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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:
Zülch, Walther Karl: Chinesische Keramik: Ausstellung im Frankfurter Kunstgewerbemuseum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0570

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lD. K.

| ie zweitausen'djährige Entwicklung eines kunstge-
werblichen Zweiges in ausgesuchten Werken, die
in klarer Sichtung und Ordnung sechs Säle fülleri, über-
schauen zu können, dürfte ein ebenso großer wie einzig-
artiger Genuß sein. Darüber hinaus bedeutet diese Aus-
stellung als Erstveranstaltung auf deutschem Boden
eine Fundgrube für den Forscher sowohl, wie für den
Liebhaber chinesischer Porzellane.

Der heutige Begriff Porzellan deckt sich weder mit
dem bei uns schon vor der europäischen Erfindung ge-

Bülcb

das Thema durch Voranstellen der uns erst seit kaum
zwanzig Jahren bekannten Frühkeramik und
deren, nicht nur auf Porzellan beschränkte, Ausläufer
bis in die Neuzeit zu einer Gesamtdarstellung
chinesischer Töpferkunst erweitert.

Der Organisator, Direktor des Kunstgewerbe-
museums Professor Dr. Robert S c h m i d t, hat die
Einteilung nach Dynastien zu Grunde gelegt, ohne sich
im Aneinanderfügen und Gegenüberstellen ästhetisch
wirkungsvoller Schöpfungen nur von historischen Rück-

Blanweißes Porzellan: 1. Flaschenvase, 1. Hälfte 17. Jhdt. Augsburger vergoldete Silberfassung, Mitte 17. Jhdt.
2. Kumrne in (wahrscheinlich) englischer silbervergoldeter Fassung 16. Jhdt. 3. Kanne, um 1600. Europäische

(holländische ?) Silberfassung. 17. Jhdt.

bräuchlichen, auch Steinzeug oder porzellanartige, noch
nicht mit Kaolin gemischte Masse umfassenden, wie er
andererseits nicht den vom Chinesen an das Porzellan
gestellten Anforderungen entspricht. Der Europäer ver-
langt vom Porzellan Durchsichtigkeit, Härte und Klang,
der Ghinese nur Härte und Klang. Kaolin wurde schon
seit dem siebten christlichen Jahrhundert verwendet,
bei Erzeugnisse des Ting yao und Seladon; um 1100
kann man bereits im Zweifel sein, ob man es schon mit
echtem Porzellan zu tun hat. Das in unserm Sinne echte
chinesische Porzellan, dessen Bliitezeit um 1400 beginnt,
unterscheidet sich in seiner Zusamtnensetzung — weni-
ger Kaolin, tnehr Feldspat und Quarz—, wesentlich vom
europäischen Hartporzellan. Die anders geartete Masse
bietet außerordentliche künstlerische Vorzüge, die durch
besondere Technik vorteilhaft ausgenutzt wird.

Ist das chinesische Porzellan Haupt-
inhalt der Ausstellung, stellen seine Erzeugnisse auch
das größte Kontingent der sichtbaren Objekte, so ist

sichten — die oft genug unter den Sinologen Gegen-
stand heftigster Fehde sind —, einengen zu lassen. Die
auf Schönheit, Übersichtlichkeit und vollkommenste
Auswirkung jedes einzelnen Schauobjektes eingestellte
Ausstellung wird gestützt und vertieft durch einen vom
Anordner verfaßten Katalog, der mit allen Hilfsmitteln
der Forschung jeden Gegenstand erschöpfend kritisch
und künstlerisch würdigt, dazu in Buntfarbendruck und
Tafeln die Glanzpunkte abbildet. (Im Verlage Englert
und Schlosser, Frankfurt).

Kunde von chinesischer Frühkeramik dringt zu uns
aus Gräbern, die, dem Chinesen unantastbar, bei den
Eisenbahnbauten geöffnet wurden und ihren kostbaren
Inhalt dem Kunsthandel preisgaben. Die sehr weit zu-
rückreichenden Nachrichten der chinesischen Literatur
lassen sich nur schwer mit den Funden in Einklang
bringen, wodurch sicli die heftige Gegnerschaft unter
den Gelehrten über die Datierung erklärt. Sehr man-
nigfach und zahlreich — oft iiber hundert in einem
 
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