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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Oktoberheft
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Bülow, Joachim von: Der Maler auf Aktien
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Werkstätten für Künstler / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Neue Kunstbücher / Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden / Aus der Künstlerwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0101

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und ihn überall hinempfehlen. Sie müssen sicli darüber
klar sein, daß die Werte, die sie in Händen haben, stei-
gerungsfähig und zwar nicht nur in dem Maße, wie die
früheren Werke des Malers im Preise steigen, sondern
auch wie er selbst Wertvolleres schafft.

Wir können nicht mehr mit dem großzügigen Mäze-
nen rechnen wie einst. Aber wir brauchen für das Be-
stehen unserer Kunst nach wie vor ein Mäzenatentum.
Wir passen es der neuen Zeit an, indem wir den Maler

auf Aktien gründen. Dadurch, daß keine Notwendig-
keit besteht, die Käufergemeinschaft immer nur für
e i n e n Künstler ins Leben zu rufen, kann mit dem
gleichen Apparat die Förderung einer Reihe von Künst-
lern einsetzen.

Dies ist der Weg, wie nicht nur der deutschen
Kunst, sondern auch dem deutschen Kunsthandel, der
unter der Schwere der Zeit ebenfalls arg zu leiden hat,
geholfen werden kann.

AuRustin
de Saint-Aubin
Le Bal pare

Aus der Auktion
der Albertina-
Dubletten
bei C. G. Boerner
in Leipzig

lDeckffätten füt’ Kün(liet?.

Aus Dresden wird uns berichtet: Bei der herrschenden
Wohnungsnot ist die Frage der Werkstätten für Künstler zu einer
brennenden geworden. In einer der letzten Stadtverordneten-
sitzungen in D r e s d e n kain diese Frage zur Erörterung, indem
angefragt wurde, was bisher zur Bereitstellung und Beschaffung
solcher Werkstätten getan worden sei. Die Antwort, die darauf
erteilt wurde, klang durchaus nicht ermutigend. Es wurde gesagt,
daß sich das Wohnungsamt eifrig um die Beschaffung derartiger
Räume bemiiht habe, aber leider ohne Erfolg, — man darf wohl
hinzufiigen: wie vorauszusehen war! Nach Auseinandersetzung
mit dem friiheren König glaube das Finanzministerium ein oder
zwei Ateliers im Schlosse zur Verfiigung stellen zu können. Das
Wchnungsaint bleibe bestrebt, Künstlerwerkstätten zu erhalten und
in einzelnen Fällen Räume zuzuweisen. Durchgreifende Maß-
nahmen zur Besserung könnten leider nicht in Aussicht gestellt
werden.

Das Wohnungsamt ist allerdings berufen, in erster Linie für
Wohnräume zu sorgen, ob es nun dieses Amt auch eifrig genug
durchfiihrt, ist eine andere Frage, zumal die ganze Wohnungs-
frage eine sehr heikle ist. Ob sicli das Wohnungsamt der Künst-
ler besonders annehmen wird, ist auch eine Frage fiir sich, wie aus
der obigen Schlußbemerkung aus der erteilten Antwort zur Ge-
ntige hervorgeht. Es dürfen sicli aber doch wohl Räumlichkeiten

finden lassen, die sich zw'ar nicht fiir Wohnungen, aber sehr gut
fiir Ateliers eignen. Man denke nur an manche fast verschwende-
rische Raumentfaltung in öffentlichen Gebäuden! Der Hinweis auf
das Schloß ist auch wenig dazu angetan, einigermaßen der Werk-
stättennot abzuhelfen, denn mit 1—2 Ateliers ist nicht viel getan.
So werden sich wohl die Künstler trösten müssen, wie so manche
andere ihrer Kollegen aus anderen Kunst- und ähnlichen Kreisen,
die heutzutage ebenfalls nicht über allzugroße Rücksichtnahme zu
klagen haben. Es liegt im Zuge der Zeit, daß die Kunst jetzt so
wenig Beachtung findet, wenn es sich darum handelt, ihr zu Hilfe
zu kommen. Die schwielige Faust ist heute besser daran als die
Künstlerhand. Dazu kommen die wahnsinnigen Teuerungsver-
hältnisse, denen zwar z. B. Arbeiter- und Beamtenkreise in ihrem
Einkommen angepaßt werden, aber den freischaffenden Kiinstler
fragt niemand, ob er mit seinem Honorar auskommt! Ob dies
nun gerade ein „sozialer“ Zug unserer Zeit ist, die immer und
immer wieder sich ais sozial gebärdet, dürfte mehr als fraglich
sein. Und wie dem Ktinstler, so ergeht es dem Gelehrten, dem ge-
samten geistigen Arbeitertum. Mit diesem muß sich das Ktinstler-
tum trösten, — allerdings ein sehr schwacher Trost, der iiber die
Misere der gegenwärtigen Zeit nicht hinweghilft. Läßt man aber
Kunst und Wissenschaft unbeachtet, ja tiberläßt sie gewissermaßen
ihrem unverdienten Schicksal, so wird eine Zeit sicherlich kommen,

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