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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Septemberheft
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Falke, Otto von: Berliner Fayencen: Sonderausstellung im Schloßmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0014
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betrieben wurde. Das beliebteste Motiv für die Blau-
malerei auf den großen weitbauchigen Vasen waren
figiirliche Chinesendarstellungen (Abb. 2 und 4), die in
der Hand der Berliner Fayencemaler bei ständiger
Wiederholung zu seltsamen Mißgestalten degenerierten.
Große Zeichenkiinstler waren diese Fayencemaler, so-
bald Figiirliches in Frage karn, überhaupt nicht, sofern
man sie nicht vom Standpunkt des Expressionismus
wiirdigen will. Aber ihre Unzulänglichkeit ist bei den
Berliner Barockfayencen ziemlich unerheblich; denn
sie wirken nicht, wie die Rokokofayencen durch feine
Einzelheiten der Malerei, sondern durch die innigste
Verbindung von Form und Farbe zu einer künstleri-
schen Einheit von stärkster dekorativer Wirkung.

Auch in den Fayencen des Cornelius Funcke ist der
Formen- und Ornamentenschmuck noch chinesisch-
delftischer Abkunft. Aber trotzdem ist es diesem
Meister gelungen, durch eine mehr und mehr barocke
Gliederung und Profilierung seiner meist achtkantigen
Vasenformen (Abb. 1 und 3) von Delft abzuriicken und
eine selbständigere Gattung deutscher Barockfayencen
zu. schaffen. Die Malerei in seiner Werkstatt, sowohl
die kobaltblaue wie die fiinffarbige, ist fester, glatter
und sicherer als bei Wollbeer; die gerippten Gefäße,
die die Malerei fast immer verundeutlichen, hat er fast
ganz vermieden, von der figürlichen Chinesenmalerei
nur wenig Gebrauch gemacht. Die Funckefayencen be-
deuten fraglos die Hochstleistung der Berliner Fayence-
Kunst und unter ihnen ist der stärkste Erfolg die seltene
Gattung der bereits unter Meißner Einfluß zwischen
1720 und 1733 cntstandenen „Fondsvasen“ (Abb. 1
und 5), bei denen von einfarbig gelbem, türkisblauem,
grünlichem oder olivgrünem Grund sich ausgesparte
Felder mit violetter oder blauer Malerei abheben. Diese
farbenstarke Dekoration ist in der Funckefabrik auch

auf die Maßkrüge übertragen worden. Sie war damals
eine Neuheit in der deutschen Fayencekunst und die
Funckefayencen haben schon zu ihrer Entstehungszeit
einen großen Eindruck gemacht, der in vielen deut-
sclien Fabriken teils treue, teils freie Nachahmungen
zur Folge hatte. Der neue Typus der vollfarbigen Maß-
krüge mit gespritzt violcttem Grund hat in Braun-
schweig, Erfurt, Zerbst, Dorotheental und auch in den
sonst selbständigen süddeutschen Fabriken von Nürn-
berg und Bayreuth Nachahmung gefunden. Die Aus-
stellung zeigt neben ausgewählten Beispielen dieses
von Berlin ausgegangenen Einflusses einen ganzen
Schrank voll Fayencen der Zerbster Fabrik, die sich
1721 eine Sendung von Gipsformen der Funckeschen
Vasen aus Berlin besorgte und sie in Form und Mustern
bis zur Täuschung genau imitiert hat.

Die Arbeiten der zwei ältesten Berliner Manufak-
turen von Wollbeer und Funcke biiden die große Über-
raschung der Ausstellung. Die späteren Fabriken aus
der Zeit Friedrichs des Großen, von Rewendt in Pots-
dam, von Liidicke in Berlin und Rheinsberg und von
Heinrich in Frankfurt a. 0. treten dagegen zurück,
wie ja überhaupt die mehr und mehr ins Schlepptau
des europäischen Porzellans geratenden Rokokofayen-
cen ihren barocken Vorgängern nicht mehr gleich-
kommen. Das Unternehmen Rewendts, die einzige
Fayencefabrik in Potsdam, beginnt 1740 mit einigen
schwächlichen Nachahmungen von Wollbeerfayencen
und pflegte weiterhin, der Spätzeit entsprechend, die
mehrfarbige Blumenmalerei in einer Form, die darauf
schließen läßt, daß ihr Maler in der Zerbster Fabrik aus-
gebildet war. Eine Möglichkeit der Fabrik Rewendts
einen Anteil an den Berliner Barockfayencen, die bisher
unter dem Namen Potsdam gingen, zuzuschreiben, ist
nicht rnehr gegeben.

Kugelige Büchse mit Deckel
Mit Tierfries, vegetabilischen und geo-
metrischen Ornamenten bemalt. Feines,
sehr gut erhaltenes Stück. Korinthisch
7. Jahrh. v. Chr. Durchmesser 13,5 cm

Biichse fiir Salben oder dergleichen,
zylindrisch, rotfigurig bemalt: oben drei
Stiere, an der Wand Szenen aus dem
Leben und Treiben im Frauengemache.
Athen, Ende des 5. Jahrh. v. Chr. Höhe 8cm

Statuette einer Katze
(dem heiligen Tier der Göttin
Bastet) aus Bronze. Ohren leicht
beschädigt. Höhe 8,5 cm

Antiken-Auktion bei Gliickselig und Wärndorfer, Wien

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