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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Dezemberheft
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Berliner, Rudolf: Der Kunstdrechsler Daniel Vading
DOI Artikel:
Sponagel, Kurt: Über das Kunstsammeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0203

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auf einem Fuße stehenden hölzernen Kugelabschnitt
steckt eine Elfenbeinkugel, innerhalb ihrer ein mehr-
blättriges Medaillon mit den gemalten Miniaturbild-
nissen der herzoglichen Familie; in Öffnungen der
Kugel hängen Schnüre, die zur Betrachtung das öffnen
und Umklappen der Medaillonblätter gestatten. Freude
an solchen Spielereien, an der technischen Vollendung
unter irgendwelchen schwierigen äußeren Bedingun-
gen, war es, aus der heraus solche Arbeiten entstanden.
So muß man auch Vadings Arbeiten ansehen, niclit als
VVerke bildhauerischen Hhrgeiz.es.

Die Unterschriften der Stiche lassen mit der Ab-
trennung des Namens darauf schließen, daß Vading sie
selbst verfertigt hat. Stecherische Qualitäten haben
sie nicht. Sie wollen zeigen, was er arbeitet und da-
rum bringt er auch an der Kaiserkanne alle Köpfe zur

Sichtbarkeit. Wiedergaben bemerkenswerter künst-
lerischer oder technischer Arbeiten kennen wir in
Stichen fast seit der Entstehung des Kupferstiches
überhaupt. In der noch herrschenden unklaren Syste-
matik reiht man sie den „Ornamentstichen“ ein. Die
Entscheidung wird im Einzelfalle nicht immer leicht
sein, wie weit sie nur zur Bekanntgabe dienen oder
auch einem Eeklamebedürfnis genüg^n sollten. In un-
serern Falle möchte ich bei dem gänzlichen Fehlen
eines Eigenwertes der Blätter annehmen, daß sie nur
Geschäftsbeziehungen anbahnen sollten und so dürfte
ihnen ein Plätzcben in der Geschichte der Reklame ge-
bühren. Vielelicht, daß sie auch Erfolg hatten, und daß
die Originalarbeiten Vadings — soweit sie nicht etwa
als Geschenke an den kaiserlichen Hof gedient
haben — wirklich nacli Wien auf Grund von Bestel-
lungen nach solchen Mustern gekommen sind.

Jacob Steinhardt
Winter, Radierung

Zur Ausstellung
in der

Meuen Kunsthandlung,
Berlin

Übec das Kunhfammeln

üon

K* Sponagel ^ HCit’tcb

/V/Ian kann Kunstwerke sammeln wie man Brief-
"*■ * 1 marken, Schmetterlinge oder alte Uhren sammelt,
das heißt man kann sie zusammentragen mit Bienen-
fleiß und Sachkenntnis, man kann sie klassifizieren und
katalogisieren nach Kulturkreisen, Zeitabschnitten, ein-
zelnen Künstlern usw. Solches Sammeln braucht auch
auf dem Gebiete der Kunst nicht unbedingt verwerflich
zu sein, nur birgt es auch da die große Gefahr in sich
zum mehr oder weniger äußerlichen Spielbetrieb zu
entarten. Der unvermeidlichen Umgang mit den Kunst-
werken wird jedoch da, wo die natürlichen Anlagen
dazu vorhanden sind nach und nach zum tieferen Ver-
ständnis führen und endlich zur Einsicht, daß auf dem

Gebiete der Kunst alles Sammeln, das sich nach be-
stimmten, rein äußerlichen Gesichtspunkten orientiert
im Grunde genommen kein Kunstsammeln mehr ist,
wenn nicht die Frage nach der Qualität das letzten
Endes entscheidende Moment bleibt. Dieser Umgang
kann schließlich dazu führen, daß man das Ziel ernst-
haften Sammelns nur noch darin sieht, sicli nach und
nach die Fähigkeät anzueignen, das Gute vom Schlech-
ten, das ernsthafte Streben vom rein äußerlich gekonn-
ten, kurz, das kiinstlerisch wertvolle vom unbedeuten-
den mit immer größerer Sicherheit unterscheiden zu
lernen. Das Ziel ernsthafter Sammeltätigkeit wird
dann zusammenfallen mit dem unermüdlichen Streben

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