischen
Kunsthandel kaum streitig gemacht wurde. Die viel-
fältige auf die Durchforschung archivalischer Quellen
und der erhaltenen Fayencen verwendete Mühe hat
sich gelohnt; die reichen Ergebnisse, erst kürzlich in
zwei handlichen Büchern von Stoehr in Würzburg und
von Riesebieter in Oldenburg gesichtet und zusammen-
gefaßt, gewähren nun Aufschluß über die Geschichte
und die Erzeugnisse einer langen Reihe großer, kleiner
und kleinster Fayencefabriken, von denen manche nur
mühsam sich durch den Kampf ums Dasein geschlän-
gelt haben.

Nur Berlin war als Fayencestadt fast unbeachtet
geblieben, obwohl es schon seit 1890 durch einige von
Paul Seidel veröffentlichte Urkunden bekannt v/ar, daß
hier seit 1680 eine kurfürstliche Fabrik für „Delftisches
Porcellain“ betrieben wurde und daß 1699 noch eine
zweite Fayencefabrik, ebenfalls unter holländischer
Leitung, hinzukam. Von ihren Erzeugnissen aber war
weder in den Museen, noch bei den Sammlern, noch im
Kunsthandel die Rede, obwohl an Fayencen delftischen
Stils aus der Barockzeit, also hauptsächlich aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die durch die Mono-
gramnre der preußischen Könige, durch stilistische oder
sonstige Merkmale auf märkische Herkunft schließen
ließen, kein Mangel war. Manches davon und nicht das

Schlechteste, segelte unter Delfter Flagge; weitaus das
Meiste aber wurde Potsdam zugeschrieben und diese
Benennung ist allgemein gebräuchlich geworden. Wa-
rum? Weil die Berliner Fayencen keine Orts- oder
Fabrikzeichen haben. Riesebieter kann Recht haben,
wenn er diese Unterlassung — die übrigens damals
nichts Ungewöhnliches war — auf den Wunsch der
Fabrikanten zurückführt, daß ihre Erzeugnisse als
Delfter Fayencen angesehen werden möchten; jeden-
falls ist das Meiste unbezeichnet und die seltenen Maler-
marken oder sonstigen Zeichen sind von unsicherer
Deutung. Von Potsdam dagegen gibt es drei Fayen-
cen mit den Ortsnamen als unzweideutiger Herkunfts-
angabe und diese gesicherten Stücke haben wie ein
Magnet alle stilverwandten Barockfayencen märkischer
Gattung ohne Rücksicht auf Qualitätsunterschiede an
sich gezogen, sodaß für Berlin so gut wie nichts übrig
blieb.

Diese einseitige Aufteilung war nur möglich, wenn
man zunächst darüber hinwegsah, daß erstens für das
erste Drittel des 18. Jahrhunderts, dem die fraglielien
unbezeichneten Barockfayencen zumeist entstammen,
in Potsdam keine Fayencefabrik urkundlich beglaubigt
ist, daß zweitens die drei voll bezeichneten Stücke, von
denen eins die Jahreszahl 1740 trägt, Spätlinge vom
Ausgang der Barockzeit und ziemlich stümperhafte Ar-
beiten eines Anfängers sind, die sich mit den älteren,
vielfach technisch und künstlerisch gleich ausgezeich-
neten märkischen Fayencen garnicht unter einen Hut
bringen lassen. Es sind daher auch mehrfach Bedenken
gegen die Zusammenfassung der gesamten märkischen

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