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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
2. Septemberheft
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Friedländer, Max J.: Versteigerung der Sammlung Chillingworth
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0039

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2. Septemberheft

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A m 5. September wurde in Luzern die Gemälde-
1 * sammlung des Herrn Rudolf Chillingworth ver-
steigert. Die Ungewöhnlichkeit des Ortes und der
Jahreszeit gab dieser Auktion das Gepräge einer Sen-
sation. Für den deutschen Kunstfreund war es ein be-
trübendes Schauspiel, die Auflösung der einzigen be-
deutenden, in den letzten Jahren bei uns entstandenen
Sammlung zu erleben. Herr Chillingworth hatte na-
mentlich in den Kriegsjahren mit erheblichen Mitteln
als einer der wenigen Käufer die Gelegenheiten wahr-
genommen, die von der Krisis des deutschen Privat-
besitzes geboten wurden. Hr war in Nürnberg ansässig
gewesen, war 1919 aber nach der Schweiz übergesie-
delt und hatte seinen Kunstbesitz dorthin gebracht. Die
117 Bilder alter Meister, die zum Verkauf gestellt wur-
den, waren durchaus nicht von gleichmäßig lioher
Qualität, doch fehlte es nicht an ausgezeichneten
Stücken. Die Sammlung wies nicht das bestimmte Ge-
sicht auf, das den persönlichen Geschmack des Samm-
lers erkennen läßt, enthielt aber kunsthistorisch be-
merkenswerte und vorzügliche Werke italienischer,
niederländischer und deutscher Herkunft. Der Zahl
nach iiberwogen die primitiven Bilder, doch waren
unter den wenigen holländischen und vlämischen aus
dem 17. Jahrhundert einige besonders kostbare Dinge.

Das Ergebnis der Auktion ist schwer zu beurteilen.
Dem Anscheine nach wurden gute Preise erzielt, wenn

auch, namentlich fiir die Gemälde des 17. Jahrhunderts,
die Preise der Vorkriegszeit nicht ganz erreicht wur-
den, aber zweifelhaft blieb, ob es sich in allen Fällen
um wirklichen Verkauf handelte und nicht etwa um
Steigerung und Riickkauf von Seiten des Eigentiimers.
Ernstliche Teilnahme von Sammlern und Händlern aus
den zur Zeit kaufkräftigen Ländern war nicht zu spiiren.
Das sicherlich vorhandene Interesse der deutschen
Museen und Händler erwies sich, wie es nicht anders
zu erwarten war, als ohnmächtig in Folge der Wäh-
rungsverhältnisse; Paris und London, Holland und
Amerika aber zeigten wenig Kaufneigung in Folge der
Unlust auf dem internationalen Markte. Die im All-
gemeinen nicht sonderlich aktive Sammelneigung der
Schweizer benutzte in bescheidenem Umfange die
außerordentliche Gelegenheit, auf heimischem Boden
Werke alter Meister zu kaufen.

Hier eine Liste der wichtigsten Bilder mit den
Preisresultaten:

2. Aelbrecht B o u t s , die beiden Altarflügel mit
Heiligen und Stiftern aus der v. Kaufmann-Sammlung
(16 000 frs.). — 4. Isenbrant, große Madonna in
Halbfigur (37 500). Bedeutend, von ausgesuchter Quali-
tät, aber etwas leer in dem großen, dem Meister nicht
gemäßen Maßstahe. — 5. A. T. K e y, Abels Ermor-
dung (3000). Signiert, für den Kunsthistoriker wichtig
als Komposition mit nackten Figuren von der Hand

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