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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Maiheft
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Engelmann, Max: Der Wegmesser des Pfalzgrafen Johann Kasimir
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Sauerlandt, Max: Altberliner Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0464

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dem als drittes das Rautenwappen Bayerns beige-
fügt ist. Die Schrift auf dem feuervergoldeten Ziffer-
blatt lautet: „Illustriss : Princeps DN : Johannes
Palatinus Rheni, Dux Bavariae, Ht Comes Veldcntiae,
Ad C : S : Usum Me Faciendum Curavit 1584“.

Der langste der drei Zeiger trägt die Inschrift
„Ruten“, der mittlere „Morgen“ und der kleinste „Mei-
len“. Die Unterteilung aller drei Maße betrug je
60 Teile. Der Umfang des Wagenrades mußte zu diesen
Teilungen in Beziehung stehen. Da die Unterteilung
des Längenmaßes Rute 12 Fuß betrug — hier muß der
rheinländische oder preußische Fuß (auch Schuh) an-
genommen werden — dürfte der Radumfang jedenfalls
12 Fuß betragen haben. Eine einfache Rechnung ergibt
dann, daß mit einer neuen Ablesung erst nach einem
Weg von 12 Fuß X 60 Ruten X 60 Morgen X 60 Meilen

= 2 592 000 Fuß begonnen zu werden brauchte. Dieses
letztere Maß entspräche 813 499,2 m, bei einem Werte
des rheinischen Fußes von 0,31385 m. Der Pfalzgraf
konnte also bei rund 813 km z. B. ein Stück Umweg
wagen, um von seiner Grafschaft Veldenz oder von
Kaiserslautern nach München und zurückzukommen,
ohne daß er eine neue Ablesungsreihe hätte beginnen
miissen.

Das gänzlich eiserne Werk des Wegmessers ist
sachlich klar und außerordentlich sauber gearbeitet.
Seine kräftige Gliederkette, nach Art der Zugketten in
den Spindeluhren, und ein eigenartiger Schrägtrieb-
eingriff lassen einen weitausgebildeten Verfertiger er-
kennen. Auch in diesen Beziehungen ist der Weg-
messer des Pfalzgrafen Johann Kasimir ein Denkmal
der Feintechnik des 16. Jahrhunderts.

Aus der Vitruvausgabe des Rivius,
Nürnberg 1548

Schnitt vermutlich von Peter Flötner

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Sammlung:

E. von Bassermann-Jordan,
Miinchen

Altbet’Unet’ payencen*)

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I n erstaunlicher Zahl und in allen Abstufungen der
Qualität (und der Handelsbewertung) erhalten, sind
die deutschen Fayencen aus der 2. Hälfte des XVII. und
dem XVIII. Jahrhundert seit Jahrzehnten das Lieblings-
gebiet privaten Sammeleifers geweseri. Hier war es
noch bis an die Schwelle der Kriegszeit möglich, mit
dem Aufwand von geringen Mitteln eine stattliche Kol-
lektion vollgültiger „Museumsstücke“ zusammenzu-

*) Altberliner Fayencen von Otto v. Falke. Verlag von
Ernst Wasmuth A.-G., Berlin.

bringen und hier, wo die Fülle des Materials, im Groben
freilich schon gesichtet und klassifiziert, im Feinen doch
immer noch nur unvollkommen „bestimmt“ war, öffnete
sich. ein breites Feld, auf dem jeder Liebhaber das
Steckenpferd dilettantischer Stilkritrik ungestraft und
schwer zu widerlegen nach Herzenslust tummeln und
den Blick am Auflösen der irnmer neu auftauchenden
Buchstabenrätsel von Fabrik- und Malersignaturen
schärfen konnte.

Aus der unübersehbaren Menge dieser großen
kleinen und kleinsten Privatsammlungen deutscher

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