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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Märzheft
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Donath, Adolph: Der Kunsthistoriker als Künstler: zu den künstlerischen Arbeiten von G. J. Kern
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Bodes Millionen-Stiftung für das Asiatische Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0346

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zu malen, wie er sie sieht und empfindet. Schon seine
Zeichnungen verraten die durchaus malerische Art
seiner Naturauffassung.

In seiner Graphik **) hat G. J. Kern in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit beträchtliche Fortschritte gemacht.
In dem breiteren Format „Regentag an der Ostsee“. zu
dem wir hier die Zeichnung wiedergeben, spiegelt sich
der Stimmungscharakter seines künstlerischen Wesens
wundervoll wieder. Jegliche Wolke scheint hier be-
lebt und der Hauch der dampfenden Wolken überträgt
sich auf Bäume und Gräser, die, vom Windstoß ge-
rüttelt, sich wellend den Wassern entgegenneigen. Daß

der Graphiker aber nicht einseitig ist und daß ihm nicht
bloß die graphisch-malerische Erfassung der Schwin-
gungen von Licht und Luft in der Landschaft gelingt —
der „Vorfrühling“ scheint uns ein Musterbeispiel
seines Einfühlungsvermögens — zeigen auch seine ra-
dierten Akte. Er beherrscht das Handwerk und weil er
sein Handwerk versteht, gewinnt seine künstlerische
Intuition an Festigkeit der Gestaltung. Übrigens hat
auch der Kunsthistoriker G. J. Kern aiese Vorzüge.
Wobei wir dem Wunsche Ausdruck geben möchten,
daß der Künstler Kern den Kunsthistoriker nicht ver-
gessen mache! Für die Kunstwissenschaft sind, meine
ich, so aufrechte Naturen notwendiger denn je.

Bodes jYttütonencStiftung fCit? das A{tattfcf)e JYtufeum.

„Der Kunstwanderer“ hat aus seinen Leserkreisen zahlreiche
Anfragen erhalten, die sich auf die große Millionenspende Wilhelm
von Bodes für das Asiatische Museum in Berlin-Dahlem be-
ziehen. Leider liegt bisher keinerlei Mitteilung des Ministeriums
vor, so daß wir vorläufig nicht sagen können, ob jene Summe von
annähernd 200 Millionen Mark dem beabSichtigten edlen
Zwecke bereits zugeführt worden ist. Im übrigen wäre nicht ein-
zusehen, aus welchem Grunde die maßgebenden Stellen diese große
für ein Museumsziel bestimmte Spende ablehnen sollte, für ein
Museumsziel, das nicht nur richtig erdacht, sondern auch leicht
erreichbar ist. Das Museum in Dahlem ist nämlich fast fertig und
der genannte große Betrag würde zweifellos zum Hauptteil die
Kosten decken, die noch aufzubringen wären. Denn das seinerzeit

**) Eine Reihe von Abbildungen nacli den graphischen
Blättern Kerns veröffentlichen wir mit Zustimmung des Kunst-
verlages E. A. Seeman, Leipzig.

angeschnittene Thema von den Wächtern, deren Zahl niclit
ausreichen würde, um das Museum zu schützen, ist schon deshalb
keine unlösbare Frage, weil einfach die Wächter des Völkerkunde-
museums usf. abwechselnd den Dienst versehen könnten. Schließ-
lich könnte der Rest der aufzubringenden Summe ftir den Ausbau
und die Instandhaltung des Museums, das bei dem heutigen Zuzug
nach dem Westen gerade in Dahlem sehr gut gelegen und für die
Fremden, dank der Untergrundbahn, leicht zugänglich ist, der
seinerzeitigen Anregung Bodes gemäß noch durch eine Versteige-
rung der in Menge angesammelten Dubletten des Völker-
kunde-Museums spielend hereingebracht werden.

Wie im „Kunstwanderer“ ausgeführt worden ist, würde durch
die Schaffung des Äsiatischen Museums in Dahlem, in das die von
Bode selbst gegründete und reich beschenkte Islamische Abtei-
lung des Kaiser Friedrich-Museums zweifellos hineingehört, in
diesem Museum selbst der Platz frei werden für die Kunstgüter,
die heute magaziniert sind und yerkommen. Es könnte nicht

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