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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
2. Novemberheft
DOI Artikel:
Donath, Adolph: Die Berliner Sezession in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0143

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7ahrgcmg 7922

Herausgcber: AdOlptl Donotfl

2. Novemberheft

Dte Bet’lmet’ Seseftton tn Dt?esden

oon

Adotpt) Donatf)

A m 21. November hat Lovis C o r i n t h die Herbst-
1 * ausstellung der Berliner Sezession in der Galerie
Ernst Arnold in Dresden eröffnet. „Seit unserem
Bestehen“, sagte der''Präsident der Berliner Sezession
in seiner Ansprache an die Dresdner Kunstfreunde, die
sich in großer Zahl eingefunden liatteu. „sind wir be-
müht, unsere Arbeiten nicht als eine speziell berlinische
Sache anzusehen, sondern wir hatten stets den Ehrgeiz,
als ein Faktor für deutsche Kunst und Kultur bewertet
zu werden. Deshalb werden Sie, meine Damen und
Herren, begreiflich finden, daß wir das Bedürfnis ftihlen,
einmal in die Fremde zu gehen, um in einigen großen
Städten Deutschlands unsere Arbeiten in einer gewähl-
ten Ausstellung zu zeigen“ . . . ja, es ist eine gewählte
Ausstellung. Sie steht auf hohem künstlerischem Ni-
veau und kommt in den prächtigen Räumen der Galerie
Arnold, utn die Berlin den Besitzer der Galerie, den
sehr kunstverständigen L. W. Gutbier, beneiden
darf, um so stärker zur Geltung, als Gutbier den Ber-
liner Künstlern die Durchführung ihrer Aufgabe mög-
lichst eiieichterte. Übrigens hat Franz H e c k e n -
d 0 r f von der Berliner Sezession die Bilder und
Plastiken seiner Künstlerkollegen mit scharfem Blick
und feinem Geschmack den Dresdner Räumen ein-
gefügt.

Die Ansstellung füllt die beiden Hauptsäle des Erd-
geschosses und zwei Interieurs des ersten Stock-
werkes. Lovis C o r i n t h zeigt mehrere Arbeiten,
die zum größten Teil schon bekannt und gewertet sind.
Ein Werk von Frans Hals’scher Kraft und Schmissig-
keit ist sein „Fritze Proels“ und außer diesem Glanz-
stiick, das alles überragen dürfte, was in den letzten

Jahren im Porträt geschaffen worden ist, scheint mir
auch sein „Kain und Abel“ ein besonders glücklicher
Wurf. Lesser Ury, das Ehrenmitglied der Berliner
Sezession, bringt neben einem „Potsdamer Platz“ von
1922, der, abgesehen von der malerisch-individuellen
Bezwingung des Straßenlebens, in der Behandlung der
Luft mit seinen schon der Kunstgeschichte angehören-
den Straßenausschnitten aus den 80 er Jahren meister-
haft konkurriert, eine in Licht, Luft und Duft einzig-
artige Wald- und Wasserstimmung. Als reine Land-
schafter rü'cken dann Bruno K rauskopf, Franz
H e c k e n d o r f und Robert F. K. S c h o 11 z tüchtig
nach vorwärts. Namentlich Heckendorfs „Werder-An-
sichten“ wirken erfrischend in ihrer flimmernden
Helligkeit. Nicht minder erfreulich ist Philipp F r a n k s
„Bach im Frühling“, während seine, zwar koloristisch
interessante „Verkündigung“ im Grunde doch etwas
theatralisches hat. Harry D e i e r 1 i n g geht in seinen
Farbenkompositionen jetzt schon mehr auf die reine
Bildwirkung los, Elsa Hoffmann bescheidet sich
mit miniaturhaft ausgeführten reizvollen Landschafts-
motiven. Die Darstellung der Industriewerke meistert
vorbildlich Max F e i s c h e r in seinem „Hochofen in
Oberschlesien“, im Lande des Märchens wieder ist
Erich B ü 11 u e r , der vielgewandte, am sattel-
festesten. Voll von künstlerisch prickelnder Intimität
ist Ernst Oppler in seinen Interieurs und in seinem
Seestück vom „Nebligen Strand von Dieppe“ geht er
diesmal an Prägnanz der Augenblickserfassung über
Liebermanns Strandstudien hinaus.

Eine große Überraschung ist Jacob Steinhardt
in seinem „Abraham und die drei Männer“. Dieses

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