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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Märzheft
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Leporini, Heinrich: Das Rembrandtwerk in Albertina
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0339

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7ahrgang iQ23 1. Mxürzfieft-

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Die Sammlerkreise Deutschlands und des Auslandes
wird es gewiß interessieren, näheres über die bedeuten-
den Kollektionen der Wiener Albertina zu erfahren.
Dr. Heinrich Leporini, der Kustos der berühmten Wiener
Sammlung, wird dem nachstehenden Aufsatz noch
weitere Artikel folgen lassen.

W chon in der alten Albertina in Wien — der erz-
herzoglichen Graphiksammlung — bildeten die
Oeuvrekollektionen der Hauptmeister wie Dürer und
Rembrandt das Entzücken der Kunstfreunde und
Sammler. In schmucken Kassetten, einzeln montiert,
liegt Blatt auf Blatt in den prachtvollsten Abdriicken
voll Brillanz und Leuchtkraft des Druckes, das Schwarz
der Farbe noch so frisch und saftig, als wenn die Bliitter
alle eben erst die Presse verlassen hätten — eine wahre
Perlenreihe von Kostbarkeiten, von Prachtwerken
graphischer Kurtst und Raritäten des Abdruckes, oft nur
in einem oder wenigen Exemplaren existierend. Durch
den Anschluß der kaiserlichen Sammlung (der ehemali-
gen Hofbibliothek), deren gleichfalls reiche aber
weniger in der Öffentlichkeit bekannte Bestände auf der
durch Mariette für den Prinzen Eugen zusammenge-
stellten Kupferstichsammlung aufgebaut waren, kam
eine einzig dastehende Graphiksammlung zu Stande, die
den altbekannten Namen Albertina weiterführt. Daß
durch diese ungeheure Bereicherung der Bestände auch
die Hauptmeisterkollektionen eine Ergänzung erfahren
haben, ist ja selbstverständlich. Dennoch wird der
neue Reichtum zu einem überraschenden Eindruck,
wenn man etwa die neue Zusammenstellung eines
Hauptoeuvres wie das Rembrandts überblickt. Ein un-
geheurer Schatz an Oualitätsstücken und wertvollen

frühen Drucken breitet sich vor uns aus. Man wird
kaum anderswo Rembrandt als Radierer in allen seinen
künstlerischen Offenbarungen eingehender verstehen
und eindrucksvoller genießen können. Wenn ich irn
folgenden nur das Wichtigste aus der langen Reihe von
Wertstücken zusannnenstelle, so wird dem Kundigen
schon die Bedeutung dieser einzigartigen Qualitäts-
sammlung klar.

Ein Hauptstück der ehemaligen Kaiserlichen Samm-
lung ist das berühmte Iiundertguldenblatt im ersten
Zustand (nebst mehreren vorzüglichen Abdrücken des
2. Zustandes und den späteren Nachdrucken von Baillie
von der retouchierten und dann zerschnittenen Platte).
Es ist einer von den neun bekannten Exemplaren und
trägt auf der Rückseite den Vermerk von Rembrandts
Hand: de sixt print op de plaat. Der Grat der noch
frischen Kaltnadelarbeit hebt auf diesem ersten Ab-
druck die Helldunkelwirkung, ohne daß die Farbe
fleckig zusammenfließt. Von den frühen Arbeiten muß
vor allem das in den ersten Zuständen mit Unrecht an-
gezweifelte Blatt der großen Auferweckung des Laza-
rus im ersten Etat hervorgehoben werden. In diesem
frühen Abdruck erscheint die Eigenhändigkeit Rem-
brandts außer Zweifel. Die pathetische Geberden-
sprache und die etwas theatralisch wirknngsvolle Kom-
position dieser prachtvollen Radierung paßt ganz in den
Stil der Sturm- und Drangzeit des Kiinstlers. Auch der
ebenfalls noch von Rembrandts Hand allein herrührende
Abdruck des III. Zustandes (außerdem nur im British
Museum) bildet eine Kostbarkeit der Albertina. Ein
andres Hauptwerk der 30 er Jahre ist das bewegte

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