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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
1./2. Juliheft
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Glück, Gustav: Aus der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien: Erwerbungen und Neugestaltungen 1920-1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0539

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Donauschule um 1523. Vor der Kreuzigung Cliristi

derts wurde urn mehrere Stücke vermehrt, darunter die
naiv erzählte und farbenfrche Anbetung der Hirten von
dem sogenannten M e i s t e r d e r V i r g o i n t e r v i r -
g i n e s (friiher in der Sammlung Somzee in Brüssel),
die schöne, durch die stilvollen Figuren auf feinem
landschaftlichen Grunde und den prikelnden Schmelz
der Farbengebung hervorragende Darstellung Ruths
und Naemis, das zweite Werk J an Scorels, das
die Galerie besitzt, und endlich die eigentümlich
manieristische Komposition des von Vulcan im Netze
gefangenen Liebespaares Mars und Venus von M a r -
t e n van Heemskerck, ein wertvolles Vermächt-
nis des Kunsthistorikers Oswaid Kutschera. Unter
den holländischen Gemälden des 17. Jahrhunderts
nimmt sich das ebenso virtuos gemalte wie gezeichnete
Damenbildnis von Bartholomäus v a n d e r
H e 1 s t (früher in der Sammlung Fairfax Murray in
London) vortrefflich aus, zumal da dieser Künstler in
der Galerie nocli nicht vertreten gewesen ist. Die
reiche Sammlung vlämischer Werke des 17. Jahr-
hunderts hat durch die Erwerbung der zwei mit bru-
taler Jugendkraft um 1609 gemalten Porträte des Erz-
herzogs Albert und seiner Gemahlin Infantin Isabella
von Rube n s eine kunstgeschichtlich sehr wichtige
Bereicherung erhalten. Dazu kommt noch das höchst
lebensvolle Bildnis eines älteren Mannes aus der Zeit
um 1660, das in der Sammlung des Herrn L. Lieben,
aus der es als Legat an die Galerie gelangt ist, den
Namen Pnilipp de Champaignes führte, bei dem man
aber auch an französischen Ursprung denken kann.

Eine Reihe von italienischen Skizzen der Barock-
zeit, von B a c i c c i o , Bazzani, Sebastiano
Ricci sind für die Wiener Galerie von Bedeutung,
da dadurch der Zusammenhang der österreichischen
Barockmalerei mit der italienischen noch klarer wird,
als bisher. Diesen temperamentvollen Werken schließt
sich ein kleines Bild von G i o v a n n i Domenico
T i e p o 1 o würdig an: es ist ein merkwürdiger
Gegenstand, die Darstellung einer jener Überfuhr-
barken, die in Venedig uoch im neunzehnten Jahr-
hundert als schwimmende Omnibusse den Verkehr
mit den Inseln vermittelten, darauf eine zahlreiche
Reisegellschaft nebst Bootsleuten, lebendig charakte-
risiert und sich in feinen Farbentönen von dem venezia-
nischen Himmel abhebend. Ein paar Deckenskizzen
von denr Deutschen Januarius Z i c k lassen den
Einfluß der französischen Kunst auf die deutsche des
18. Jahrhunderts erkennen. Endlich sei noch eine höchst
lebendige, vorzüglich in der breiten Technik seiner
späten Zeit gemalte Selbstbildnisstudie von F r a n -
cisco Goya als das erste Werk des Ktinstlers in
der Galerie erwähnt.

Die nächste Aufgabe in der Galerie wird die neue
Aufstellung der Abteilung der italienischen Renaissance
sein, um die Lücken auszufüllen, die durch die Entfüh-
rung einer großen Anzahl von Gemälden nach Italien
entstanden sind. Es wäre höchst erfreulich, wenn sich
bei diesem Anlaß Gelegenheit zu Ergänzungen böte und
italienische Werke aus dieser und aus früheren Epochen

Albrecht Altdorfer, Maria mit dem Kinde (1531)

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