Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
2. Maiheft
DOI Artikel:
Waser, Otto: Der angebliche Marc Aurel der Zürcher Archäologischen Sammlung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0461

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
frappiert zumal die Übereinstimmung unseres Bild-
nisses mit dem des Sept. Severus in der Profilansicht,
und dabei denke ich, abgesehen etwa von der hier vor-
geführten Abb. 4 (= Bernoulli T. 13 b. Stückelberg
T. 68, vgl. auch Bernoulli T. 11a) insbesondre an den
Sept. Severus im Büstenzimmer des Vatican, dessen
Profil erkennen läßt eine Photographie der Edizione
Alinari (6465). Und bezeichnend ist docli auch, daß die
erwähnte Faltenbildung an der Toga der Ziircher Büste
in ähnlicher Weise just bei einem Sept. Severus zuerst

Abb. 3. Marmorbüste des Marc Aurel
im Louvre

uns begegnet (Bernoulli T. 13). — So drängt uns gerade-
zu diese Konfrontierung zur Annahme, daß wir in der
Zürcher Büste am ehesten ein früheres Bildnis des Sept.
Severus vor uns haben, das des noch jüngern, noch
leidenschaftlicheren Septimius. Dies würde aucli die
unmlttelbar sich einstellende Erinnerung an das Cara-
callabildnis erklären. Denn die Ähnlichkeit von Vater
und Solm ist nicht zu verkennen, nur daß eben im
Porträt Caracallas die gemeinen und gaunerischen Züge
auftreten, die wohl als Erbtcil von der syrischen Muttcr
her in Anschlag zu bringen sind. Aber auch der Afri-
kaner Septimius Severus war leidenschaftlicher Art,
,natura saevus1 nach Eutropius (VII1 18, 4).

Den Gedanken an Sept. Severus hat gelegentlich

schon die treffliche Kollegin Marg. Bieber geäußert (a.
O.), doch nicht weiter verfolgt, sich dahin bescheidend,
es sei ihr am wahrscheinlichsten, „daß wir in dem Zür-
cher Kopf das Porträt eines unbekannten Römers aus
dem Anfang des 3. Jalirh. n. Chr. besitzen“. Icli glaube
aber, die vorliegenden Argumente dürften durchaus da-
zu berechtigen, die Zürcher Büste auf den Narnen S e p t.
Severus zu taufen, auf den Namen dessen, der „in
historischer und dynastischer wie auch in persönlicher
Beziehung zu den bedeutendsten Kaisern des 3. Jahrh.

Abb. 4. Marmorbüste des Septimius
Severus im Louvre

gehört“ (Bernoulli), des Sept. Severus, desseti drei-
toriger Triumphbogen seit 203 n. Chr. noch immer statt-
lich aufragt auf dem Forum Romanum am Fuß des
Capitol und von dem Bernoulli auf Grund eigener An-
schauung (abgesehen von Gemmen und sonstigen Re-
liefs) nahezu 60 Bildnisse als vollkommen sicher be-
zeichnen konnte. Das Schicksal unserer Zürcher Büste
aber, statt Sept. Severus fälschlich M. Aurel genannt
zu werden, teilten vier der bei Bernoulli aufgezählten
ITildnisse (Nr. 37 f., 44 und 46), nämlich die Togastatue
im Giardino Boboli und der Kopf im Cortile des Palazzo
Riccardi zu Florenz, die seinerzeit im Schloß Cattaio
befindliche Büste und ein Standbild im Hof des Dogen-
palastes zu Venedig.

389
 
Annotationen