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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Aprilheft
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Zülch, Walther Karl: Kunsttransport und Kunsthandel: Beiträge aus der mittelalterlichen Messestadt Frankfurt a. M.
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Schweinfurth, Philipp: Vasari
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0418

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Conrad Offenbach, der mutmaßliche Stammvater des
Malers Philipp Uffenbachs. Durch vier über fast hun-
dert Jahre verstreute Urkunden ist die Kunst des Nie-
derrheins, des Südens, Nordens und Ostens mit dem
Mittelrhein verbunden worden. Sie zeigen, wie das
werbende Geld durch das zerissene friderizianische
Zeitalter und die garnicht landfriedensfrohe Epoche

seine Wege fand, gefolgt von der Kunst. Ihr schein-
barer, durch die Vereinzelung relativer Wert wird auf-
gehoben, wenn in jedem Einzelfall ersichtlich ist, daß
nur einem besonderen Umstande ihre Erhaltung zu
danken ist, sie deshalb als einzige Zeugen von nicht
beurkundetem Gleichwertigem um so größere Beach-
tung verdienen.

Carl Hagemeister, Marine. Aus dem Besitz der Galerie Ernst Arnold, Dresden

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Unser Mitarbeiter Dr. Philipp Schweinfurth, Univer-
sitätsdozent in Riga, hat soeben im Newa-Verlag, Berlin,
die erste russische Ausgabe von Giorgio
Vasari, Lebensbeschreibungen des ausgezeichneten
Malers, Bildhauers und Architekten der Renaissance, mit
einer Einleitung und mit Anmerkungen veröffentlicht.
„Der Kunstwanderer“ gab Dr. Schweinfurth die Anre-
gung, uns einen Teil der Einleitung zu seinem russischen
Vasari zur Verfügung zu stellen.

| as Lebeu Vasaris vollzog sich inmitteu zweier mit-
einander ringenden Welten. 1511 wurde er ge-
boren, in den großen Tagen der Sixtinischen Kapelle
und der vatikanischen Stanzen. Der Knabe ist 1520 neun
Jahre alt beim Tode Raffaels; der neunzehnjährige
Malschüler flieht aus dem belagerten Florenz. Die
Jugendzeit Vasaris fiel noch mit jenem herrlichen Auf-
schwung zusammen, der im Laufe von vier Jahrhunder-

ten alle lebendigen Kräfte der italienischen Nation zu
schöpferischer Begeisterung geeint hatte. ln den
Hymnen des heiligen Franz, im Schimmern der Peters-
kuppel war eine erhabene Leidenschaft hervorgetreten,
dem Leben das Freieste, das Schönste abzuringen. Als
1574 Vasari zu sterben kam, war dieser lichten Epoche
der Evolution bereits das Finster einer allgemeinen
Stagnation gefolgt. Die schöpferische Kraft war ver-
siegt, Gedanke und Tat wie in schwere Ketten gelegt.
In Venedig lebte damals nocli der hundertjährige Tizian.
Doch mit dem Tode Michelangelos im Jahre 1564 war
das Zeitalter der Renaissance am Ende angelangt.

Giorgio Vasari war persönlich allerdings ziemlich
weit von jenem Pessimismus entfernt, der uns Heutige
überfällt, wenn wir auf den Gang der europäischen Ge-
schichte in jener Zeit zurückblicken. Gewiß sah auch

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