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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Aprilheft
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Deutsche Möbel des Klassizismus
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Dresdner Jahresschau Deutscher Arbeit / Kunstauktionen / 1400 000 Lire für die Münzssammlung Gnecchi / Berliner Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0395

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in Ebersdorf im Vogtland arbeitete, oder aber K e c k
(Jecke), Kiefer, Zeller und wie sie alle heißen,
eingehender zu behandeln. Für den Markgrafen von
Brandenburg in Ansbach ist ein Ebenist S c h u -
m a c h e r tätig, für den Bischof von Fulda Ignatz
A r n d t in Fulda (von dem ein reicher Schreibtisch von
1800 in Kassel steht, während ein älteres Marqueterie-
schränkchen von 1780 im Museum von Fulda verwahrt
wird), für den Bischof von Passau ein Franz Anton
Rieff (von dem vor 4 Jahren bei Julius Böhler in
München ein eingelegter Spieltisch stand), für den
Grafen von Königsegg-Aulendorf rnacht K. D e n n e r
in Altshausen 1788 gute Intarsia-Kommoden, die sich
noch im Schloß Aulendorf erhalten haben. Überall sind
lokale Meister tätig gewesen, die herauszusuchen sich
sehr verlohnen würde. Ich möchte nur noch auf den
Gottfried A1 b r e c h t aufmerksam machen, von dem
ein signierter Schreibsekretär von 1819 bei Frau Tho-
rade in Oldenburg steht. Überall trifft man manchmal
überraschend eigenartige, gute Möbel aus dem Fnde
des 18. Jahrhunderts oder Anfang des 19., die noch sehr
gut angegliedert werden könnten, wie etwa die Mar-
queterieschränke des Städt. Museums in Olmütz, den
Empire-Notenschrank des Musikübungssaales des
Klosters Andechs, den vom Jesuitenpater Gregorius
Henner 1788 gemachten bemalten Schreibschrank des
Österreichischen Museums *) oder die vornehmen Louis

*) Abbildung in „Kunst und Kunsthandwerk“ XIX (1916)
S. 215.

XVI-Garnituren im ehemaligen Palais des Erzherzogs
Friedrich in Wien. Als für bürgerliche Verhältnisse be-
sonders charakteristisch wären aber aucli noch einige
Interieurs aus der damals besonders wohlhabenden
Handelsstadt Calw in Württemberg, wie in den Häusern
Reichert und Schütze, nicht zu vergessen, ebenso unter
den Handzeichnungen des Museums von Fllwangen die
Zimmerdekorationen von 1790, die auf Anton Winter-
gerst zurtickgehen.

In dieser Weise liätte sicli die fast überreiche
Musterkarte noch beliebig erweitern lassen, zumal auch
sonst noch überall vorzügliche wenn auch vielfach
schlichte Möbel vorhanden sind, die man ebenso gut
hätte heranziehen können. Man wird auch über ein-
zelne Datierungen anderer Meinung sein können, wie
mir etwa die Polsterbänke auf Seite 232 reichlich zu
spät datiert zu sein scheinen.

Doch das sind Kleinigkeiten, die gegenüber den
großen Vorzügen des Werkes nicht in die Wagschale
fallen und leicht bei einer folgenden Anflage eine Ab-
änderung erfahren können, wie auch einzelne kleine
Druckfehler, z. B. auf Seite XXXII. statt „Josefine“
„Maria Luise“, Napoleons zweite Frau, zu setzen ist.
Jedenfalls aber haben wir allen Grund, die große Mülie,
die in dcr Sammlung des Herausgebers wie von Seite
des Verlags liegt, der stets fiir eine einwandfreie Aus-
stattung zu sorgen weiß, in jeder Beziehung anzuer-
kennen und dem Werke die weitestgehende Verbreitung
zu wünschen.

Fragment cines Regence-Sesseis

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Die diesjährige Jahresschau Deutschcr Arbeit
D r e s d e n wird am 17. Mai cröffnet und „S p i e 1 u n d S p o r t“
umfassen. Besonderes Interesse wird es erwecken, daß die w i s -
s e n s c li a f 11 i c h e Seite von Spiel und Sport ganz besondere
Berücksichtigung dabei finden wird. So wird in der historischen
Abtcilung die Entwicklung des Sports in eingeiiender Weise dar-
gestellt werden. Aus dem Altertum stelit der Ausstellung aus
dem von Hcrrn Dr. Neustätter, dem Leiter der wissenschaftlichen
Abteilung, seinerzeit für die historische Abteilung des Hygiene-
museums gesammelten Material viel Anschauliches zur Verfiigung,
wie u. a. Plastiken, Reliefs, Modelle, Photographien. Auch fiir das

Mittelalter und die Neuzeit ist reichlich Material vorhanden, das
voraussichtlich weiter, insbesondere aus Privatkreisen, ergänzt
werden wird. Außerdem steht der Ausstellung eine ganz besonders
interessante Darsteilung zur Verfiigung, und zwar das erste Segel-
flugmodell, das lange vor Lilienthal bis ins Jahr 1763 zuriickreicht.
Aucli das Modell eines alten Ballspielhauses wird Intcresse er-
wecken. Bemerkenswert ist, daß der Jahresschau die prächtigen
Räume dcr ehemaligen Königlichen Villa'in der Parkstraße, also
in unmittelbarer Nähe des Stadions, zur Verfügung gestellt wurden,
wo eine wesentlich bessere Aufbewahrung gesichert ist als in Aus-
stellungshallen, was fiir die Ausstellungsobjekte der wissenschaft-

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