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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Märzheft
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Eine neue deutsche Kunst in Sicht?
DOI Artikel:
Kohlhaussen, Heinrich: Das Olderburger Schloßmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0365

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wecken, muß das Gefühl unserer Zusammengehörigkeit,
wahre Vaterlandsliebe und Aufopferungsfähigkeit in
Allen wachrufen. Eine solche Umkehr vollendet sich
aber nicht iiber Nacht, am wenigsten bei uns in
Deutschland, wo schwere Erbfehler uns seit unserem
ersten Auftreten in der Geschichte wiederholt an den
Rand des Unterganges gebracht haben. Möge uns iin
Verzweiflungskampf, der uns jetzt aufgezwungen ist,

die Kraft nicht versagen; dann brauchen wir auch um
unsere Kultur, um unsere Kunst uns nicht zu sorgen:
wir werden sie wiedergewinnen, freilich erst nach
schwerstem Kampfe, nach langer, langer Zeit. Eine
plötzliche Ein- und Umkehr würde uns, auch beim
besten Willen, nur eine neue kurze und verwässerte
Auflage der Kunst-Renaissancen bringen, wie sie im
19. Jahrhundert eine auf die andere gefolgt sind.

Steinrelief vom Grabe der Familie Wu in der Provinz Shantumg aus dem Jahre 147 nach Christi Geburt

Besitzer: Karl W. Hiersemann, Leipzig

Das Otdenbuegee Sebloßmufeum

oon

Hetntitd) Kobtbaußcn

A m 27. Eebruar 1923 wurde unter feierlicher Beteili-
*■ gung der Regierung in Oldenburg das Schloßmu-
seum eröffnet. Der, wie in den meisten Landessamm-
lungen, aus mancherlei Quellen zusammengeflossene
Bestand, kommt hier aus der großherzoglichen Galerie,
aus überkommenem Kirchenbesitz, aus der seit 1887
einsetzeriden Tätigkeit eines Kunstgewerbevereins und
dankt wie vielerorts erste Einrichtung und Wahrung zu-
meist selbstlosen Sainmlern und Freunden (die Namen
v. Alten, Narden und Riesebieter sind zu nennen). Plan-
mäßiger musealer Ausbau und wissenschaftliche Sich-
tung kam allein durch den leider im Krieg gefallenen
Dr. Theodor Raspe, der aus Brinkmanns Schule hervor-
gegangen war.

Nachdem 1921 auf Grund der Begutachtung der
Direktoren des Hamburger und des Kölner Kunstge-
werbemuseums das Schloß als Museumsstätte gutge-
heißen war, begann durch Dr. Müller-Wulkow die Her-
richtung der Räume und Überführung der Kunstwerke
dorthin. Schlösser als Museen! Wieviel Widerstände!
Der betroffene Museumsmann soll unter Schonung alter

Fest-, Prunk- und künstlerisch eigenbedeutsamer
Räume die minder guten neutralisieren, er soll die zu
bewahrenden und die zu verändernden zur Erleichte-
rung des Besuchers in eine sinnvolle, möglichst histori-
sche Abfolge bringen, andererseits, und hier ergeben
sich Komproinisse über Kompromisse, das vorhandene
Material soll nach Art und Größe in oft ungleich liohe,
ungleich große Räume hineinkomponiert werden.
Manche Räume verändern ihr Gesicht. Wo Türen sich
öffneten, schließen sich Wände und umgekehrt. Vor-
der- und Seitenlicht, eine heikle, von Gegenstand zu
Gegenstand zu tiberlegende, nein, praktisch zu er-
probende Frage. Wandfarbe und Gegenstände! Raum,
Wandfarbe und Gegenstände! In jedem Einzelfall eine
Flut von Möglichkeiten und doch nur e i n e endgültige
Lösung. Was dem Raum gut sein kann, schadet oft den
Dingen. Die Farbe soll keine ablenkende, eigenmäch-
tige Wirkung ausüben, sie soll lediglich den Gegen-
ständen dienen, sie binden, dämpfen oder herausheben,
kurzum, sie zur Geltung bringen innerhalb eines be-
stimmten Raumes. Die, programmatisches Vorbild und

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