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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Januarheft
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Naturforschung und Kunst: Epilog zur Berliner Ausstellung in Leipzig dargeboten von der Dokumentensammlung Darmstaedter der Preußischen Staatsbibliothek
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Schmitz, Hermann: Deutschland und England im 18. Jahrhundert, [1]: ein Beitrag zu ihren Kunstbeziehungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0236

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gemalte Bild Virchow’s, eine Leihgabe des Magistrats
Berlin (Original im Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-
Kinderkrankenhaus). Mit Virchow teilte sich in die Ge-
schäftsführung der Versammlung A. W. v. Hofmann,
dessen Ölporträt die Deutsche Chemische Gesellschaft
darlieh. Die Berühmtheiten dieser Versammlung Helm-
holtz, du Bois-Reymond, Werner Siemens konnten in
guten Bildern vorgeführt werden. Von Helmholtz sah
man das Original seines Augenspiegels (Leihgabe der
Staatlichen Sammlung ärztlicher Lehrmittel), der in Al-
brecht v. Graefe’s Meisterhand der Augenheilkunde un-
geahnten Aufschwung gab. An das beginnende tecli-
nisch-induktive Zeitalter in Deutschland erinnerte die
vom Reichspatentamt dargebotene „Beschreibung einer
neuen Art elektrischer Telegraphie und einer damit ver-
bundenen Vorrichtung zum Druck der Depeschen“ von
Werner Siemens 1847, damals noch Leutnant. Und
vielleicht das am meisten charakteristische wissen-
schaft-geschichtliche Dokument ist jener Bericht des
jungen du Bois-Reymond 1849: „Wie es unserer Zeit
bestimmt war, durch die elektrische Telegraphie, durch
die Eisenbahnen so manches Märchen der Vorwelt zu
verwirklichen, so war es mir vorbehalten, einen Lieb-
lingstraum der größten Denker und Forscher seit einem
Jahrhundert ins Leben zu rufen. Was, in der Kindheit
des Galvanismus, mein hoher Gönner A. v. Humboldt
vor fünfzig Jahren nur ahnen durfte, ist mir zu vollenden
geglückt. Dieselbe Kraft, die Franklin dem Himmel
entwand, die den Magnet nach Norden gekehrt hält, die
in einem unteilbaren Augenblick die Botschaften aus der
Paulskirche nach Sanssouci trägt, dieselbe Kraft end-
lich, die, von der Natur in die Willkür eines unschein-
baren Fisches gegeben, ihn zum Entsetzen der Gewäs-
ser Südamerikas macht: dieselbe Kraft ist es, welche
in unseren eigenen Nerven und Muskeln wirkt, Sclnnerz

und Wonne und gewaltige Bewegung im Nu von einem
Punkte zum andern in der kleinen Welt unseres Körpers
hinterbringt.“

An die neueste Entwicklung der Naturwissen-
schaften erinnerte einer jener für die Wissenschaft-
geschichte so bedeutsamen Briefe des Entdeckers der
Vererbungsgesetze, des Abtes Gregor Mendel (geboren
1822), den Prof. Correns, einer der Wiederentdecker
dieser Gesetze und der Herausgeber der Briefe Mendels
an den Botaniker Naegeli, hingegeben hatte.

Außer den Genannten förderten die Ausstellung, die
150 Nummern umfaßte, noch wesentlich: die Hand-
schriften- und Karten - Abteilung der Preußischen
Staatsbibliothek, das Märkische Museum, das Münz-
kabinett, das Zoologische, däs Botanische und das Mme-
ralogische Museum, die Tierärztliche Hochschule, die
Gesellschaft der Naturforschenden Freunde, die Berli-
ner Photographische Gesellschaft (die bereitwililgst aus
dem prächtigen Corpus imagnum darbot), die Hirsch-
wald’sche Buchhandlung, die Staatliche Stelle für Na-
turdenkmalpflege, sowie die Herren Dr. H. Bischoff, der
verstorbene Dr. Iwan Bloch, Geheimrat Borrmann,
Prof. Collin, Geheimrat Eugen Hollaender, Geheimrat
F. Kraus, Dr. Kronthal, Alfred Paul Merbach, Prof.
Pniower, Geheimrat Pompeckj, Geheimrat Posner,
Prof. Strauch, Dr. Leo Zuntz. Aufrichtigen Dank sagen
wir ferner den Herren Direktor Franz Krojanker, Kon-
sul Georg Mamlok, Kommerzienrat Louis Mann und
Spediteur Knauer, die sich um das Zustandekommen der
Ausstellung verdient gemacht haben.

Durch diese Beihilfe gelang es, in künstlerisCncrn
Rahmen — und eine Naturforscher-Versammlung wäre
nicht vollständig o’nne künstlerische Ausdruckmittel —
ein lebensvolles Bild des Werdens der Naturforschung
und ilirer Beziehung zu der Kunst darzubieten.

Deuticbland und Sngtand tm 18.1at>vt)\mdevt

etn Beitt?ag zu it)ven Kun(ibcsicbungcn

oon

tißmann Scbmtt^

A uf dem Gebiete des geistigen Lebens, der Dichtung
1 *• und Philosophie, sind die Beziehungen Deutsch-
lands zu England im 18. Jahrhundert bereits öfters be-
handelt werden. Ö Die Berührungen auf dem Gebiete
der bildenden Kunst verdienen ebenfalls einmal eine
kurze Darstellung. Es werden dadurch einige sprin-
gende Punkte in der Entwicklung unserer deutschen
Kunst während dieses Jahrhunderts verständlich.

Beim Eintritt in das 18. Jahrhundert befinden sich
die Kunst in Deutschland wie auch die in England in
mannigfaltiger Berührung zur italienischen, französi-

b Vgl. Erich Schmidt, „Rousseau, Richardson u. Goethe“,
wo weitere Literaturverweise.

sischen und der damals bereits wieder romanisierten
holländischen Kunst des Barock. Sie beide sind Ab-
zweigungen von dem großen Strome der Kunst, der von
Rom aus über Paris, Antwerpen und Amsterdam das
ganze christliche Europa seit dem 17. Jahrhundert über-
zieht und der namentlich durch die internationalen Be-
ziehungen der höfischen Gesellschaft fortgeleitet
wurde.2) Man betrachte nur die Kunstschöpfungen und

2) Vgl. das soeben im Verlage F. Bruckmann in München er-
schienene Buch des Verfassers: Kunst und Kultur des 18. Jahr-
hunderts in Deutschland. — Eine wichtige Nebenströmung kommt
noch vom chinesischen Barock her; sie findet ihren
Niederschlag in der holländischen Fayence und in den Lackmöbeln
in Frankreich, Holland und England.
 
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