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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
1. Januarheft
DOI Artikel:
Schmidt, Robert: Die Gläserausstellung des Österreichischen Museums und ihr Katalog
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0227

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7ahrgartg i923

Herausgcber: /Vdolpf l DonQfd

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Dic QläfeeausdeUung des ÖffeeeetedUcben Jvtufeums

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I m Oktober und November fand im Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie in Wien eine Aus-
stellung von Gläsern des Klassizismus, der Empire- und
Biedermeierzeit statt, die infolge der heutigen äußeren
Erschwerungen wahrscheinlich außerhalb Deutsch-
Österreichs nicht die Beachtung gefunden hat, die sie
verdient hätte. Denn sie kam der heutigen kunstge-
werblichen Einstellung auf die „Spätstile“ vorzüglich
entgegen und entrollte von der künstlerischen Entwick-
lung des besonderen Materials, des Glases, ein so
klares, fast lückenloses Bild, daß man an dieser Aus-
stellung nicht mehr vorbeigehen kann, wenn man von
der Geschichte des Glases in jener Zeit sprechen oder
schreiben will. Besonders in Wien ist ja die Vorliebe
für die anspruchsloszierlichen, liebenswürdigen Erzeug-
nisse jener Epochen seit Jahren besonders groß, aber
auch ganz allgemein ist das Interesse an dem Kunst-
schaffen der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts so erstarkt,
daß der Gedanke, die Glaskunst jener Zeit einmal syste-
matisch zusammenzufassen und vereinigt vorzuführen,
äußerst begrüßenswert war. Der Vizedirektor des
Österreichischen Museums, Hofrat Dr. Hermann Trenk-
wald, hat sich der großen Arbeit unterzogen, die Aus-
stellung zusammenzubringen. Trotzdem der Katalog
über 1000 Nummern zählt, lag ein großer Teil der auf-
gewendeten Mühe eben darin, das Material zu sichten
und alles Überflüssige und Minderwertige auszuschei-
den. So kam denn der absolut klare Eindruck zustande,

der ganz überzeugend herausgearbeitet worden ist.
Zum ersten Mal haben wir einen sicheren Überblick ge-
wonnen iiber das unendlich vielfältige Schaffen der
Glashütten und Glasveredler der in Rede stehenden
Zeit. Und das ist zustandegekommen, trotzdem wegen
der Schwierigkeiten der gegenwärtigen Verhältnisse
lediglich österreichische, besonders Wiener Privat-
sammler und Museen sich an dem Unternehmen betei-
ligt haben.

Ausgangs- und Mittelpunkt der Ausstellung war das
Dreigestirn Mildner, Mohn und Kothgasser, die drei
„Gläsermaler“ par excellence. Mildner, dieser delika-
teste aller Glasveredler der Zopfzeit, ist ja seit langem
bekannt und geschätzt, aber hier zum ersten Male
konnte man an einer Folge von 80 seiner Werke die
Entwicklung seines Stils und seine technischen Beson-
derheiten bis in die kleinsten Nüancen verfolgen. Von
den beiden Gläsermalern Mohn kam für die Ausstellung,
die sich fast ganz aut' die Erzeugnisse Österreichs und
Böhmens beschränkte, nur der jüngere, Gottlob Mohn,
der von 1811—1825 in Wien lebte, in Betracht. Auch
er war mit 30 Arbeiten ausgezeichnet vertreten. Den
Löwenanteil aber nahm begreiflicherweise das Opus
Anton Kothgassers ein, dessen Schaffen eng mit seiner
Wiener Heimat verknüpft war, und in dessen transpa-
rent bemalten „Ranftbechern“ sicli die ganze haus-
backen-liebenswürdige Zeit des Biedermeier so klar
wiederspiegelt, wie kaum in einem anderen zeitgenös-

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