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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Aprilheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Nymphenburger Porzellan: zum Abschluß des Monumentalwerkes von F. H. Hofmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0249

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Ofenkonstruktionen und dergleichen wiedergibt. In
illustrativer Hinsicht bildet der dritte Band allerdings
nur noch eine Nachlese gegenüber den beiden in dieser
Beziehung wichtigeren ersten Bänden. Und trotzdem
wird hier nicht nur die spätere Zeit ausgiebig bedacht,
sondern wir lernen gerade hier die überaus interessan-
ten Varianten, Um- und Bearbeitungen früherer Modelle
kennen, wie sie namentlich nach dem Tode Bustellis mit
dessen Modellen vorgenommen worden sind. Beson-
ders die wenig erfreulichen Arrangements von See-
fried, Auliczek und Kirchmeier sind hier sehr lehrreich.
Wenn Hoffmann die bekannte Statuette der stehenden
Diana mit dem Windspiel aus dem Werke von Auliczek
aussche'idet und sie erst als eine Arbeit von Kirchmeyer

rnalern zälilte — der Ausdruck „Pfuschmaler“, der wohl
in alten Aufzeichnungen auch vorkornmt, wäre tunlichst
wieder aus der Literatur zu beseitigen —, nun als einen
Hauptfabriksmaler der Landschaftgruppe aufgenom-
men. Man wird überhaupt gut tun zunächst den dritten
Band zu lescn, weil hier viele frülrere Angaben Hof-
manns richtiggestellt werden.

Kleine Irrtümer werden sich leiclrt richtigstellen
lassen. So besitzt das Stuttgarter Landesgewerbemu-
seum leider weder die Tasse mit dem Dürerporträt von
Adler noch die Tasse mit dem Fruchtstück von Nacht-
mann, die ihm hier (S. 624 und 642) in liebenswürdiger
Weise zugesprochen werden. Der Holzmaserdekor,
der für das späte Nymphenburg besonders charakte-

Ansclmo (?) u. Corine (?)
aus der

italienischen Komödie
N y m p h e n b u r ger M o d e 11 e
von Franz Anton Buste-lli

Bay.ertsohes
Niationaimusaum
in Münohen

vom Jahre 1802 gelten lassen will, verrnag ich mich
dieser Ansicht nieht anzuschließen, sondern bin der
Überzeugung, daß die Diana von Kirchmeyer ganz
anders, nämlich vollständig klassizistisch ausgesehen
haben muß.

Von dem besten Rokckomaler, nämlich Bartholo-
mäus Weiß, der allerdings nur gelegentlich — zum
Unterschiede von seinem Vater — und niclit im regel-
mäßigen Solde der Fabrik arbeitete, wird auf eine wich-
tige Madonnenzeichnung des Berliner Kupferstich-
kabinetts hingewiesen, die auch abgebildet wird. Da-
gegen kennt Hofmann keine seiner Porzellanmalereien.
Und doch ist ein solches, obendrein ausgezeichnetes
Stück vorhanden, nämlich der signierte Dosendeckel
des Berliner Schloßmuseums, wie ich demnächst ein-
gehender auszuführen gedenke. Andererseits liat Hof-
mann den Maler Lindemann, den er früher zu den Haus-

ristisch ist, kann auch niclit erst von Böhngen, der 1796
nach Nymphenburg kommt, aus Niederweiler mitge-
bracht worden sein, da ihn Hofmann selbst zwei Seiten
später (II!. S. 606) schon 1781 im Bericht von Nicolai
als eine Eigentümliehkeit der Fabrik bezeichnet.
Schließlich darf vielleicht auch darauf aufmerksam ge-
rnacht werden, daß in dem dritten Band die Schreib-
weise verschiedener Künstler keineswegs einheitlich
ist. Aber dies wird sich alles leicht korrigieren lassen,
wenn wieder eine neue Auflage notwendig werden
wird. Für diesen Fall vvird wohl Hofmann gewiß an
Stelle des unveränderten Abdruckes mit Nachträgen die
zwar mühevollere aber ungleich wertvollere einheit-
liche Zusammenfassung des gesamten Materials vor-
nehmen. Der Gegenstand verdient es. Gerade durch
die Forschungen Hofmanns hat man die Nymphen-
burger Fabrik, deren ganze Leistungsfähigkeit in die

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