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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Januarheft
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Engelmann, Max: Werke der letzten Blüte klösterlicher Uhrmacherei
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Naturforschung und Kunst: Epilog zur Berliner Ausstellung in Leipzig dargeboten von der Dokumentensammlung Darmstaedter der Preußischen Staatsbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0233

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der Abb. 1 und 8 entgegentritt, sich aber auf sämt-
lichen Uhren wiederfindet. Mit dieser wohl von David
a S. C. zuerst angewendeten Einrichtung, wurden am
einfachsten die Verschiebungen der Tage jener Ge-
meinjahre unter sicli angezeigt, die zwischen zwei
Schaltjahren iiegen. Die zunächst verwirrenden v'ielen
kleineren Einzelblätter auf den Zifferblättern, die sich
bei dem ältesten Werk (Abb. 1) selbst auf Lauf und
Stellung der vier übrigen damals bekannten Planeten
erstrecken, bilden mit dem Hauptzifferblatt ein nahe-
zu vollständiges selbsttätiges Kompendium unserer
Zeit- und Kalenderrechnung. Ihre Erläuterung würde
hier den Abdruck der gedruckten Erklärung Davids
v. J. 1769 und der erwähnten handschriftlichen Erläu-
terung des Aurelius erforderlich machen. Zum Teil
vereinfachte Kammerhuber diese Anordnung, brachte
aber eine Neuerung insofern an, als er um das zentrale
2 X 12 Stundenzifferblatt eine Anzahl Orte der Erde
so gruppierte, daß man den Unterschied der Ortszeit

dieser Punkte zu derjenigen des Aufstellungsortes der
Uhr ohne weiteres ablesen konnte (Abb. 5). Greift
man in die Speichen dieses Zifferblattrades, so kann
man durch Verdrehen ähnliche Fragen für die aufge-
zeichneten Erdorte selbst lösen, oder die Uhr an jedem
dieser Orte sofort richtig stellen.

David a S. C. zweites erhaltenes, um 1790 erstan-
denes Werk (Abb. 7, 8) verwahrt das Schwarzenberg-
Palais in Wien. Sein edles, mit reichen Metallauflagen
geziertes Gehäuse entstammt der Hand des Wiener
Meisters Adam Vogel.

Seit Christian Huyghens (ab 1656) führte sich das
Pendel als Grenzregler der Uhr endgültig ein. Die
Pendeluhr in Form der Dielen- oder Kastenuhr wurde
bald ein beliebtes Möbelstück und ist es schließlich noch
heute. In ihrer Paarung von reichsten Ausdrucks-
formen mit edelster Uhrentechnik haben die hier wie-
dergegebenen Werke des 18. Jahrhunderts wenig Mit-
bewerber.

JHatucfoefcbung und Kun(t

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,,Der Kunstwanderer“ veröffentlicht heute einen Auf-
satz, der zeigt, wie auch in der Naturforschung die tiefen
Beziehungen zwischen Natur und Kunst zum Ausdruck
kommen. Wir verdanken den Aufsatz Herrn Dr. Julius
Schuster in Berlin, dem die Leipziger Ausstellung „Berlin
und die Naturforschcr-Versammlung“ übertragen war. Die
Ausstellung fand unier dem Protektorat des Preußischen
Ministers fiir Wissenschaft, Kunst und Volksbildung statt.

IVf atur und Kunst, so nah verwandt in der primären
^ Wurzel ihrer Interpreten, haben niemals vorher
in deutschen Landen in so imposanter Einheit Ausdruck
gefunden wie in den September-Tagen 1828, als die
deutschen Naturforscher und Ärzte in Berlin zusammen-
kamen. Sechs Jahre vorher war es einem genialen
Naturforscher der Zeit der Romantik gelungen, deut-
sche Naturforscher und Ärzte zu freier Vereinigung in
Leipzig zu versammeln. Nur zwanzig etwa waren da-
mals dem Rufe gefolgt — bei der Leipziger Hundert-
jahrfeier 1922 trugen viele Tausende die Plakette mit
dem edeln, von Otto Kleinschmidt geschaffenen Bildnis
Oken’s (Abbildung 1). „Ob einer sich in der Wissen-
schaft genial erweist wie Oken und Humboldt“ — sagte
Goethe einmal — „oder im Krieg und der Staatsverwal-
tung wie Friedrich, Peter der Große und Napoleon, oder
ob einer ein Lied macht wie Beranger, es ist alles gleich
und kommt bloß darauf an, ob der Gedanke, das Apergu,
die Tat würdig sei uud fortzuleben vermöge.“

Dieser Tat Oken’s eine würdige Zentenarfeier zu
bereiten, erschien als Pflicht der Pietät. Es war ein
glücklicher Gedanke Karl Sudhoff’s, des Meisters der

Medizingeschichte, seine Festschriftx) noch durch eine
historische AuSstellung zu ergänzen. Den stimmungs-
vollen Rahmen dazu gab der alte Rathaus-Saal des
Leipziger Stadtgeschichtlichen Muse-
u m s , dessen Direktor Dr. Friedrich Schulze die Lei-
tung der Ausstellung in seiner bewährten Haud hatte.

Bei den Vorarbeiten für die Ausstellung hatte sich
ergeben, daß unter den 86 Versammlungen, die iu die
100 Jahre fielen, die beiden Berliner Versammlungen
von 1828 und 1886 nicht nur wichtige Werde- und Wen-
depunkte in der Geschichte der Deutschen Natur-
forscher- und Ärzte-Gesellschaft bildeten, sondern
auch dcn Zustand der Naturwissenschaften in Deutsch-
land im verflossenen Jahrhundert am deutlichsten offen-
barten. So durfte Berlin in der Ausstellung nicht fehlen.
Schon bei dem Kongreß für die Geschichte der Medizin
und Naturwissenschaften in Kissingen 1921, wo Dr.
Schuster erstmals Prof. Sudhoff kennen lernte, wurde
der vorläufige Plan besprochen. Dieser Plan fand die
lebhafteste Förderung von Seiten des Prof. Darm-
staedter und des Generaldirektors der Preußischen
Staatsbibliothek Geheimrat Milkau. Der Minister für
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gab dem Unter-
nehmen durch sein Protektorat besondere Förderung.
Die Herren Staatssekretär Becker und Ministerialdirek-
tor Kriiß brachten der Sache ihr volles Interesse ent-

b Karl Sudhoff, Hundert Jahre Deutscher Naturforscher-
Versammlungen, Leipzig (F. C. W. Vogel) 1922.

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